Eine gekündigte Mitarbeiterin der Tiroler Soziale Dienste (TSD) ist nach wie vor in internen Chatgruppen aktiv. Die „Krone“ verfügt über Unterlagen, die die kürzlich aufgedeckten Missstände in der Notschlafstelle Innsbruck und damit den Asylskandal weiter untermauern.
„Sozialdumping, illegale Bewohner, Drogenhandel“. Unter diesem Titel deckte die „Krone“ vor wenigen Tagen einen Asylskandal in der von der TSD betriebenen Notschlafstelle Innsbruck auf. Der interimistische TSD-Geschäftsführer Florian Stolz bestritt die Vorwürfe. Doch Protokolle und Chatverläufe sprechen eine eindeutige Sprache.
Mitarbeiter berichten, dass Arbeitsstunden seitens der Leitung oft nicht korrekt abgerechnet und Ruhezeiten nicht eingehalten wurden. Auch Dienste in der Notschlafstelle Lienz seien betroffen. Ein Mitarbeiter brachte deshalb eine Anzeige beim Amt für Betrugsbekämpfung bzw. der Finanzpolizei ein. Auszüge aus Protokollen untermauern die Vorwürfe. Interimsgeschäftsführer Stolz will von der Anzeige jedoch nichts wissen.
Illegale im dritten Stock der Notschlafstelle
In Räumlichkeiten im 3. Stock der Notschlafstelle wohnten bis zum Herbst 2024 illegal nicht gemeldete Bewohner bzw. betriebsfremde Personen. Die aktuelle Geschäftsführung spricht von einem Mitarbeiter mit Sachbezug. In einem internen Protokoll sind hingegen drei betriebsfremde Personen genannt. Darin steht auch, dass die damalige Geschäftsführerin bei Bekanntwerden die Anweisung zur kompletten Räumung des 3. Stockes gab.
Betriebsfremder aktiv in Firmenchats involviert
Dort soll auch ein der „Krone“ namentlich bekannter Mann, der offiziell nie TSD-Mitarbeiter war, samt seiner Frau lange Zeit logiert haben. Der Ausländer hat wohl im Auftrag der damaligen Hausleiterin Arbeiten verrichtet. So nahm er etwa Heizöllieferungen entgegen und „war in viele Prozesse eingebunden“. Dies belegen unter anderem Chatprotokolle. Dabei hätte er schon aus Datenschutzgründen nicht an den internen Chats teilnehmen dürfen.
Gekündigte Mitarbeiterin in TSD-Chatgruppen
Doch damit nicht genug: Die Leiterin der Notschlafstelle wurde Ende 2024 gekündigt. Von internen, vertraulichen Informationen abgeschnitten ist sie dadurch allerdings nicht. Im Gegenteil: Sie gehört (Stand Freitag vergangener Woche) weiterhin TSD-Chatgruppen an und agiert darin sogar interaktiv! Belege dafür liegen der „Krone“ vor.
Dass Mitarbeiter lange Zeit gesundheitsgefährdende Tätigkeiten wie das Beseitigen von Schimmel und Bettwanzen ohne Schutzausrüstung erledigen mussten, bestreitet GF Stolz. Protokollierte Aussagen zeigen jedoch das Gegenteil.
Attacken auf Mitarbeiter unter Tisch gekehrt
Mitarbeiter sehen wegen Angriffen von Klienten ihre Sicherheit gefährdet. Einiges davon sollte aber offenbar unter den Tisch gekehrt werden. GF Stolz – übrigens seit Jahren bei der TSD – sagte, dass „alle Angriffe den Behörden gemeldet werden“. Im Protokoll heißt es hingegen: „Wenn ich jeden tätlichen Angriff melde, werde ich mit meiner Arbeit nicht fertig.“ Auch Drogenhandel ist protokolliert.
Die Stelle des TSD-Geschäftsführers ist ausgeschrieben. Interims-GF Stolz hat sich darum beworben.
Die Liste der Ungereimtheiten und Verfehlungen bei den TSD wird täglich länger. Je tiefer die „Krone“ gräbt, desto mehr „Dreck“ kommt zum Vorschein. Und wir sind noch lange nicht fertig! Doch anstatt den TSD-Sumpf und die sauren Wiesen endlich trocken zu legen, wird alles schöngeredet und bagatellisiert. Als wir den interimistischen TSD-Leiter mit den Vorwürfen konfrontierten, wollte er uns tatsächlich weis machen, dass das nicht stimme – obwohl wir alles schwarz auf weiß haben. Dass der zuständige SPÖ-LHStv. Philip Wohlgemuth – er ist ja erst seit Dezember im Amt – noch nicht alles im Detail wissen kann, kann man noch einigermaßen nachvollziehen.
Doch es muss eigentlich in seinem Interesse, aber auch in jenem der TSD-Mitarbeiter und Steuerzahler sein, hier endlich für saubere und klare Verhältnisse zu sorgen. Vieles wurde bzw. wird unter den Teppich gekehrt. Leider hat es den Anschein, dass man Wohlgemuth hier „dumm“ sterben lässt und ihm ein X für ein U vormachen will. Wenn er also Licht ins TSD-Dunkel bringen will, muss er das Heft endlich selbst in die Hand nehmen – wir von der „Krone“ unterstützen ihn dabei. Schöne PR-Berichte im ORF, in denen man sauber aufgeräumte Zimmer in der Notschlafstelle zeigt und vor laufender Kamera behauptet, dass die „Krone“-Vorwürfe nicht stimmen, lösen das Problem jedenfalls nicht. Und noch etwas: Dass es die TSD-Führung bisher nicht der Mühe wert fand, sich bei ihrem Mitarbeiter, der – warum auch immer – fast tot geprügelt wurde, zu melden, passt gut ins Bild.
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