Platz muss reichen

„Wien-Plan“ sieht Stopp für Stadterweiterung vor

Wien
06.03.2025 16:00

Keine zusätzlichen Stadterweiterungsgebiete für Wien sieht der neue – weit schmäler als bisher geratene – Stadtentwicklungsplan vor, der nun bis 2035 gilt. Trotzdem nimmt sich das Rathaus viel vor: Von „Gartenstraßen“ über den S-Bahn-Ring bis zu „neuen urbanen Zentren“ reichen die Pläne.

Alle zehn Jahre verordnet sich Wien einen neuen Stadtentwicklungsplan, an den sich das Rathaus beim Planen und Bauen halten muss. „Lebensqualität, Leistbarkeit, soziale Gerechtigkeit, Umweltschutz“ waren für Bürgermeister Michael Ludwig diesmal die Vorgaben. Umsetzen will das Rathaus das trotz Bevölkerungswachstums ohne neue Stadterweiterungsgebiete abseits der schon bisher definierten.

Bis zu Bevölkerungsgröße von 2,25 Mio. gedacht
Man werde mit den bisher definierten Stadterweiterungsgebieten – vor allem Rothneusiedl, der Seestadt Aspern, Berresgassse, Oberes Hausfeld, Am Haidjöchl und Nordwestbahnhof – das Auslangen finden, versprach Wiens Planungsdirektor Thomas Madreiter. Die Stadt kalkuliert dabei mit einer Bevölkerungsgröße von 2,2 Millionen Menschen bis zum Jahr 2035. „Ausgleichsgefäße“ für weitere 50.000 Menschen seien auch mitbedacht, aber „wenn‘s mehr wird, müssen wir uns wieder zusammensetzen und uns was überlegen“, räumte Madreiter ein.

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Wir patzen für neuen Wohnraum keine neuen Grünräume mehr an.

(Bild: Jöchl Martin)

Thomas Madreiter, Planungsdirektor

Zwei Drittel der neu gebauten Wohnungen in Wien werden dem Sozialen Wohnbau zuzurechnen sein, verspricht das Rathaus. Trotzdem soll ein Grünraumanteil von mindestens 50 Prozent gehalten werden. Derzeit liegt er laut Berechnungen der Stadt bei 53 Prozent. Als innovatives Projekt sollen „Gartenstraßen“ dicht bebautes Gebiet attraktiver machen. Dafür hat Planungsstadträtin Ulli Sima vor allem Gründerzeitviertel im Auge, in denen Straßenabschnitte vom Autoverkehr befreit und begrünt werden sollen.

Hoffen auf den S-Bahn-Ring
Überhaupt ist die Aufwertung bereits bestehender urbaner Gebiete neben der Stadterweiterung ein zentraler Punkt der Pläne. Die westlichen Gürtel-Bezirke stehen dabei im Zentrum. Als städtebauliche Entwicklungsgebiete im Bestand werden in dem Plan außerdem die Brigittenau und die Josefstadt, Inzersdorf, Kagran und Essling aufgeführt. Verkehrspolitisch sollen all diese Gebiete durch verstärkte Öffi-Achsen erschlossen werden, vor allem den lange versprochenen S-Bahn-Ring. Im Plan enthalten sind aber auch Ideen wie eine Verlängerung der U2 in südlicher Richtung bis nach Meidling oder die Weiterführung von Straßenbahnlinien über die Stadtgrenzen hinaus.

Die Präsentation des Plans über den Dächern von Wien fand Arapović ideal: „Rechts die Weinberge, links die Donau-Auen, wir sind in einem Hochhaus und haben die Stadt vor uns – wir sehen alle Themen des Stadtentwicklungsplans hier vor uns.“  (Bild: Jöchl Martin)
Die Präsentation des Plans über den Dächern von Wien fand Arapović ideal: „Rechts die Weinberge, links die Donau-Auen, wir sind in einem Hochhaus und haben die Stadt vor uns – wir sehen alle Themen des Stadtentwicklungsplans hier vor uns.“ 

Viel schmäler als bisher üblich
Dass der Stadtentwicklungsplan mit jetzt knapp 150 Seiten ein wenig oberflächlicher ausgefallen sei als die bisher rund 1000-seitigen Wälzer, stellen Sima und Neos-Planungssprecherin Selma Arapović in Abrede: Man habe nur auf die bislang üblichen umfangreichen Begründungen für die Vorhaben verzichtet. Auch sie selbst habe den bisher gültigen Plan nur „fast ganz“ gelesen, gestand Sima.

ÖVP und Grüne kritisieren Intransparenz, FPÖ sieht „netten Versuch“
„Durchaus positive Punkte“ gesteht ÖVP-Planungssprecherin Elisabeth Olischar zwar dem Plan zu, kritisiert jedoch die mangelnde Transparenz bei der Planung, die „wieder einmal im stillen Kämmerlein“ geschehen sei. Man habe schon ein halbes Jahr auf die Vorlage der Pläne gewartet und gehofft, dass man diese transparent diskutieren und gemeinsam erarbeiten könne. Stadtplanung brauche vor allem „Verbindlichkeit, Transparenz und Klarheit“. Es werde sich weisen, ob der neue Stadtentwicklungsplan diese Anforderungen erfülle.

Die lange Wartezeit auf den neuen Stadtentwicklungsplan sowie Intransparenz kritisierten auch die Grünen. Um das Verkehrsthema macht das Papier aus der Sicht von Parteichef Peter Kraus „einen Riesenbogen“: Vom einstigen Ziel, den Autoverkehr heuer auf 20 Prozent und in weiterer Folge auf 15 Prozent am Gesamtverkehrsanteil zu senken, sei nichts mehr übrig. Stattdessen dränge man nun auf eine „aus der Zeit gefallene Lobau-Autobahn“.

FPÖ-Planungssprecher Toni Mahdalik sieht in dem Plan nur einen „netten Versuch“ der Verschleierung, dass für künftige Stadtbauprojekte sehr wohl weitere Grün- und Ackerflächen geopfert würden. Als Beleg dafür sieht er, dass „allein im 22. Bezirk etwa 15 Mio. m2 fruchtbarer Ackerflächen mit Bausperren belegt“ seien.

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