Nach wie vor sind in Vorarlberg wesentliche Bausteine der Gesellschaft ungleich verteilt: Arbeit und Geld etwa, aber auch Hausarbeit und Kindererziehung – immer zum Nachteil von Frauen. Die Arbeiterkammer fordert Maßnahmen zur Entschärfung der Situation.
Den Internationalen Frauentag am 8. März nimmt die Arbeiterkammer zum Anlass, um Bilanz zu ziehen: Wie ist es um die Gleichstellung von Mann und Frau in Vorarlberg bestellt, was wurde erreicht, was bleibt noch zu tun? Laut AK-Präsident Bernhard Heinzle eine ganze Menge: „Bei der Gleichstellung ist und bleibt die Gesamtsituation für Frauen in Vorarlberg weiterhin besorgniserregend – die Indikatoren deuten auf anhaltende strukturelle Ungleichheiten hin, die dringenden Handlungsbedarf signalisieren.“
Diese Indikatoren sind folgende: eine extrem hohe Teilzeitquote, fehlende Aufstiegschancen, der Gender Pay Gap und die Ungleichverteilung in der Kindererziehung.
Frauen als Heimchen am Herd
Die Hälfte der Erwerbstätigen in Vorarlberg sind weiblich – doch nur 32 Prozent arbeiten in Vollzeit, während ihr Anteil bei den Teilzeitbeschäftigten bei 84 Prozent liegt. Die Betreuung und Erziehung von Kindern ist im Land dagegen reine Frauensache: 97,8 Prozent der Bezieher von Kinderbetreuungsgeld sind Frauen. Während lediglich sechs Prozent der Väter mit Kindern unter 15 Jahren in Teilzeit arbeiten, sind es bei den Müttern 77 Prozent (Gleichstellungsbericht 2021).
„Teilzeit ist für viele Frauen kein freiwilliges Modell, sondern oft die einzige Möglichkeit, Familie und Beruf zu vereinbaren“, erklärt Eva Fischer-Schweigkofler, Leiterin der Abteilung Familie und Beruf in der Arbeiterkammer. Es fehle an geeigneten Kinderbetreuungsplätzen. „Diese strukturelle Schieflage raubt Frauen nicht nur Karrierechancen, sondern verstärkt auch die finanzielle Abhängigkeit und führt in die Altersarmut“, analysiert Fischer-Schweigkofler weiter.
Weniger Geld für die gleiche Arbeit
Als untragbar bezeichnet Heinzle zudem den Umstand, dass Frauen weit weniger verdienen als Männer, selbst bei gleicher Qualifikation, Tätigkeit und bei Vollzeitbeschäftigung. Vorarlberg weist österreichweit den größten Gender Pay Gap auf. Die Politik müsse hier dringend durchgreifen und die Lohntransparenzrichtlinie der EU umsetzen. Ansonsten drohe Frauen weiterhin Altersarmut und Abhängigkeit.
Am Weltfrauentag werden wir auch in Vorarlberg wieder politische Dankesbekundungen und wohlmeinende Worte hören, wie wichtig Frauen sind. Aber solange sich nichts oder viel zu langsam etwas ändert, ist das alles ein Hohn
AK-Präsident Bernhard Heinzle
Aber noch ein weiteres Problem macht die AK in der Arbeitswelt aus: So seien Frauen in Führungspositionen nach wie vor unterrepräsentiert, in der Elementarpädagogik hingegen werden über 95 Prozent der Jobs von Frauen erledigt. Heinzle wünscht sich eine deutlichere Durchmischung der Geschlechter und verweist in diesem Zusammenhang auf ein Positiv-Beispiel: Immerhin sind 16 der 36 Abgeordneten im Vorarlberger Landtag weiblich. „Fortschritt ist möglich!“, resümiert Heinzle folglich. „Am Weltfrauentag werden wir auch in Vorarlberg wieder politische Dankesbekundungen und wohlmeinende Worte hören, wie wichtig Frauen sind“, erklärt er. „Aber solange sich nichts oder viel zu langsam etwas ändert, ist das alles ein Hohn.“
Forderungskatalog für Verbesserung der Situation
Um die Situation grundlegend zu verbessern, fordert der AK-Präsident den Ausbau von Kinderbildung und -betreuung, von Ganztagesschulen und Ferienbetreuung. Weiters will er ein gefördertes Modell der Familienarbeitszeit installieren, um bezahlte und unbezahlte Arbeit besser zu verteilen. Und schließlich hofft Heinzle noch auf eine gesetzliche Verankerung der Lohntransparenz und die Stärkung von Frauen für Führungspositionen durch Mentoring, Förderprogramme und verbindliche Quoten.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.