Notre Dame

Alte Dame in neuem Glanz

Reisen & Urlaub
06.03.2025 11:00

Vor knapp sechs Jahren stand die Kathedrale Notre Dame in Flammen, jetzt ist sie perfekt renoviert wieder zu bewundern. Nicht das einzige Großprojekt in Frankreichs Hauptstadt.

Wir werden Notre Dame wieder aufbauen, schöner als zuvor! – das versprach Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am 16. April 2019, gleich nach dem verheerenden Brand der mehr als 800 Jahre alten Kathedrale im Herzen von Paris, pathetisch. Die Meisten hielten das für einen Wunschtraum, unmöglich zu erfüllen.

Und doch war das „Wunder“ nach fünfeinhalb Jahren vollbracht: Zigtausende Spender aus 150 Ländern (unter ihnen mehrere Großspender aus Frankreichs Industrie) brachten fast 900 Millionen Euro für die Renovierung auf, seit Dezember können Besucher aus aller Welt bewundern, was mehr als 2000 Architekten, Steinmetze, Zimmerleute und Restauratoren in akribischer Kleinarbeit, großteils mit den gleichen Werkzeugen wie ihre Vorfahren vor mehr als 800 Jahren, geschaffen haben.

INFOS

Anreise:
Direktflug Wien-Paris, ca. 2 Stunden, mit Air France oder AUA

Allgemeines:
www.france.fr
Alles über Paris, auch auf Deutsch, Tipps, Tickets, Reservierungen
www.parisjetaime.com/ger

Handwerksateliers:
www.wecandoo.fr
Steinmetz:
www.wecandoo.fr/ateliers/taille-de-pierre

Hoteltipp:
www.damedesarts.com
kleines feines Hotel, ein paar Minuten von Notre Dame, mit Innenhof-Garten. Die Dachterrasse mit fabelhaftem Rundblick ist auch für Nicht-Hotelgäste zugänglich!

Zu Hilfe kam ihnen dabei modernste Technologie: mit einem Laserscan war ein genauer digitaler Bauplan erstellt worden, so wurden selbst komplizierteste Details mit Präzision rekonstruiert.

Durch aufwendige Renovierung wie „neu“
Die drei berühmten Rosettenfenster der Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert hatten das Feuer auf wundersame Weise, aber stark verrußt überstanden. Glasmachermeister entfernten jedes einzelne Stück Buntglas mit traditionellen Methoden, reinigten es und setzten das „Puzzle“ wieder zusammen. 8000 Orgelpfeifen, die Gemälde, 2300 Statuen sind wieder „wie neu“, Besucher sehen alle Feinheiten des imposanten Innenraums jetzt besser als je zuvor.

Durch die aufwändig gereinigten historischen Fenster und den wieder ganz hellen Kalkstein ist jetzt jedes Detail der gotischen Kathedrale wunderschön zu sehen. (Bild: GARDEL Bertrand /hemis/laif)
Durch die aufwändig gereinigten historischen Fenster und den wieder ganz hellen Kalkstein ist jetzt jedes Detail der gotischen Kathedrale wunderschön zu sehen.
(Bild: IMAGO/Bestimage)
(Bild: IMAGO/Bestimage)

Auch die ikonische Kalksteinfassade strahlt, frei von Ruß und Verschmutzung, hell cremefarben wie vor Jahrhunderten. Steinmetzmeister haben beschädigte Wasserspeier, Statuen und Reliefs renoviert, Jeder Stein, der zu stark beschädigt war, wurde durch identischen Kalkstein aus denselben Steinbrüchen, die beim ursprünglichen Bau genutzt wurden, ersetzt.

Die Turmspitze, das bekannteste Merkmal von Notre Dame, ist bis hin zu den filigranen Statuen der Zwölf Apostel genauso rekonstruiert, wie sie vor dem Brand aussah. Ein neuer vergoldeter Hahn ist an ihrer Spitze angebracht. Er enthält Relikte des Originals – eine symbolische Anspielung auf die Vergangenheit und eine Hoffnung für die Zukunft.

Eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten
Trotz der hohen Kosten bleibt der Besuch des Pariser Wahrzeichens kostenlos. Bei unserem Lokalaugenschein waren wir frühmorgens noch fast allein in der Kathedrale, bald aber formierten sich schon Touristenschlangen. Die Reservierung eines Eintritt-Slots per Internet ist empfehlenswert. Schließlich gehörte Notre Dame vor dem Brand mit 12 Millionen Besuchern jährlich zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Europas.

Wieder zu besichtigen:

Unter dem Motto „kulturelle Erneuerung der Metropole“ präsentiert Paris heuer:

  • Das 2024 renovierte Museum Jacquemart André in einem Palais aus 1875 enthält außer prunkvollem Mobiliar im Stil der Belle Epoque auch eine vom Erbauer und dessen Frau zusammengetragene Privatsammlung mit mehr als 3000 Kunstwerken. Und den schönsten Teesalon von Paris.
  • Das für die Weltausstellung 1900 errichtete Grand Palais an den Champs Élysées wurde in den vergangenen drei Jahren restauriert.
  • Die Garnier-Oper feiert 2025 ihren 150. Geburtstag. Die luxuriösen Innenräume mit Marmortreppen, Onyx-Logen, Vergoldungen und einem Deckengemälde von Marc Chagall sind tagsüber auf eigene Faust zu erkunden.
  • Die Basilika von Saint-Denis, deren 1845 bei einem Sturm zerstörter zweiter Turm gerade wieder aufgebaut wird, bietet ein riesiges gotisches Kirchenschiff sowie die Grabstätten von 55 französischen Herrschern – unter ihnen auch die Grabdenkmäler für Ludwig XVI. und seiner Frau Marie Antoinette.  
Teesalon im Museum Jacquemart André (Bild: Stephan Mussil)
Teesalon im Museum Jacquemart André

Wer Handwerkskunst nicht nur bewundern, sondern auch ausprobieren möchte, dem stehen über die Plattform wecandoo.fr zahlreiche Workshops offen. Wir haben bei Steinmetzmeister Philippe Grégory zwei Stunden lang hellen, weichen Kalkstein aus dem Steinbruch von Bonneuil, wie er auch beim Notre Dame verwendet wurde, mit Hammer und Meißel nach historischen Schablonen bearbeitet. Unglaublich, wie auch blutige Anfänger (mehr oder weniger gelungen) Flachreliefs erzeugen können durch diese Arbeit aber auch noch besser erkennen, wie lang der Weg zur Meisterschaft ist. Und noch ehrfürchtiger vor der gewaltigen Restaurierungsleistung in Paris stehen!

Brigitte Egger

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