Mit seiner Debütsingle „Herz über Kopf“ sang sich der deutsche Popsänger Joris im Jahr 2015 in die Herzen seiner Fans. Zahlreiche weitere Singles, drei Echos und vier Alben später begibt er sich nun erneut auf Tour. Mit der „Zu viel Retro-Tour 2025“ – benannt nach seinem aktuellen Album – macht er auch Halt in Wien. Die „Krone“ sprach mit ihm über seine Musik, seine Inspirationen und die Tournee.
„Das Herz sagt bleib, der Kopf schreit geh. Herz über Kopf, Herz über Kopf“ – so lautet der Songtext der Debütsingle des deutschen Popsängers Joris. Der 35-Jährige mit der sanft-rauen Stimme wurde 2016 bei der Echoverleihung für diesen Song mit dem Echo Pop in der Kategorie Radio-ECHO ausgezeichnet. In Deutschland, Österreich und der Schweiz erreichte die Single Goldstatus und etablierte Joris als feste Größe in der Pop-Branche.
Als die Pandemie kam, legte auch er eine kreative Pause ein, um sich neu zu sammeln und an frischen Songs zu arbeiten. Nun meldet er sich endlich mit seinem vierten Studioalbum „zu viel Retro“ zurück, das am 14. Februar veröffentlicht wurde. Passend dazu geht er auf Club-Tour durch mehrere Länder. Auch in Wien macht er Halt – und im Zuge dessen sprach er mit uns über seine Musik, und die bevorstehende Tournee.
Kein Hip-Hop und kein Autotune
Als wir mit dem jungen Familienvater sprechen, verrät er uns gleich zu Beginn, warum sein neues Album den Titel „zu viel Retro“ trägt und was es damit auf sich hat. „Das Retrohafte steckt einfach in mir. Ich bin jemand, der oft in den Rückspiegel schaut und Vergangenes noch einmal durchlebt. Nach der Pandemie brauchte ich eine Art Zäsur, weil mir das Musikmachen plötzlich keinen Spaß mehr gemacht hat. Ich musste eine Pause einlegen. Dann habe ich meine Jungs – meine Liveband, die von Anfang an dabei war – wieder getroffen, und gemeinsam haben wir überlegt, wie es weitergehen soll.“
Joris wollte sich auf seine Stärken besinnen. In einer Zeit, in der es oft nur um Influencing und Selbstdarstellung geht, wurde ihm klar, dass seine wahre Leidenschaft die Musik ist – vor allem das gemeinsame Musizieren mit seiner Band. Deshalb entschied er sich, eine Liveplatte aufzunehmen: „Das war eine bewusste Rückbesinnung auf das, was mich wirklich ausmacht. Und das ist natürlich wahnsinnig retro. Eine Liveplatte im Jahr 2025 zu veröffentlichen, ist definitiv nicht State of the Art. Bei uns gibt es weder Hip-Hop-Einflüsse noch Autotune – und genau das macht es für mich besonders.“
Mit seiner Band wieder live im Studio zu stehen, war für Joris ein entscheidender Moment: „Es war genau das, wonach ich gesucht hatte – die Freude und Lust zur Musik wiederzufinden. Musik ist zwar mein Beruf, aber vor allem ist sie mein bester Freund. Ich habe es unglaublich vermisst, gemeinsam mit anderen Musik zu machen.“
Doch nicht alles verlief unbeschwert. Ursprünglich war das Album als energiegeladene Festival-Platte geplant, doch das Leben funkte dazwischen. „Ich war gerade junger Familienvater geworden, als meine Freundin schwer krank wurde und ins Krankenhaus musste. Plötzlich war all das, was mir gerade erst wieder Sicherheit gegeben hatte, infrage gestellt.“ Um seine Sorgen nicht auf die Familie zu übertragen, versuchte Joris im Studio den Schein zu wahren – doch natürlich ließ sich das nicht ganz ausblenden. Dadurch entstanden einige ruhigere Momente auf der Platte, und die Produktion zog sich länger hin. „Es gab einfach Wichtigeres“, sagt er rückblickend. Dennoch ist das Album insgesamt von einer kraftvollen Energie geprägt.
Wenn mein neues Album ein Getränk wäre ...
Dann wäre es etwas, das Charakter hätte, wahrscheinlich ein Whisky.
Der verrückteste Ort, an dem ich jemals einen Song geschrieben habe ...
Ein Bootshaus. Da entstand der Song „Das Leben ist“.
Das letzte Mal, dass ich „Herz über Kopf“ selbst gehört habe, war ...
Im Radio, als ich da gespielt habe.
Das schönste Kompliment, das ich jemals zu meiner Musik bekommen habe, ist ...
Es gibt sehr, sehr schöne Momente, wenn Leute ihre eigene Geschichte mit der Musik verbinden und mir das erzählen.
Wien schmeckt für mich nach ...
Melange und langen Nächten.
Wenn mein Tourbus sprechen könnte, würde er mir sagen ...
Er würde Geschichten erzählen, die wir alle nicht hören wollen.
Meine neue Superkraft, seitdem ich Vater bin ...
Ich brauche nicht viel Schlaf.
Auf Tour vermisse ich zu Hause am meisten ...
Die Antwort ist einfach nur „Ja“.
Mein Lieblingsessen nach einem Konzert ist ...
Eine große Pizza, mit vielen Slices.
Ein Satz, den ich jedem Musik-Anfänger mitgeben würde.
Mach, worauf du Lust hast.
Kinder verändern
Das Leben als junger Familienvater hat ihn nicht nur persönlich, sondern auch künstlerisch verändert. „Es hat mir eine neue Perspektive gegeben“, erzählt er. „Früher habe ich mich sehr auf mich selbst konzentriert, doch jetzt ist das sekundär. Meine Kunst ist mir immer noch extrem wichtig, aber ich weiß, dass es Wichtigeres gibt. Das tut mir gut, denn es nimmt die übertriebene Ernsthaftigkeit heraus. Sich selbst nicht zu ernst zu nehmen, ist immer ein guter Tipp.“
Diese neue Sichtweise spiegelt sich auch in seiner Musik wider. Doch wie klingt das Album für jemanden, der Joris’ Musik bisher noch nicht kennt? „Es ist handgemachte, ehrliche Livemusik, die Spaß macht“, beschreibt er seinen Sound. Doch es gibt auf dem Album auch nachdenklichere Momente. In „So schnell vorbei“ setzt er sich mit der Vergänglichkeit des Lebens auseinander – ein Thema, das ihn heute stärker beschäftigt als früher. „Früher habe ich in den Spiegel geschaut und mich altern sehen, aber man nimmt das kaum bewusst wahr. Erst wenn man jeden Tag jungen Menschen begleitet, merkt man, wie rasant die Zeit vergeht“, erzählt er. „Man möchte die schönen Momente festhalten, doch sie vergehen genauso schnell wie die schlechten. Und das kann tröstlich sein – gerade wenn man auf die Welt schaut.“
Diese Reflexion prägt nicht nur seine Songs, sondern auch seine Lebenseinstellung: „Ich werde wahrscheinlich nicht als Regenwurm wiedergeboren – also versuche ich, dieses Leben so gut es geht zu leben.“
Und genau das lebt der Vollblutmusiker auch aus – denn endlich geht er wieder auf Tour. Nach der Corona-Pandemie, in der Live-Auftritte lange nicht möglich waren, freut er sich nun umso mehr auf die Bühnenperformances. Während des Lockdowns entdeckte Joris zudem eine neue Leidenschaft: das Schreinerhandwerk. Diese neue Fähigkeit nutzt er jetzt für sein eigenes Bühnendesign. „Wir wollen das Studio-Feeling zu den Leuten bringen. Ich bin gespannt, wie das ankommt.“
Doch wie plant er das Tourleben als junger Familienvater? „Es ist nicht immer einfach, aber das gehört als Musiker eben dazu“, gibt er zu. Wann immer möglich, begleitet ihn seine Familie auf Tour. Doch manchmal lässt es sich nicht vermeiden, dass er mehrere Wochen unterwegs ist. „Dafür habe ich das große Privileg, dass ich meine Zeit außerhalb der Tourneen sehr frei gestalten kann“, erklärt er.
Während der Tour sind seine Tage oft von morgens bis spät in die Nacht durchgetaktet, doch danach nimmt er sich bewusst Freiraum. „Ab April habe ich zwei Monate, in denen ich meinen Alltag selbst bestimmen kann. Diese Balance tut mir gut – und meine Familie kennt das inzwischen.“
Während Joris also voller Vorfreude auf die Tour ist, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Los ging es am 10. März in Dudelange (Luxemburg), das große Finale findet am 30. März in Leipzig statt. In Wien kann man den „Herz über Kopf“-Sänger am 23. März im Flex live erleben – Tickets gibt es unter www.oeticket.com. „Ich liebe die Stadt und war schon sehr oft in Wien – ich freue mich also sehr darauf“, so der Sänger gespannt zur „Krone“.
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