Zweieinhalb Jahre Haft

Drei Messerstiche: Opfer will Angreiferin heiraten

Gericht
05.03.2025 16:04

Eigentlich wollten die zwei Frauen aus Wien bald heiraten. Doch nun saß eine der beiden, eine 28-Jährige, am Mittwoch in Wiener Landl – angeklagt wegen Mordversuch. Sie soll ihrer Liebsten dreimal ein Messer in den Rücken gerammt haben. Doch das kümmert das Opfer (29) nicht, sie will mit der Angeklagten einfach wieder vereint sein. Am Nachmittag dann das Urteil: Für die Geschworenen war es kein Mordversuch; zweieinhalb Jahre Haft.

Es ist ein sehr tränenreicher Prozess im Wiener Landl. Die 28-jährige einstige Küchengehilfin zittert, versucht rasch noch Blickkontakt mit ihrer Liebsten aufzunehmen, die heute vor den Geschworenen aber nicht aussagen wird. Sie hat von ihrem Entschlagungsrecht Gebrauch gemacht. Ihre Seelenverwandte muss allerdings Platz nehmen, denn ihr wird vorgeworfen, vergangenen Oktober, nach einer durchzechten Partynacht auf der Wiener Wiesn, ihrer Freundin ganze drei Mal ein Messer in den Brustkorb gerammt zu haben. Grund dafür sollen ein Eifersuchtsstreit und Hysterie gewesen sein.

Statt Versöhnung Messer in Rücken gerammt
Zur Vorgeschichte: Die beiden von Eifersucht getriebenen Frauen sollen nach einem Streit die Party im Wiener Prater verlassen haben. Doch anstatt nach Hause zu gehen, gab es bereits den ersten Stopp in der Polizeiinspektion Praterstern – die 29-Jährige soll der späteren Angeklagten Geldbörse und Handy gestohlen haben. Weil es keine Hinweise gab und die 28-Jährige augenscheinlich betrunken war, ging es anschließend weiter in deren gemeinsame Wohnung, wo alles eskalierte. Es soll zu mehreren Versuchen der Versöhnung gekommen sein, doch die Angeklagte konnte sich einfach nicht beruhigen. Als ihre Partnerin versuchte, sie zu packen, um sie zu umarmen, nahm die Bluttat seinen Lauf.

„Gibt zum Glück keinen Toten“
Mit einem Messer, mit dem sie zuvor das Hundefutter zurechtgeschnitten hatte, stach die 28-Jährige auf ihre Freundin ein. Ganze drei Male! Doch wie, das kann sich die Österreicherin bis heute nicht erklären. „Ich wusste nicht, dass ich noch ein Messer in der Hand hielt“, beteuert sie vor den Geschworenen. „Ich wollte mich einfach aus der Umarmung befreien.“ Sie hätte ihre Freundin „niemals“ verletzen wollen. Auch ihr Verteidiger Ernst Schillhammer ist sich sicher, dass die 28-Jährige mit keinem Mordvorsatz gehandelt habe: „Es gibt kein Motiv. Es gibt keinen Tatplan. Und das Wichtigste: Es gibt keine Tote.“

Zwei Operationen bis zur Heilung
Doch als der Gerichtsmediziner Nikolaus Klupp das Gutachten erstattete, wurde es plötzlich ganz still im Saal: Knapp zehn Zentimeter lang war die Klinge, mit der die Angeklagte zuerst die Jacke des Opfers, dann seine Haut durchbohrt hatte. „Das kann nur mit einer gewissen Wucht passieren“, so der Gerichtsmediziner. Zwei Operationen musste die 29-jährige Lebensgefährtin überstehen. Durch die Stiche kam es zu einer Eröffnung der Brusthöhle.

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Sie sind nach wie vor verliebt ineinander und wollen heiraten.

Verteidiger der Angeklagten

Und dennoch will die 29-Jährige ihrer Geliebten nicht böse sein. Sie hatte für ihr Herzblatt sogar eine falsche Aussage getätigt; gegen sie wurde ein Verfahren geführt. Von dem Ausmaß ihrer Zuneigung weiß auch die Staatsanwältin Bescheid: „Sie sind nach wie vor verliebt ineinander und wollen heiraten.“

Doch das Paar wird vorerst nicht miteinander vereint sein. Aufatmen können sie trotzdem. Denn die Geschworenen entscheiden gegen einen Mordversuch. „Nur“ zweieinhalb Jahre Haft für die Wienerin wegen schwerer Körperverletzung.

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