Dutzende Migranten tot
Italien: Militärs nach Schiffsunglück vor Gericht
Nach Schleppern aus der Türkei und Pakistan müssen sich nun auch sechs Angehörige des italienischen Militärs wegen der tödlichen Havarie eines Schiffes mit rund 175 Migranten an Bord vor der kalabrischen Küste vor Gericht verantworten. Ihnen wird fahrlässige Tötung vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft in Crotone am Mittwoch mitteilte.
Den Angehörigen des Grenzschutzes und der Küstenwache wird vorgeworfen, nicht rechtzeitig und angemessen auf die Notlage des überladenen Flüchtlingsbootes reagiert zu haben. Bei dem Untergang des Schiffes mit rund 175 Migranten an Bord im Februar 2023 vor der kalabrischen Küste waren 94 Menschen ertrunken, darunter viele Kinder. Weitere gelten als vermisst. Ein Richter muss jetzt über die Eröffnung eines Prozesses gegen die sechs Militärs entscheiden.
„Küstenwache hätte eingreifen können“
Die Staatsanwaltschaft weist in der Anklageschrift darauf hin, dass ein Flugzeug der europäischen Grenzschutzagentur Frontex die italienischen Behörden noch am Vorabend des Unglücks auf das Schiff vor der kalabrischen Küste aufmerksam gemacht habe. Insgesamt sei die „Anwendung der europäischen und nationalen Gesetze offensichtlich vernachlässigt“ worden. Das Schiff war im Morgengrauen nur wenige Dutzend Meter vor der Küste gesunken. Spezielle Boote der Küstenwache hätten eingreifen können, führten die Ermittler weiter aus.
Hohe Haftstrafen für Schlepper
Drei Schlepper waren bereits im Dezember verurteilt worden. Die zwei Pakistaner und ein Türke wurden wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung, die zum Tod der Migranten führte, zu 16 bzw. elf Jahren Haft verurteilt, aber vom zusätzlichen Vorwurf des fahrlässigen Schiffbruchs freigesprochen.
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