Schlimme Vorwürfe

Arzt verlässt Klinik mit heftiger Kritik im Gepäck

Niederösterreich
05.03.2025 05:50

Geht es um das Wohl der Patienten oder ist es die Rache eines Urologen, dem nicht mehr vertraut wurde? Die heftigen Vorwürfe eines Doktors der Abteilung in Waidhofen an der Thaya gehen jedenfalls schwer an die Nieren. Die ärztliche Krankenhausleitung traut zum Teil ihren Ohren nicht, als sie die „Krone“ damit konfrontiert, und hält voll dagegen.

Wenn es um die beliebteste Urologie des Landes geht, ist das Krankenhaus Waidhofen an der Thaya ganz vorne mit dabei – neunmal durchgehend konnte man sich dort sogar Platz 1 sichern. Aber auch aus medizinischer Sicht gibt es dort seit Jahrzehnten eine hohe Expertise, hört man öfters aus einschlägigen Kreisen.

Umso mehr schockieren die Vorwürfe des Universitätsdozenten Badereddin Bader, der seit April 2023 dort in Teilzeit als Arzt arbeitet und dessen Zweijahresvertrag nun ausläuft.

„Mein Interesse gilt dem Wohle der Patienten in Waidhofen“, betont Universitätsdozent Badereddin Bader im „Krone“-Interview. (Bild: Imre Antal)
„Mein Interesse gilt dem Wohle der Patienten in Waidhofen“, betont Universitätsdozent Badereddin Bader im „Krone“-Interview.
Gesundheitssprecherin Silvia Moser (Grüne) hat ebenso die Schilderungen des Doktors gehandelt: „Ich habe die Vorwürfe an den Patientenanwalt weitergeleitet.“ (Bild: Imre Antal)
Gesundheitssprecherin Silvia Moser (Grüne) hat ebenso die Schilderungen des Doktors gehandelt: „Ich habe die Vorwürfe an den Patientenanwalt weitergeleitet.“
Spitals- und Abteilungsleiter weisen die Vorwürfe des Arztes im Gespräch mit der „Krone“ deutlich zurück. (Bild: Schindler Klaus)
Spitals- und Abteilungsleiter weisen die Vorwürfe des Arztes im Gespräch mit der „Krone“ deutlich zurück.
Einen hervorragenden Ruf genießt die Abteilung für Urologie in Waidhofen an der Thaya. Mit einem Arzt hing dort nun der Haussegen mächtig schief. (Bild: Schindler Klaus)
Einen hervorragenden Ruf genießt die Abteilung für Urologie in Waidhofen an der Thaya. Mit einem Arzt hing dort nun der Haussegen mächtig schief.
Wirbel um die Abteiung des Landesklinikums Waidhofen an der Thaya. (Bild: Schindler Klaus)
Wirbel um die Abteiung des Landesklinikums Waidhofen an der Thaya.

Urologe packt aus
Der 53-Jährige wandte sich mit drastischen Schilderungen an die „Krone“: Wichtiges Personal oder Infrastruktur würden fehlen, die eine hohe medizinische Qualität und Sicherheit für Patienten gewährleisten – die Zukunft sei unsicher.

Auch Mobbing und Postenschacher stehen auf der langen Liste harscher Kritik, die der Arzt mit Wiener Ordination anführt. Bader wandte sich auch an die Grünen: „Wenn dies nur annähernd stimmt, ist die Situation untragbar“, zeigt sich Gesundheitssprecherin Silvia Moser betroffen.

Der Beginn des Unfriedens
Erste Probleme stellte der Urologe nach gutem Start fest, als ihm auf einmal bei Operationen Kollegen zur Seite gestellt wurden. Obwohl es nie Probleme gegeben habe. Bader hätte zum guten Ruf der Urologie beigetragen – so operierte er sogar einen Botschafter vor Ort.

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Einen geplanten Eingriff hätten wir erstmals gemacht, ohne dafür ausgerüstet zu sein? So ein Schwachsinn!

(Bild: Schindler Klaus)

Der ärztlicher Leiter Hermann Reiter sagt, dass Dr. Bader lüge.

Der ärztliche Klinikleiter Hermann Reiter stellt sich mit Armin Kroat, seit Kurzem interimistischer Chef der Urologie, den Vorwürfen. „Er hat zwei Operationen in den Sand gesetzt. Diese Fälle kann man bis ins AKH verfolgen“, ärgert sich Reiter über das Anschwärzen und sagt, dass man Bader nicht mehr vertraut habe.

Leiter verteidigen Vorgehen
Für sein theoretisches Wissen habe man ihn sehr geschätzt, praktisch habe er aber einige Techniken, die vor Ort Standard sind, nicht ganz beherrscht. „Und manchmal geht leider etwas schief. Als Vorgesetzte müssen wir das erkennen und zur Patientensicherheit beitragen“, ergänzt Kroat, dem Bader vorwirft, dass er als „junger, unerfahrener“ Arzt zum interimistischen Urologie-Leiter gemacht wurde, ohne dass erfahrenere Kollegen gefragt wurden. Kroat ist aber zwölf Jahre lang Facharzt und war sechs Jahre Stellvertreter des Chefs.

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Vielleicht muss ich öfter Mitarbeitergespräche mit Kollegen führen, damit ich ausloten kann, wo es ein Problem gibt.

(Bild: Schindler Klaus)

Armin Kroat leitet seit drei Monaten die Urologie. Er will Lehren ziehen.

Auch Baders Vorwürfe zu medizinischen Verläufen und Praktiken entgegnen die beiden entschieden. Während es dem scheidenden Arzt „rein um das Wohl der Patienten“ gehe, sieht das Reiter in vielen Dingen ganz anders: „Das stimmt einfach nicht. Der lügt!“

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