Stellen Sie sich vor, Sie steigen in den Bus ein und verlassen ihn mit vier Zähnen weniger wieder. Einem Wiener geschah genau dies. Er stand im Türbereich der Linie 13A, als er aus dem Nichts heraus einen Faustschlag kassierte. Dem Täter wurde am Donnerstag im Wiener Landl der Prozess gemacht. Es war nicht sein erster plötzlicher Gewaltausbruch.
Ein kleingewachsener Mann wird im Wiener Landesgericht von zwei Justizwachebeamten aus der U-Haft vorgeführt. Er wirkt unscheinbar, dürfte aber wie eine tickende Zeitbombe in der Stadt unterwegs gewesen sein.
Am 7. September ist er wieder einmal „explodiert“. „Es war wie ein Amoklauf. Das habe ich seit der Kindheit, ich bekomme immer wieder solche Anfälle“, gibt der Slowake in seinem Prozess zu. Ihm wird von der Staatsanwaltschaft Wien unter anderem schwere Körperverletzung, schwere Sachbeschädigung und gefährliche Drohung vorgeworfen.
Es war wie ein Amoklauf. Das habe ich seit der Kindheit, ich bekomme immer wieder solche Anfälle.
Der 26-Jährige zur Richterin
Ein von einem Passanten aufgenommenes Video spricht Bände. Zu sehen ist der Mann bei der Straßenbahnstation Volkstheater. Mit freiem Oberkörper schreit er: „Ich werde ihn schlagen.“ – Dann rennt er los und bringt einen Obdachlosen mit einem Sprung im Kung-Fu-Stil brutal zu Boden. Sein Fuß trifft das Opfer mit voller Wucht im Brustbereich. Kurz darauf geht der verstörende Gewaltausbruch in einer Straßenbahn weiter. Dort tritt er gegen die Tür und droht einem Fahrgast: „Ich werde dich schlagen, mit Benzin übergießen und anzünden.“ – auf Slowakisch, weshalb es in diesem Punkt einen Freispruch setzt.
Ein einziger Faustschlag mit voller Wucht
Die nächste folgenschwere Eskalation folgte wenige Tage später. Dieses Mal in einem Bus der Linie 13A. Dort führte der Angeklagte während der Fahrt Selbstgespräche, ein Fahrgast mischte sich ein, provozierte den Angeklagten. „Ich habe ihn gefragt, warum er Fotos von mir macht. Das ist eine Straftat.“ In diesem Moment fiel in dem Bus der Schalter bei dem Angeklagten wieder. Er stößt den Fahrgast, der auf die anderen Passagiere fällt, und springt über die Sitzbänke und bewegt sich Richtung Busmitte.
Im Türbereich des Busses stand ein älterer Mann. Diesem versetzte er anschließend aus dem Nichts heraus einen Faustschlag, der massive Folgen hatte: „Vier Zähne haben Sie dem Fahrgast ausgeschlagen. Mit nur einem Schlag“, sagt die Richterin. Das Opfer leidet laut Opfervertreter Gunther Gram stark unter den Folgen der Tat.
„Ich war unter dem Einfluss von Drogen“, begründet der 26-Jährige. Der Gutachter attestiert dem Angeklagten eine kombinierte psychische Störung, weshalb es in dem Prozess nicht nur um eine Strafe, sondern auch um eine Einweisung geht. Die spricht das Schöffengericht zusätzlich zu 20 Monaten Haft auch aus – nicht rechtskräftig. Dem Opfer muss der Mann 8000 Euro zahlen. Allein die vier Zahnimplantate kosten mehr als 7000 Euro.
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