Crewmitglied vermisst

Schiffe kollidiert: Nordsee droht Naturkatastrophe

Ausland
10.03.2025 22:52

Nach der Kollision eines Containerschiffs mit einem ankernden Öltanker ist nicht nur die Zahl der Verletzten gestiegen, ein Crewmitglied wird vermisst. Zudem droht nun eine Naturkatastrophe in der Nordsee. Greenpeace zeigte sich „extrem besorgt“ wegen möglicher Umweltschäden.

Mehr als 30 Menschen wurden verletzt und in Booten an Land gebracht, wie der Hafenmeister von Grimsby, Martyn Boyers, sagte. Laut dem Eigentümer des Containerschiffes Solong wurde ein Besatzungsmitglied vermisst. 

Beide Schiffe in Flammen, enorme Rauchwolken
Die britische Seenotrettungsorganisation Royal National Lifeboat Institution (RNLI) bestätigte Berichte über „Brände auf beiden Schiffen“. Auf Bildern im britischen Fernsehen waren dichte schwarze Rauchwolken und Flammen am Unglücksort rund 16 Kilometer vor der Küste zu sehen.

Nach der Kollision eines Frachters mit einem Öltanker droht in der Nordsee eine Naturkatastrophe. (Bild: AP)
Nach der Kollision eines Frachters mit einem Öltanker droht in der Nordsee eine Naturkatastrophe.
(Bild: AP)
(Bild: AP)
(Bild: AP)

Der Zusammenstoß ereignete sich in der Früh nahe der Hafenstadt Hull in der ostenglischen Grafschaft East Yorkshire. Für die großangelegte Rettungsaktion wurden ein Hubschrauber der Küstenwache, ein Flugzeug, Rettungsboote aus vier Städten und weitere Schiffe aus der Umgebung aktiviert.

Hafenmeister Boyers sprach von 32 Verletzten. Der örtliche Parlamentsabgeordnete Graham Stuart erklärte im Onlinedienst X, 37 Menschen seien verletzt worden.

Besatzungsmitglied vermisst
Laut dem Eigentümer des Frachtschiffs Solong, der deutschen Reederei Ernst Russ, wurde ein Besatzungsmitglied vermisst. Die 13 anderen Mitglieder der Crew seien sicher an Land gebracht worden. Die Suche nach dem Vermissten dauere an. Beide Schiffe seien durch die Kollision und das dadurch ausgelöste Feuer stark beschädigt worden.

Der Betreiber des Öltankers Stena Immaculate sprach von „zahlreichen Explosionen“, infolge derer die Crew das Schiff verlassen hätte. Wie das US-Schifffahrtsunternehmen Crowley mit Sitz in Florida weiter mitteilte, wurde auch ein mit Kerosin gefüllter Tank beschädigt. „Aufgrund der Kollision ist ein Feuer ausgebrochen und es gibt Meldungen, dass Öl austritt.“

Containerschiff rammte Öltanker
Der Öltanker ankerte demnach vor der Nordseeküste nahe der Hafenstadt Hull, als er von dem Containerschiff gerammt wurde. Unmittelbar nach dem Unglück sei der für solche Fälle vorgesehene Notfallplan ausgelöst worden. In Zusammenarbeit mit örtlichen Stellen werde das Feuer eingedämmt und das Schiff gesichert.

Eigentümer von „Stena Immaculate“ ist die schwedische Reederei Stena Bulk. Diese teilte mit, dass die gesamte Besatzung am Leben sei. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg befand sich der Tanker auf dem Weg nach Griechenland. Der Tanker war nach Angaben aus Washington vom Military Sealift Command des US-Militärs gechartert worden. Das Kommando betreibt Schiffe mit ziviler Besatzung, die Seetransporte für das US-Verteidigungsministerium vornehmen.

Greenpeace besorgt
Nach Angaben der britischen Küstenwache ist es „wahrscheinlich“, dass das Unglück eine Verschmutzung des Meeres zur Folge haben wird. Laut der auf Seetransporte spezialisierten Website Lloyd‘s List Intelligence hatte das Frachtschiff eine unbestimmte Menge Alkohol und fünfzehn Behälter mit Natriumzyanid an Bord.

Die Umweltorganisation Greenpeace zeigte sich „extrem besorgt“ über die Vorgänge. „Da immer mehr Informationen darüber auftauchen, was die Schiffe geladen hatten, sind wir extrem besorgt über die vielfältigen toxischen Gefahren, die diese Chemikalien für das Meeresleben darstellen könnten“, erklärte Greenpeace-Wissenschafter Paul Johnston im britischen Exeter. Offenbar sei das für Fische und andere Meerestiere giftige Kerosin in der Nähe eines Rastplatzes für Schweinswale ins Wasser gelangt.

Immer wieder Zusammenstöße
Großbritanniens Verkehrsministerin Heidi Alexander äußerte sich besorgt. Sie stehe mit den Behörden und der Küstenwache in Kontakt, „um die weitere Entwicklung der Situation zu verfolgen“. Ein Sprecher des britischen Premierministers Keir Starmer nannte die Situation „äußerst besorgniserregend“. Das deutsche Havariekommando entsandte laut einem Sprecher ein Mehrzweckschiff und ein Überwachungsflugzeug, um die britische Küstenwache zu unterstützen.

In den vergangenen zehn Jahren ist es in der Nordsee mehrfach zu Zusammenstößen von Schiffen gekommen. Bei einer Kollision zweier Frachtschiffe vor der Insel Helgoland im Oktober 2023 waren drei Menschen ums Leben gekommen, zwei weitere gelten seitdem als vermisst. 2015 war die „Flinterstar“, ein Frachter mit mehr als 500 Tonnen an Öl und Diesel an Bord, nach einem Zusammenstoß mit einem Tanker vor der belgischen Küste gesunken.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt