Kurz nach der Weltpremiere von VWs Kampfpreis-Stromer ID.Every1 haben die Wolfsburger schon das erste Geheimnis gelüftet: Der VW-Up-Nachfolger wird ab 2027 in Portugal vom Band rollen. Und wir wissen noch mehr über die Serienversion.
„Dieses Auto wird in unserer Fabrik in Palmela in Portugal gebaut“, sagte VW-Markenchef Thomas Schäfer in Wolfsburg. 2027 soll dort die Produktion des E-Autos anlaufen, das VW zu einem Einstiegspreis um 20.000 Euro anbieten will. Das Werk in Portugal sei eines der kosteneffizientesten in der Gruppe, begründete Schäfer die Entscheidung. Bisher wird dort der VW T-Roc gebaut.
Das ist insofern interessant, als das bei der Weltpremiere vergangene Woche Showcar unter dem Blech ein verkürzter VW T-Roc war. Dafür, dass der Wagen in Düsseldorf aus eigener Kraft auf die Bühne rollen konnte, sorgte ein Gabelstaplermotor. „Gegolten“ hat nur das Äußere, auch der Innenraum wurde vor Ort nicht gezeigt, weil im Showcar nicht vorhanden. Das wird später nachgeholt, bisher gibt es immerhin einige Renderings, die einen Ausblick geben. Das Gezeigte soll schon nah an der Serie sein.
VW-Chefdesigner Andy Mindt, der auch schon für den VW ID.2all verantwortlich war (wird ab 2026 gebaut), beteuerte am Rande der Weltpremiere, dass das Äußere schon zu 80 Prozent der Serienversion entspricht. „An der Karosserie nehmen wir links und rechts noch je 15 Millimeter weg. Wir haben die Kotflügel verbreitert, damit das Showcar genauso wirkt wie später das Serienfahrzeug auf der Straße.“
Das bedeutet: Der VW ID.1 (wenn er denn wirklich diesen Namen bekommt) wird 1,79 Meter breit und 3,88 m lang, darf also fast komplett seinen stämmigen Auftritt behalten. Das Basismodell wird zwar nicht die 19-Zoll-Räder des Showcars bekommen, aber 18-Zöller sind mindestens drauf, gegen Aufpreis mehr. 305 Liter Kofferraum sind viel für ein so kleines Auto, außerdem sollen vier Erwachsene absolut ausreichende Platzverhältnisse vorfinden.
Das geteilte Dach wird es relativ sicher auch in die Serie schaffen, schließlich bezeichnet es Mindt als „Secret Sauce“, die das gewisse Etwas ausmacht. Dafür spart man sich teure Anbauteile und hält die Karosserie klar und einfach, was die Herstellungskosten reduziert.
Was wir auch wissen, ist die geplante Reichweite. Es werden 250 Kilometer sein, dafür ist jedenfalls der Bauraum der LFP-Batterie konzipiert. Lithium-Eisenphosphat-Akkus haben zwar eine geringer Energiedichte als andere, sind aber robuster und billiger. Mit anderer Zellchemie wäre auch mehr Reichweite möglich, sagt Entwicklungsvorstand Kai Grünitz, jedoch wäre das unsinnig, weil man dann preislich zu nah an den größeren Bruder ID.2 herankäme – und ein bisschen Respektsabstand muss sein.
Fest steht auch der Antrieb: 70 kW/95 PS werden die Vorderräder antreiben und das Auto auf bis zu 130 km/h beschleunigen. Ob eine stärkere Variante kommt – etwa ein GTI – ist noch nicht entschieden. Bis zur A-Säule entspricht der ID.1 technisch dem ID.2, der Rest wird eigens für das Einstiegsmodell entwickelt. Dazu gehört eine neue, besonders kostengünstige Hinterachse, der man den Rotstift beim Fahren aber nicht anmerken soll.
Festgelegt hat man sich auch schon auf die Bremsen: Es werden rundum Scheibenbremsen. Ein Image-Debakel wie beim VW ID.3 will man sich ersparen, obwohl aus technischer Sicht nichts gegen Trommelbremsen sprechen würde.
Mit dem ID.2 beginnt ein neues Zeitalter
Es ist jüngst ein wenig das Volkswagen-Feeling verloren gegangen, sagte VW-Chef Thomas Schäfer bei der Präsentation des VW ID.Every1. Doch dieser kleine Stromer soll neues Selbstvertrauen bringen und die Speerspitze sein, mit der die Marke bis 2030 die Technologieführerschaft unter den Volumenherstellern erlangen will. Große Worte von einem Konzern, der vor allem in Sachen Software zuletzt nicht gerade mit Kompetenz glänzte.
Doch die hat man nun um viel Geld zugekauft: Gemeinsam mit US-Hersteller Rivian wird eine völlig neue Software-Basis entwickelt, die nach dem VW-Up-Nachfolger auch den Rest der künftigen Fahrzeugpalette beflügeln soll. Hoch-updatefähig, natürlich. Der harte Sparbesen wird durch den ganzen Konzern fegen und ein so günstiges Elektroauto erst möglich machen.
Dieses und auch die anderen acht E-Autos, die bis 2027 neu auf den Markt kommen sollen, sind zum Erfolg verdammt. Insofern ist der VW ID.1 eine Art Rettungskapsel, eine Initialzündung für ein neues Zeitalter. Es werden auch einige China-only-Autos kommen, die auch in China gebaut werden. Aber das nur am Rande.
2027 wird das Serienmodell vorgestellt, die ersten Exemplare werden das Band in Palmela verlassen. Beim Händler wird man VWs große Hoffnung wohl erst Anfang 2028 sehen – ein Jahr nach dem ID.2, der im Vergleich dann schon fast ein bisschen alt aussieht.
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