Nach wie vor ist geschlechtsspezifische Gewalt ein Thema, der Gender Pay Gap hält sich hartnäckig und die Sorgearbeit ist ungerecht verteilt, kritisieren die Zuständigen der „Amazone“ anlässlich des Weltfrauentags.
Viel zu tun gibt es gerade auch in Vorarlberg, wenn eine geschlechtergerechte Welt Wirklichkeit werden soll. „Aktuell sehen wir in vielen Bereichen eine Einschränkung von Frauen- und Mädchenrechten und Kürzungen von Mitteln für frauen- und mädchenspezifischen Anliegen“, klagen die Verantwortlichen des Vereins „Amazone“. In Zeiten wirtschaftlicher Krisen und politischer Polarisierung sei es leider Usus, dass Minderheitenanliegen gegeneinander ausgespielt und bereits erkämpfte Rechte erneut diskutiert, beschnitten oder gänzlich zurückgenommen werden. Gleichzeitig würden seit Jahrzehnten bestehende Forderungen auf der langen Bank liegen gelassen – nicht selten mit Verweis auf notwendige Sparmaßnahmen. Dabei wäre in Sachen Gleichstellung der Handlungsbedarf groß, denn Österreich liegt in vielen Bereichen hinter dem EU-Schnitt. Und durch die „Istanbul-Konvention“ besteht sogar eine gesetzliche Verpflichtung, Geschlechtergerechtigkeit aktiv umzusetzen.
Von der Kinderbetreuung bis zur Altersarmut
Ein besonderer Dorn im Auge ist den „Amazonen“ die Kinderbetreuung, die trotz aller Bemühungen der politisch Verantwortlichen auf Landes- und Gemeindeebene noch nicht flächendeckend funktioniert. Dazu kommt, dass gerade in kleineren Gemeinden Angebote an Nachmittagen oder während der Ferienzeiten fehlen. Besonders ärgerlich ist aus Sicht der Vereinsmitglieder, dass versucht wird, die arbeitswilligen Mütter mit einer „Herdprämie“ abzuspeisen, um von strukturellen Versäumnissen abzulenken. „Das ist ein Rückschritt, der vor allem Frauen trifft und Abhängigkeiten verstärkt. Frauen leisten derzeit schon deutlich mehr als die Hälfte ihrer Gesamtarbeitszeit im Haushalt, in der Kindererziehung, der Pflege Angehöriger oder im Ehrenamt.“
Die Folgen der großen Einbußen beim Einkommen zeigen sich im Alter: In Österreich ist jede fünfte Frau ab 65 Jahren armutsgefährdet. Besonders betroffen von Altersarmut sind mit 26 Prozent alleinlebende Pensionistinnen. Im Vergleich dazu liegt die Armutsgefährdung von alleinlebenden Pensionisten bei 17 Prozent.
Sexuelle Bildung und Schwangerschaftsabbrüche
Viel zu tun gäbe es auch beim Zugang zu Verhütungsmitteln für junge Frauen, bei der sexuellen Bildung und Unterstützungsangeboten im Fall einer ungewollten Schwangerschaft. „Die immer wieder aufgekommene Diskussion rund um Schwangerschaftsabbrüche in Vorarlberg zeigt auf, wie prekär die Angebotslage ist. Der politische Wille, das Recht von Frauen auf körperliche Selbstbestimmung ernst zu nehmen und dahingehende Maßnahmen langfristig zu verankern, ist wenig ausgeprägt“, beklagen die „Amazone“-Verantwortlichen. Zudem sei für viele Betroffene das bestehende Angebot nicht beziehungsweise kaum leistbar.
Zum „Feministischen Kampftag“ gibt es im „Amazone“-Zentrum von 8. bis 15. März eine ganze Woche lang Aktionen, darunter eine „Frauenparty“ am 8. März (14 bis 20 Uhr) und ein „feminist streetART“-Workshop. https://www.amazone.or.at/
Ebenfalls Defizite machen die „Amazonen“ bei der rechtlichen Anerkennung des gelebten Geschlechts von Transsexuellen aus. Österreich sei nach Russland, Ungarn und Bulgarien das vierte Land, das die Anerkennung verweigert. Das widerspreche nicht nur der Europäische Menschenrechtskonvention, auch seien die Betroffenen „Zwangsoutings“ aussetzt, sobald sie sich mit einem Dokument ausweisen müssten. Transsexuelle seien damit täglich Diskriminierungen und Anfeindungen ausgesetzt.
„Safer Spaces“ und Beratungsstellen
Auch queere Jugendliche seien im Netz, im schulischen Raum oder im Arbeitsumfeld oft Anfeindungen und Gewalt ausgesetzt. Deswegen pochen die Vereinsverantwortlichen auf „Safer Spaces“, wie sie schon jetzt von der „Amazone“ zur Verfügung gestellt werden. Genauso wichtig wären zielgruppenspezifische, parteiliche und niederschwellig zugängliche Unterstützungsangebote.
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