Zu viel, schlecht koordiniert, spätestens seit KI nicht mehr zweckmäßig: Hausaufgaben haben vor allem bei Schülern ein schlechtes Image, nun zeigen aber auch erste Politiker für ein Ende auf.
Zeit ist ein kostbares Gut. Auch oder gerade für Kinder und Jugendliche: „Ganz ehrlich: Mit 17 weiß ich, was ich zu tun habe – und was nicht. Die Zeit, die ich für oft wahllos verteilte Hausaufgaben aufbringen muss, fehlt mir dann als Lernzeit für jene Fächer, wo ich es nötiger hätte zu investieren“, sagt Alexander Hirtzi, der das Grazer Keplergymnasium besucht.
Seine Erfahrung als Privatperson fließt in seine offizielle Haltung als steirischer Landesschulsprecher mit ein: „Von einer generellen Abschaffung der Hausaufgaben halte ich nichts, aber zwischen den Altersgruppen zu differenzieren, das würde sehr wohl Sinn machen. Speziell bei den 14- bis 18-Jährigen könnte man stärker auf Eigenverantwortung setzen“, meint der junge Mann.
Anzahl und Umfang der Aufgaben sind in allen Gegenständen so zu gestalten, dass sie gut aufeinander abgestimmt sind, damit die Schüler nicht überlastet werden. Wir versuchen aktuell, die Schulleitungen dafür zu sensibilisieren.
Steirische Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner
Bild: Jauschowetz Christian
Ins Rollen gebracht hat die Debatte Bettina Emmerling. Die Neos-Politikerin wurde nach Christoph Wiederkehrs Beförderung zum Minister Wiens neue Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Bildung und Integration. In einem „Krone“-Interview ließ sie vor wenigen Tagen mit der These aufhorchen, wonach Hausübungen nicht mehr zeitgemäß seien: „Es gibt Kinder, die bekommen Unterstützung von zu Hause. Andere Kinder haben das nicht, und trotzdem wird es beurteilt. Das ist für mich kein faires System“, begründete sie ihren Vorstoß.
Von Steirer-Koalition gibt’s „Fleck“
Der steirische Bildungslandesrat Stefan Hermann will davon nichts hören: „Die Erledigung von Hausaufgaben ist ein wesentlicher Teil des Erlernens von Struktur und dem Wahrnehmen von Pflichten – Schulen führen unsere Jüngsten langsam und unter den richtigen pädagogischen Rahmenbedingungen an diese Themen heran.“ Sein Bildungs-Schatten Lukas Schnitzer sieht das ähnlich: „Leistung muss in unserer Gesellschaft wieder ein Wert mit Bedeutung sein. Wenn wir aber schon in Schulen damit beginnen, keine Leistung mehr einzufordern, bereiten wir unsere Kinder nicht auf die künftigen Herausforderungen des Lebens vor“, sagt der VP-Klubobmann.
Dass die Debatte – zumindest in den höheren Schulstufen – ohnehin bald obsolet sein könnte, führt Hirtzi ins Treffen: „Viele Hausaufgaben lassen Schüler mittlerweile von KI erledigen, das ist ein offenes Geheimnis. Deshalb werden Hausübungen oftmals vom Lehrpersonal gar nicht mehr korrigiert, sondern nur noch als ,gesehen’ gekennzeichnet.“
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