Albertina Wien

Leonardo – Dürer: Hände falten, Atem anhalten

Kultur
08.03.2025 08:35

Die Albertina besinnt sich ihrer Stärken und feiert bei der großen Frühjahrsausstellung mit dem Titel „Leonardo – Dürer“ bis 9. Juni ein Hochamt der Renaissance-Zeichnung auf farbigem Grund.

Natürlich gehört Klappern auch zum Museumsgeschäft. Doch man darf den neuen Albertina-Direktor Ralph Gleis beruhigen. Seine große Antrittsausstellung, die mit den Spezialisten Achim Gnann und Christof Metzger in knappen eineinhalb Jahren produziert wurde, ist grandios gelungen.

Superlative gehören wohl zur Albertina, wie Dürers „Betende Hände“. Die größte, die meisten, die teuersten oder aber: „Die bisher umfassendste Präsentation Leonardos in einem deutschsprachigen Museum“ für die „weltweit erste detaillierte Museumsschau auf dem Gebiet“. Mit dem Gebiet ist jenes der „Meisterzeichnungen der Renaissance auf farbigem Grund“ gemeint.

Albrecht Dürers „Betende Hände“, eine Vorstudie zum verbrannten Heller-Altar, sind derzeit in der Albertina ausgestellt. (Bild: © ALBERTINA, Wien)
Albrecht Dürers „Betende Hände“, eine Vorstudie zum verbrannten Heller-Altar, sind derzeit in der Albertina ausgestellt.

Wer trotzdem Zahlen braucht – bitte schön: 26 Leonardo-Zeichnungen und 26 Dürer-Zeichnungen begeistern, eingebettet in Meisterwerke der Zeit.

Vorgeführt wird die Entwicklung der „Chiaroscuro“-Zeichnung, wobei chiaroscuro nicht nur im Wortsinn „Helldunkel“ meint, sondern auch Farben betrifft. Um 1300 waren die Papiere in Italien noch zu grob, um mit Metallstiften darauf zu zeichnen. Sie mussten glatter werden. Das gelang mit einer Grundierung aus Knochenmehl und Leim, die bald farbig wurde. Etwa violett, gelb, rot, worauf mit Stiften, Tinte, Kreide gezeichnet wurde.

Männlicher Akt von Leonardo da Vinci aus der einzigartigen Sammlung von King Charles III. (Bild: © Royal Collection Enterprises Limited 2025 | Royal Collection Trust)
Männlicher Akt von Leonardo da Vinci aus der einzigartigen Sammlung von King Charles III.

Die Schau zeigt die Entwicklung dessen ab dem 15. Jahrhundert. Die Zentralfigur aus dem Süden ist dabei Leonardo, während der deutsche Strahlemann Dürer die Partei nördlich der Alpen vertritt. Wobei er in Italien, speziell 1505/6 in Venedig, die Studien und Vorzeichnungen auf farbigem Papier, inspiriert von Bellini und Carpaccio, „inhalierte“ und in den Norden mitnahm.

Dort fabrizierten solcherart auch Grünewald, Holbein d. J. oder Altdorfer wahre Meisterwerke. Gemälde benötigen die rund 150 Papierarbeiten keine. Dafür gibt es Vergleichsabbildungen, etwa vom Heller-Altar, für den Dürer seine „Betenden Hände“ gezeichnet hat.

Dürers Kopf des Laute spielenden Engels. (Bild: Albertina Wien)
Dürers Kopf des Laute spielenden Engels.

Für Ralph Gleis verweist „die Ausstellung auf die große Tradition des Hauses, sie geht ins Herz der Sammlung, zeigt zugleich, wie international wir vernetzt sind“. Also staunt man sich von Zimelie zu Zimelie, erfreulich üppig aus dem eigenen Bestand oder als großartige Leihgaben.

Bei den Leonardos borgte King Charles III großzügigst her, aber auch der Louvre, die Uffizien oder Berlin waren spendabel. Man erlebt ein wichtiges Stück Kunstgeschichte, spannend aufbereitet, oder kann einfach nur in all der Pracht schwelgen.

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