Heimliches Treffen

Was René Benko vor seiner Festnahme getrieben hat

Wirtschaft
12.03.2025 06:01

Am Morgen des 23. Jänner 2025 klickten bei René Benko in dessen Innsbrucker Büro die Handschellen. Seither fragen sich viele, wie der Finanzjongleur seine letzten Stunden in Freiheit verbracht hat – und wen er noch getroffen hat. Die „Krone“ kennt die Hintergründe.

In der Nacht vom 21. auf den 22. Jänner hat René Benko wohl den sprichwörtlichen Bogen überspannt. Der 47-jährige Tiroler traf sich in seinem Sechs-Sterne-Chalet N im Vorarlberger Wintersportort Lech mit einem Mann, der erst wenige Wochen davor in das Leitungsgremium einer Benko-Stiftung im Fürstentum Liechtenstein gehievt worden war. Ein offenbar konspiratives Treffen – jedenfalls aus Sicht der Ermittler. Denn Benko habe seine Chalet-Managerin „ausdrücklich“ angewiesen, „kein Gästeblatt und keine Meldung an die Gemeinde Lech“ zu erstatten. Das geht aus Ermittlungsunterlagen hervor, die der „Krone“ und „News“ vorliegen.

Die Mutter als Begünstigte
Offiziell will der Gründer des finanzmaroden Signa-Konzerns mit seinen beiden wichtigsten Stiftungen in den letzten Jahren nichts mehr zu tun gehabt haben. Weder mit der Laura Privatstiftung mit Sitz in Innsbruck, noch mit der Ingbe Stiftung, die in Schaan ansässig ist. In beiden Benko-Bunkern ist die Familie rund um die mutmaßliche Stroh-Mama Ingeborg, eine pensionierte Kindergärtnerin, Begünstigte.

Tatsächlich existieren zahlreiche vertrauliche Unterlagen, die dokumentieren, dass der Milliardenpleitier auch nach seinem Konkurs als Unternehmer im März 2024 tief in das Alltagsgeschäft seines Schattenreiches involviert war. Der ehemalige Chefcontroller bezeichnete Benko zuletzt in einer Zeugenaussage vor der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) als „Alleinherrscher“. 

Mit dem Stiftungsrat im Chalet
In der vorletzten Nacht vor seiner Festnahme hatte Benko einen Finanzmanager zu sich ins Chalet N geladen: Robert Schimanko, ein Österreicher, der vorwiegend von der Schweiz aus operiert – und seit November als Stiftungsrat in der Ingbe-Stiftung fungiert. Was Benko nicht weiß: Zu diesem Zeitpunkt sind ihm Kriminalisten der Soko Signa bereits dicht auf den Fersen, auch Telefone wurden in den Monaten davor angezapft. Am 23. Jänner, 8.30 Uhr, erfolgte dann der Zugriff: Festnahme wegen Tatbegehungs- und Verdunkelungsgefahr.

In der Justizvollzugsanstalt Wien-Josefstadt behauptete René Benko in einer Beschuldigteneinvernahme zu den U-Haft-Gründen, dass er den neuen Vorstandschef der Laura Stiftung, Thomas Limberger, gar nicht gekannt habe – und dass „es sich beim jetzigen dreiköpfigen Stiftungsvorstand um keine Bekannten von ihm handle und es ausgeschlossen sei, dass er irgendwelche Einflussnahmen vornehmen könne“.

Tatsächlich handelt es sich bei Thomas Limberger um einen Manager, in dessen Unternehmen laut Website auch der Ingbe-Stiftungsrat Robert Schimanko tätig ist. Darüber hinaus ist mit Christoph Jauschnegg Benkos langjähriger Privatjet-Pilot im Vorstand der Laura Stiftung aktiv – unter anderem auch als Geschäftsführer jener Tochterfirma, in der Benko bis zu seiner Festnahme für 3700 Euro pro Monat angestellt war.

Jauschnegg und Schimanko wiederum traten im Herbst 2024 bei jener Online-Auktion in Erscheinung, bei der Bankrotteur Benko ihm emotional wichtige Gegenstände wie Uhren, Armreifen, Manschettenknöpfe sowie ein Sportboot zurückholen ließ. Pilot Jauschnegg holte beim Auktionshaus die von ihm und Schimanko ersteigerten Wertsachen ab. Die Ermittler halten fest: „Somit lässt sich darlegen, dass nach wie vor Verbindungen zwischen René Benko und den Stiftungsvorständen der Laura Privatstiftung sowie den Stiftungsräten der Ingbe-Stiftung bestehen und eine Einflussnahme nicht ausgeschlossen werden kann.“

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