Blaues Ja zum Gendern

FPÖ-Regierungsgranden plötzlich Frauenversteher

Oberösterreich
09.03.2025 13:00

Geschlechtergerechte Sprache sei wokes Teufelszeug und gehöre verboten. Das ist seit jeher unumstößliche Parteilinie der Freiheitlichen. In Oberösterreich scheint dieser blaue Leitgedanke nun aber zu bröckeln. Warum sonst sollte die FPÖ die neue, gegenderte Landesgeschäftsordnung mitbeschließen?

Der niederösterreichische FPÖ-Politiker Udo Landbauer hat keine Freude mit seinem Titel „Landeshauptfrau-Stellvertreter“: Obwohl Regierungschefin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) unbestritten eine Frau ist, bezeichnet sich Landbauer in sozialen Medien als „Landeshauptmann-Stv.“. Weibliche Attribute in der Sprache sind ihm generell suspekt: „Wir schieben dem Gender-Wahn einen Riegel vor“, frohlockte er, als Schwarz-Blau in NÖ 2023 geschlechtergerechte Sprache in der Landesverwaltung unter Strafe stellte. „Genderstern, Binnen-I und Co. sind widersinnig“, befand Landbauer.

„Kinder“ statt „Söhne“ Gottes
In der FPÖ ist das quasi unumstößliche Parteilinie. Schon 2008 bezeichnete der nunmehrige LH-Vize von Oberösterreich, FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner, das „Gender-Mainstreaming“ im Parlament als „Feind der Gesellschaft“. Als die Diözese Linz 2017 eine „Familienbibel“ für das Lesen mit Kindern herausgab, zeigte er sich „schockiert“ darüber, dass darin aus „Söhnen Gottes“ nun sprachlich „Kinder Gottes“ wurden und das Wort „Mensch“ statt „Mann“ verwendet werde.

Es gibt nun offiziell auch eine LH-Stellvertreterin
Bei so viel Wehrhaftigkeit gegenüber der Verweiblichung der deutschen Sprache verwundert es dann doch, was die FPÖler Haimbuchner und Günther Steinkellner diese Woche in der Regierung mitbeschlossen haben: die neue Geschäftsordnung der Oö. Landesregierung – denn die wurde ausgerechnet hinsichtlich gendergerechter Sprache abgeändert. So wird darin etwa nun anerkannt, dass es auch eine „Landeshauptmann-Stellvertreterin“ gibt und dass „der Vertretung“ (statt dem Vertreter) von Regierungsmitgliedern bei Beschlussfassungen neben der (statt seiner) eigenen Stimme auch die Stimme der bzw. des Vertretenen zukomme.

Aus der guten alten Zeit
Werden die FPÖ-Regierungsmitglieder in Oberösterreich jetzt zu Frauenverstehern, wie unsere Karikatur vermuten lässt? Hat der gestrige Weltfrauentag etwas damit zu tun? Immerhin: Die alte Verordnung stammte aus einer Zeit, in der die Welt für maskuline Sprachpuristen noch in Ordnung war: vom 9. Mai 1977 – gut ein Jahr, bevor Haimbuchner geboren wurde. C. Ortner

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