Lilli Paasikivi, die neue Intendantin der Bregenzer Festspiele, ist auch Sängerin. Und so leitete diesmal sie den Meisterkurs des Opernstudios der Festspiele gleich selbst.
„Hier geht es nicht um gut oder schlecht, sondern um die Spanne zwischen sehr gut und exzellent.“ Das stellte Lilli Paasikivi bald einmal klar. Sie selbst war eine erfolgreiche Mezzosopranistin, und den Meisterkurs des Opernstudios der Festspiele leitete mit ihr der finnische Bariton Jaako Kortekangas, übrigens seit dem Amtsantritt von Paasikivi Künstlerischer Betriebsdirektor der Bregenzer Festspiele.
Das Opernstudio der Bregenzer Festspiele war ein Herzensprojekt der vormaligen Intendantin Elisabeth Sobotka und wird nun von Lilli Paasikivi weitergeführt. Mit einer Opernproduktion, die im Rahmen der Festspiele im Theater am Kornmarkt gezeigt wird, können sich junge Sängerinnen und Sänger am Beginn ihrer Karriere eine große Rolle ihres Fachs erarbeiten. Die Oper in diesem Jahr ist Gioachino Rossinis „La Cenerentola“, also die Geschichte vom Aschenputtel.
Von der Oper selbst erklangen am Freitagabend in Seestudio des Festspielhauses allerdings nur zwei Ensemblenummern, dirigiert von Kaapo Ijas. Der Hauptteil der Meisterklasse bestand darin, dass jeder der sechs Sänger eine bekannte Arie seines Repertoires sang, durchaus unterbrochen von Tipps der beiden Dozenten Paasikivi und Kortekangas, die erste eher mit sängerischen Inputs, der zweite mit Schwerpunkt auf der Psychologie des Charakters der Figur. Da präsentierte die chinesische Mezzosopranistin Jingjing Xu, die für die Titelrolle der Angelina besetzt ist, Mozarts erste Arie des Sesto aus „Titus“, und der britische Tenor Aaron Godfrey-Mayes erfreute mit der bekannten Arie der „heimlichen Träne“ aus Donizettis „Liebestrank“.
Der Kroate Lobel Barun, der im Sommer die Basspartie, nämlich den Vater der drei so verschiedenen Töchter, geben wird, gestaltete mit viel Ausdruck die „Verleumdungsarie“ aus Rossinis „Barbier von Sevilla“. Aus Wien kommt die erst einundzwanzigjährige Anja Mittermüller, der ihr Coach Jaako Kortekangas großes Lob spendete für ihre hochmusikalische Gestaltung der Cavatine des Cherubino aus Mozarts „Figaro“. Sympathisch gab sich der koreanische Bariton Josef Jeongmeen Ahn mit einer Arie aus Leoncavallos „Bajazzo“.
Meisterliche Darbietung
Uneingeschränkten Jubel entfachte schließlich die Spanierin Aitana Sanz mit ihrer meisterlichen Darbietung der Arie der Gilda aus Verdis „Rigoletto“. Ihre scheinbar aus dem Nichts aufblühenden Einsätze und ihre sicheren Koloraturen muss man erlebt haben, sie waren einfach großartig. Unbedingt zu erwähnen ist auch die sensible Hana Lee, die den Abend am Klavier begleitete.
Die Premiere von Rossinis „La Cenerentola“ wird am 12.August gefeiert. Und übrigens hat auch das Musiktheater Vorarlberg für 2025 diese Oper angesetzt. Eine seltene wie spannende Gelegenheit zum Interpretationsvergleich!
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