Stefan Pierer

Der Welterklärer hat Erklärungsbedarf

(Bild: Krone KREATIV)

Wenn Stefan Pierer polterte, schrieb sich die Geschichte quasi von alleine: Für Journalisten war der KTM-Chef ein dankbarer Interviewpartner. Nun wird es langsam still um den gebürtigen Steirer: Aus seiner insolventen Motorradfirma ist er ausgestiegen, und nun auch aus dem Skigebiet Bürgeralm. In Aflenz ist die Enttäuschung groß.

„Komplett“ ist ein Fixbestandteil des Wortschatzes von Stefan Pierer: Die Elektromobilität ist ein „kompletter Schwachsinn“, beim Verbrennerverbot sind die Europäer „komplett daneben“, in der Politik fehlt „vorausschauendes Denken komplett“. Für markige Aussagen war sich der streitbare Unternehmer aus der Obersteiermark nie zu schade. Die einen feierten den KTM-Boss für seine Offenheit, die anderen sahen in ihm nur den milliardenschweren Besserwisser. Doch Pierer ließ niemanden kalt.

Nun ist der 68-Jährige plötzlich kleinlaut. Komplett sogar. Klammheimlich ließ er – nach seinem Lebenswerk KTM – auch „seine“ Aflenzer Bürgeralm fallen, die er als Eigentümer und Financier viele Jahre lang wirtschaftlich über Wasser gehalten hatte. Das Ende des Skigebiets scheint damit besiegelt.

Stefan Pierer.

(Bild: KTM/Tschann)

Pierers Ausstieg sei überraschend gekommen, bedauert der Bürgermeister, „lustig ist das nicht“. In Aflenz, wo man den einst so großzügigen Förderer noch bis vor Kurzem gegen jegliche Kritik verteidigt hatte, schlägt die Stimmung um. Man ist enttäuscht von einem Mann, der anderen die Welt erklärte und nun selbst Erklärungsbedarf hätte. Doch Pierer ist auf Tauchstation. Komplett.