Männer- & Frauendomäne

Zwei Frauen im Talk über ihre Berufswahl

Wien
06.03.2025 19:00

Carina Weitz (25) hat als Technikerin beim ÖAMTC eine klassische Männerdomäne gewählt, Caroline Nussbaum (39) wurde Friseurin. Im „Krone“ sprechen sie über Vor- und Nachteile in als geschlechtsspezifisch gesehenen Berufen.

„Krone“: Frau Weitz, wie lange sind Sie schon in Ihrem Beruf, Frau Weitz?
Carina Weitz: Jetzt sind es schon rund zehn Jahre, in denen ich als Kfz-Technikerin arbeite, und seit drei Jahren arbeite ich beim ÖAMTC.

Warum haben Sie sich dafür entschieden?
Ich war immer schon technisch interessiert und bin dann durch meinen damaligen Freundeskreis darauf gekommen: Es hatten damals viele ein Moped und haben daran herumgewerkt. Das hat sich auf mich übertragen. Da war mir klar: Ich will Mechanikerin werden.

Haben Sie jemals darüber nachgedacht, dass es ein „männlicher“ Beruf ist?
Ehrlich gesagt: Nein. Für mich war klar, ich will Mechanikerin werden, und der Rest war mir egal. Ich habe gewusst, dass ich die Ausbildung schaffen werde – und dass ich eine Frau bin, hat auch nie irgendein Problem dargestellt.

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Ich habe gewusst, dass ich die Ausbildung schaffen werde. Dass ich eine Frau bin, hat auch nie irgendein Problem dargestellt.

Carina Weitz

Was sind die Vorteile als Frau in einem Männerberuf?
Ich würde fast sagen, dass es keine direkten Vorteile gibt, man wird genauso behandelt wie ein Mann. Was mir aber ein bisschen auffällt: Dass sich viele Frauen gerne mit mir unterhalten und sich von mir eventuell besser verstanden fühlen. Vielleicht erkläre ich die Dinge ein bisschen nachvollziehbarer.

Gibt es auch Nachteile?
Ich glaube, am Anfang waren viele Kollegen irritiert und wussten nicht, wie sie mit mir umgehen sollten, aber es ist dann allen schnell klar geworden, dass ich die Arbeit genauso wie meine männlichen Kollegen erledigen kann. Es gab keine wirklichen Nachteile.

Wie viele Frauen sind in Ihrem Team?
An meinem Stützpunkt bin ich zwar die einzige Technikerin, aber nicht die einzige Frau – ich habe einige Kolleginnen im Büro.

Was können Sie besser im Job als männliche Kollegen?
Das kann ich, ehrlich gesagt, nur schwer beantworten. Im Grunde ist es immer und überall so, dass jemand etwas besser oder schlechter kann – und das ganz unabhängig vom Geschlecht. Aber wenn ich jetzt etwas sagen müsste, dann würde ich meinen, dass ich vermutlich eine etwas feinere Motorik habe als meine Kollegen.

Gibt es auch etwas, das Sie schlechter machen, wo Sie sich vielleicht etwas schwerer tun?
Natürlich. Zum Beispiel, wenn etwas besonders hohes Gewicht hat oder stark festgeschraubt ist.

Verdienen Sie genauso viel wie männliche Mitarbeiter?
Ja, sicher!

Wünschen Sie sich mehr Frauen in Ihrem Team?
Wenn ich ehrlich bin, tue ich mir mit den männlichen Kollegen fast leichter – und wir sind ein super eingespieltes Team.

Caroline Nussbaum führt als Friseurmeisterin zwei Salons. Die männlichen Angestellten werden langsam mehr.

Caroline Nussbaum führt in ihrem Salon in der Währinger Straße 49 auch ein Hair Spa. (Bild: Zwefo)
Caroline Nussbaum führt in ihrem Salon in der Währinger Straße 49 auch ein Hair Spa.

„Krone“: Frau Nussbaum, warum wollten Sie Friseurin werden?
Caroline Nussbaum: Das ist eine gute Frage. Eigentlich wollte ich ja in den medizinischen Bereich, aber dann habe ich gemerkt, dass ich zu viel mit den Patienten mitleiden würde. Da ich kreativ bin, gerne mit Menschen arbeite und rede und das Handwerk schätze, entschied ich mich für diesen Beruf.

Und das mit Erfolg?
Ja, ich bin Franchise-Partnerin von Strassl. 2009 habe ich mich mit einem ersten Salon selbstständig gemacht, mittlerweile führe ich zwei.

Haben Sie jemals darüber nachgedacht, dass es für viele ein typischer Frauenberuf ist? 
Er wird zumindest als typischer Frauenberuf bezeichnet und auch abgewertet. Aha, du bist Friseurin, ist dir nichts anderes eingefallen? Dabei sind wir Psychotherapeuten, Gesprächspartner, Chemiker und Verschönerer. Und man muss ehrlich sein – nicht jeder Trend passt auf jeden Kopf.

Warum gibt es weniger Männer in ihrer Sparte?
Es werden schon mehr. Ich habe 16 Mitarbeiter, davon drei Männer. Ich stelle sehr gerne Männer ein, die lockern das Team auf.

Welche Vorteile haben männliche Kollegen noch?
Sie sind offener und kommen bei den Kundinnen meist besser an. Da der Großteil der Kunden weiblich ist, erhalten sie auch mehr Trinkgeld. Und schaut man sich die Top-Friseure des Landes und international an, sieht man: Das sind alles Männer.

Woran liegt das?
Das frage ich mich auch. Ich denke, sie haben einfach ein gutes Gespür und mehr Mut, etwas Neues auszuprobieren.

Welche Vorurteile gibt es gegenüber Friseuren?
Dass wir dumm sind, keine besseren Ideen in puncto Jobwahl hatten. Dabei üben wir ein Handwerk aus, das wir mindestens drei Jahre lang gelernt haben. Und wir müssen uns stets weiterbilden. Es ist absolut kein Beruf, wo man stehen bleiben kann. Man muss kreativ sein.

Sie sind auch zweifache Mutter. Wie bekommen Sie Job und Familie unter einen Hut?
Schwer. Aber zum Glück habe ich einen tollen Partner und auch Familie, die mich unterstützt. Und in Wien gibt es, was Kindergarten und Nachmittagsbetreuung betrifft, gute Angebote.

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Man sollte Dienstleister und Handwerk wieder mehr anerkennen und schätzen. So zieht es dann auch mehr in den Beruf.

Caroline Nussbaum

Ist es schwierig, neue Mitarbeiter zu finden?
Ja, egal, ob Mann oder Frau. Ich bin auf der Suche nach Personal. Ich stelle auch gerne Mütter ein. Meiner Erfahrung nach sind sie nach der Karenz die motiviertesten Mitarbeiter.

Was ist denn für Sie ein typischer Frauenberuf?
Kosmetikerin, Fußpflegerin, aber auch Kindergärtnerin.

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