Freitagabend geht in der Wiener Marx-Halle die 25. Verleihung der Austrian Amadeus Music Awards über die Bühne. Zeitlich früher und örtlich anders als in den letzten Jahren. Die Probleme bleiben mitunter dieselben – man schafft es nicht, den Preis prestigeträchtig zu gestalten und für die breite Öffentlichkeit greifbar zu machen.
Im Mai feiert der Amadeus seinen 40. Geburtstag – aber nicht der Music Award, sondern der Song „Rock Me Amadeus“ von Falco, noch immer das einzige deutschsprachige Lied, das in den USA und in England die Spitze der Single-Charts erreichte. Während am Nimbus des Falken hierzulande nach wie vor nicht gekratzt wird, hat der einzige österreichische Musikpreis schon so einige Schrammen abbekommen. Franz Pleterski, Präsident des Veranstalters IFPI, gab unlängst bekannt, dass jeder den Amadeus kennen würde und er nicht wegzudenken sei. Eine mutige Einschätzung.
Mit „jeder“ kann er jedenfalls nur die Szene-Blase meinen. Die im ORF (zeitversetzt) ausgestrahlte Show landete im Vorjahr mit 124.000 Zusehern einen veritablen Bauchfleck, während Kapazunder wie Wanda, Christopher Seiler oder RAF Camora vor Ort mit Abwesenheit glänzten. Heuer hat man die Statuetten-Verleihung von Ende April auf Anfang März und vom Volkstheater in die klobige Marx-Halle verlegt. Der vierfach nominierte Bibiza spielt am selben Abend 3,3 Kilometer entfernt im Wiener Gasometer (Update: krankheitsbedingt musste er auf 11. April verschieben), die heimischen Aushängeschilder Seiler und Speer im mondänen Ludwigsburg. Muss man nicht verstehen, kann man eigentlich auch nicht.
Rundum gibt es Verbesserungspotenzial, das seit Jahren angesprochen und genauso vehement ignoriert wird. Langjährige Branchen-Insider befinden sich nicht in den Vorab-Nominierungsteams, Künstler scheinen zuweilen willkürlich in Genre-Kategorien gewürfelt zu werden und die Aufmachung der Preisverleihung erfolgt seit geraumer Zeit einem Schema F, das man nur rudimentär adaptiert. Wurde die Verleihung letztes Jahr im ORF nach der beliebten „Großen Chance“ programmiert, passiert es dieses Mal nach der Einstimmungssendung auf die neue Staffel der „Dancing Stars“. Würde der Amadeus auch heuer nicht von den hohen Einschaltquoten des Publikumsrenners zehren, wäre das einmal mehr bezeichnend für die Preisvergabe. Nach 25 Jahren hat der Award Besseres verdient – auf allen Linien.
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