Dieser Jahrgang muss ohne den bekannten Süßwein auskommen, der Winter war schlichtweg nicht kalt genug. Da auch die Nachfrage sinkt, fallen die Zukunftsaussichten für den besonderen Tropfen eher frostig aus.
Wer in die Online-Shops der Top-Weingüter Tschida und Kracher aus Illmitz schaut, findet dort nur Eisweine aus den Jahren 2023 und 2020. „2021 und 2022 haben wir vergebens gewartet“, sagt Hans Tschida. Und auch vom heurigen Jahrgang wird es keinen Eiswein geben. Es werde immer schwieriger, meint der Süßwein-Spezialist. Mit ein Grund dafür ist der milde Winter.
Nur gefroren ist er ein Eiswein
Damit ein Wein als Eiswein gelten darf, müssen die Trauben gefroren geerntet und gepresst werden. Das Ergebnis ist ein honigsüßer Wein. Als Faustregel gilt eine Temperatur von minus 7 Grad Celsius oder niedriger. Doch macht der Klimawandel immer öfter einen Strich durch die Rechnung. Zudem werde immer früher gelesen, erklärt Tschida. „Voriges Jahr haben wir bereits Ende August die Spätlese geerntet.“
Auch vom Weingut Kracher heißt es, dass man 2023 den vorerst letzten Eiswein – in überschaubaren Mengen – ernten konnte. Der Grund dafür sei, dass es im Winter nicht mehr so kalt werde.
Nur mehr wenige Winzer
Sowohl der Landwirtschaftskammer als auch Weinbauverbandspräsident Andreas Liegenfeld sind keine Winzer bekannt, die diesen Winter einen Eiswein geerntet hätten. Mittlerweile gebe es nur mehr wenige Weingüter, welche das Risiko eingehen und die Trauben hängen lassen würden, meint Liegenfeld. Diese könne man an einer Hand abzählen. Verena Klöckl, Geschäftsführerin des Weinbauverbandes und Fachbereichskoordinatorin Weinbau in der Landwirtschaftskammer, schätzt sie auf unter ein Prozent.
Produktion und Nachfrage sinken
Einen besonders großen Stellenwert hat der Eiswein in der Weinproduktion zudem auch nicht mehr. Die Nachfrage nach Süßwein sei weltweit zurückgegangen, berichtet Liegenfeld. Unter anderem, weil der Wein kalorienreicher sei. Allerdings bestehe im asiatischen Markt noch Nachfrage.
Der Weinbaupräsident schätzt, dass von rund 11.000 Hektar Weinbaufläche im Burgenland nur etwa 20 Hektar auf Eiswein entfallen.
Eiswein hat dennoch Zukunft
Bei Tschida macht der Eiswein ebenfalls nur einen kleinen Anteil der Produktion aus. Er ist aber überzeugt, dass es trotz Klimawandels auch künftig weiter einen Eiswein geben wird – nur eben nicht jedes Jahr.
Absage an „künstliche“ Weinherstellung
Das sieht Liegenfeld ähnlich. Trotz Klimawandels werde es auch weiterhin Winter geben, in denen es kalt genug werde, ist er zuversichtlich. Einer „künstlichen“ Eisweinherstellung – wie etwa in Kanada, wo der Eiswein in Kühlhäusern bei minus 10 Grad produziert wird – erteilt er eine klare Absage: „Das ist, was die CO2-Bilanz und die Nachhaltigkeit anbelangt, mehr als bedenklich.“
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