Wird die Käferbohne zur Rarität? Marktführer Steirerkraft rechnet mit bis zu 80 Prozent Ernteausfall und spricht vom „schlechtesten Jahr aller Zeiten“ für die steirische Kulturpflanze. Manche Bauern experimentieren schon mit der asiatischen Edamame.
„Ein historischer Tiefpunkt“, „so schlecht war die Ernte noch nie“: Unter den steirischen Käferbohnen-Produzenten herrscht Krisenstimmung. Raphael Eitljörg aus St. Ruprecht an der Raab baut auf 75 Hektar an. „Wir sind es gewohnt, dass das Wetter mitunter herausfordernd sein kann, aber heuer hat es die Käferbohne regelrecht vernichtet.“
Schuld an der heurigen Missernte sind die Wetterextreme, die durch den Klimawandel angeheizt werden. Während die Blüte unter der Sommerhitze litt, sorgten spätere Regenfälle für Probleme bei der Reifung und Ernte. Andreas Cretnik und Gerhard Merdonik, Vorstandsmitglieder der steirischen Alwera-Gruppe, zu der unter anderem „Steirerkraft“ gehört: „Die Ernte stellt alles in den Schatten, was wir bisher erlebt haben. Noch nie zuvor waren die Herausforderungen durch Wetterextreme so massiv.“
100 statt 800 Kilogramm pro Hektar
Einer von 120 Vertragslandwirten ist der Gemüseanbaubetrieb Janisch in Großsteinbach. Denise und Matthias Janisch bauen seit über 20 Jahren Käferbohnen auf zehn Hektar in Ilz, im Feistritztal sowie im Vulkanland an. „Schon jetzt müssen wir viele faule Käferbohnen aussortieren. Die Feuchtigkeit hat enorm geschadet. Es war die erntemäßig wohl schlechteste Saison aller Zeiten“, sagen sie.
Wurden zuletzt pro Hektar etwa 750 bis 800 Kilogramm Käferbohnen geerntet, seien es diesmal „gerade einmal 100 Kilogramm, manchmal sogar noch weniger“, erklärt Denise Janisch.
Hat die Bohne ein Ablaufdatum?
Janisch hofft, dass das heurige Jahr ein Ausreißer nach unten war. „Aber insgesamt bemerken wir schon, dass durch die klimatischen Veränderungen dauerhaft eine Anpassung der Kulturen erforderlich sein wird.“ Deswegen hat der Familienbetrieb kürzlich Edamame ins Portfolio aufgenommen. „Diese spezielle Sojabohne stammt aus Ostasien und ist daher besonders an wärmere Klimabedingungen angepasst.“
Wenn das so weitergeht, droht die Käferbohne auszusterben.
Dominic Bauer
Auch Raphael Eitljörg sieht sich gezwungen, Alternativen zu testen. „Käferbohnen sind Teil unserer Identität – aber wenn sich die Bedingungen nicht ändern, müssen wir mittelfristig auf andere, widerstandsfähigere Pflanzen setzen.“
Dominic Bauer aus Riegersburg befürchtet angesichts des Klimawandels sogar das Ende des steirischen Kulturguts: „Die Wetterkapriolen setzen der Käferbohne massiv zu – wenn das so weitergeht, droht die Kultur auszusterben.“
Preise werden steigen
Steirerkraft versucht indes, mit der Saatzucht Gleisdorf an widerstandsfähigeren, hitzeresistenten Sorten zu arbeiten. Für dieses Jahr bedeutet die schlechte Ernte jedoch tendenziell steigende Preise.
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