„Krone“-Kommentar

Europa vor der Neuordnung

Analysiert für die „Krone“: Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz

(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Es ist gut, wenn die Waffen schweigen, doch die Kapitulation der Ukraine, die Trump Putin anbietet, wird leider nicht den erwünschten Frieden bringen. Kapitulationsverhandlungen sind das Signal an den Kreml: Krieg lohnt sich!

Das berührt unmittelbar die Sicherheit anderer Länder. Es gilt notgedrungen, ein neues Sicherheitssystem auf europäischer Ebene aufzubauen. Dazu hat sich bei dem Krisengipfel in London der Kern einer Art Euro-NATO gebildet – inklusive Kanada und Türkei.

Wie dringend das Zusammenstehen Europas ist, zeigt der Verzicht Frankreichs auf seine traditionelle Rolle, die erste Geige zu spielen. Präsident Macron reiht sich an der Seite Großbritanniens ein. Die beiden sind Europas Atomwaffenmächte; bisher zu ihrer eigenen nationalen Sicherheit. Sie könnten einen atomaren Schutzschirm über Europa legen, aber selbst das würde nicht für eine glaubhafte Abschreckung reichen. Es braucht letztlich doch die USA – zum Beispiel mit ihrem Beobachtungs- und Kommandonetz aus dem Weltall.

Europa muss auch auf einen Truppenrückzug oder zumindest deutliche Truppenverringerung der USA in Europa gefasst sein. Denn Trump hat ganz einfach die Seite gewechselt: So darf das US-Militär Russland nicht mehr mit Cyberoperationen reizen.

Macht kennt kein Vakuum. Wenn Amerika geht, kommt Russland als Hegemonialmacht (Schutzherrschaft). Es liegt an Europa, dies zu verhindern.