Der Verdi-Streik hat bereits am Sonntag für Chaos am Flughafen Hamburg gesorgt – völlig unerwartet begann der Ausstand einen Tag früher als geplant. Am Montag folgt dann der bundesweite Streik und legt 13 Flughäfen lahm. Reisende müssen sich auf massive Ausfälle einstellen. Auch Österreich bleibt nicht verschont.
Die deutsche Gewerkschaft Verdi hat ihre Warnstreiks an 13 deutschen Flughäfen begonnen und damit große Teile des Flugverkehrs lahmgelegt. Seit 0.00 Uhr sind Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst der Flughafenbetreiber, den Bodenverkehrsdiensten und den Luftsicherheitsbereichen in verschiedenen Tarifkonflikten im Ausstand, wie Gewerkschaftssekretär Enrico Rümker bestätigte. Der Warnstreik soll 24 Stunden dauern.
45 Flüge aus Österreich abgesagt
Auch Österreich ist stark betroffen: Wie der Flughafen Wien am Vormittag mitteilte, werden am Montag 45 Flüge zwischen Wien und deutschen Flughäfen abgesagt. Auch zahlreiche Flüge zwischen deutschen Airports und Graz, Salzburg, Linz, Innsbruck und Klagenfurt wurden gestrichen.
Am Drehkreuz Frankfurt können keine Passagiere einsteigen, und auch der Transitverkehr werde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von den Auswirkungen betroffen sein, warnte der Betreiber Fraport. Der Flughafenbetreiber ruft die Passagiere auf, nicht zu den Terminals zu kommen.
Berlin: Kein Chaos vor Ort zu erwarten
An einigen Flughäfen begannen die Streikaktionen erst mit Betriebsbeginn in den frühen Morgenstunden. Am Hauptstadtflughafen Berlin startete der Streik zur ersten Schicht um 3.30 Uhr – vor Ort waren jedoch nur wenige Streikposten, sagte Gewerkschaftssekretär Enrico Rümker am Morgen. Starts und Landungen wird es voraussichtlich nicht geben. Mit einem großen Chaos am BER rechnet Rümker dennoch nicht, da es in den vergangenen Jahren dank rechtzeitiger Ankündigungen bei Streiks keine größeren Probleme gab. Der Flughafen Berlin hatte bereits im Vorfeld erklärt: „Sämtliche geplanten Abflüge und Ankünfte werden von den Streiks betroffen sein und können daher nicht stattfinden.“
Auch in Düsseldorf zeigte die Anzeigetafel am Morgen zahlreiche gestrichene Flüge, berichtete ein dpa-Reporter. Ein kompletter Stillstand blieb jedoch aus – vereinzelt konnten Reisende einchecken und ihr Gepäck aufgeben. Ein Ehepaar wurde per Bustransfer zum nicht vom Streik betroffenen Flughafen Münster gebracht, um von dort aus weiterzufliegen.
Am Flughafen Frankfurt werde am Montag kein Passagierflugzeug starten, teilte die Verkehrsleitung mit. Von 1.116 geplanten Flugbewegungen wurden 1.054 annulliert. Lediglich einige Ankünfte seien vorgesehen – teils mit Passagieren, teils als Leerflüge.
Nach Schätzungen des Flughafenverbands ADV fallen allein durch den Streik im öffentlichen Dienst und bei den Bodenverkehrsdiensten mehr als 3.400 Flüge aus. Rund 510.000 Passagiere können ihre Reisen nicht wie geplant antreten. An einem durchschnittlichen Tag gibt es an deutschen Flughäfen etwa 6.000 Flugbewegungen sowie 3.000 Überflüge.
Warnstreiks noch größer als geplant
Zu den bereits seit Freitag angekündigten Warnstreiks im öffentlichen Dienst sollen sich heute auch Beschäftigte der Luftsicherheitsbereiche anschließen, teilte Verdi am Samstag mit. Betroffen sind unter anderem die Fluggast-, Personal-, Waren- und Frachtkontrolle sowie Servicebereiche. Hintergrund ist der laufende Tarifkonflikt mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS), die nächste Verhandlungsrunde ist für den 26. und 27. März angesetzt.
Für den öffentlichen Dienst geht es am Freitag (14. März) in Potsdam weiter. Die Warnstreiks sollen diese Woche auch in weiteren Einrichtungen des Bundes und der Kommunen fortgesetzt werden.
Von den Streiks betroffen sind die Flughäfen Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Düsseldorf, Dortmund, Köln/Bonn, Leipzig/Halle, Frankfurt, Stuttgart und München. An den Airports Weeze und Karlsruhe/Baden-Baden sind nur Beschäftigte der Luftsicherheit zum Ausstand aufgerufen.
Forderungen: Mehr Lohn und zusätzlich freie Tage
Die Forderungen der Gewerschaft sind deutlich: 8 Prozent mehr Lohn bei mindestens 350 Euro mehr im Monat, sowie drei zusätzlich freie Tage. Die Arbeitgeber legten aber bisher kein konkretes Angebot vor. Das sorge für „reichlich Unmut“ und viele Diskussionen bei den Beschäftigten, sagte Gewerkschaftssekretär Rümker der dpa. „Die Erwartung ist schon da, dass es jetzt am Wochenende bei den Tarifverhandlungen vorangeht.“
In der Luftsicherheit fordert Verdi unter anderem die Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, 30 Tage Urlaub und Zusatzurlaub für Schichtarbeit sowie die freie Arztwahl bei den regelmäßigen verpflichtenden ärztlichen Eignungsuntersuchungen der Beschäftigten. Die im BDLS organisierten Arbeitgeber kritisierten die Warnstreikausweitung, Verhandlungsführer Christian Huber bezeichnete sie als „nicht zielführend“.
In der laufenden Tarifrunde des öffentlichen Dienstes wurden bereits die Flughäfen in Köln, Düsseldorf, Hamburg und München bestreikt, wo es jeweils zu zahlreichen Flugausfällen gekommen war. Laut ADV waren davon bereits 800.000 Passagiere betroffen.
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