Tanker verlor Kerosin
Schiffsunfall auf Nordsee: Mann (59) festgenommen
Der bei einem Zusammenstoß vor der britischen Küste beschädigte Tanker Stena Immaculate hatte 220.000 Barrel (knapp 35 Millionen Liter) Flugzeugtreibstoff geladen. Mindestens einer von 16 Tanks wurde beschädigt – wie viel Treibstoff ins Wasser gelangt ist, ist unklar. Das beteiligte Frachtschiff droht unterdessen, zu sinken. Außerdem wurde ein 59-jähriger Mann im Zusammenhang mit dem Schiffsunfall festgenommen.
Der unter US-Flagge fahrende Tanker war nach Angaben von Crowley Montagfrüh vom portugiesischen Containerschiff Solong gerammt worden, als er vor der Mündung des Flusses Humber vor Anker lag. Warum es zu dem Unglück kam, war zunächst unklar. Die Untersuchungen dazu liegen federführend bei den Flaggenstaaten.
Erste Festnahme
Am Dienstag teilte die britische Polizei mit, dass es mittlerweile eine Festnahme gegeben habe. Der 59 Jahre alte Mann wurde wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung festgenommen. „Es wurden bereits umfangreiche Maßnahmen durchgeführt, und wir arbeiten eng mit unseren Partnern zusammen, um zu verstehen, was passiert ist, und um allen Betroffenen Unterstützung zu bieten“, sagte der leitende Ermittlungsbeamte, Craig Nicholson.
Crewmitgliedern wurden Haare angesengt
Berichten von Besatzungsmitgliedern der Stena Immaculate zufolge, die mit dem US-Sender CBS gesprochen hatten, brach unmittelbar nach dem Zusammenstoß ein Feuer aus. Nach anfänglichen Löschversuchen habe die Mannschaft beschlossen, das Schiff zu verlassen. Die Flammen seien den Seeleuten dabei so nah gekommen, dass manchen die Haare versengt wurden.
Klaffendes Loch auf der Backbord-Seite
Beide Schiffe waren bei dem Zusammenstoß in Brand geraten. Es soll mehrere Explosionen gegeben haben. Der britische Staatssekretär für Wohnungswesen, Matthew Pennycock, sagte dem Sender „Times Radio“, das Feuer wüte weiterhin. Auf Luftaufnahmen der BBC war ein klaffendes Loch auf der Backbord-Seite des Tankers zu sehen. Flammen waren keine mehr zu erkennen. Gas und Flüssigkeiten schienen aber an verschiedenen Stellen auszutreten, wie auf Videoaufnahmen zu erkennen war. Britische Behörden seien dabei, die Auswirkungen auf die Umwelt zu erfassen, sagte Pennycock.
Frachtschiff droht zu sinken
Das mit einem Tanker kollidierte und in Brand geratene Frachtschiff Solong könnte nach Einschätzung der Küstenwache sinken, meldete die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Unterstaatssekretär Mike Kane. Das brennende Schiff drifte derzeit Richtung Süden, sagte Kane im britischen Unterhaus. „Modellrechnungen legen nahe, dass die Solong, falls sie weiterhin schwimmt, in den nächsten Stunden nicht auf Land zutreiben wird“, so Kane.
Er fügte aber hinzu, die Küstenwache schätze es als unwahrscheinlich ein, „dass das Schiff schwimmfähig bleibt“. Schlepperboote seien in der Nähe, um sicherzustellen, dass die Solong von der Küste entfernt bleibe.
Kein Natriumcyanid an Bord
Die Reederei des Containerschiffs dementierte unterdessen Berichte, wonach die Solong mehrere Behälter mit Natriumcyanid geladen hatte. Natriumcyanid ist eine giftige Substanz, die das Ökosystem belasten kann. Die Container seien jedoch leer gewesen, hieß es in einer Mitteilung des in Hamburg ansässigen Unternehmens Ernst Russ. Sollte der Frachter nahe Land untergehen oder auf Grund laufen, wird aber befürchtet, dass Diesel im Tank des Schiffs die Küste verpesten könnte.
Suche nach vermisster Person abgebrochen
Wie die britische BBC unter Berufung auf die Küstenwache berichtete, wurde die Suche nach dem einzigen vermissten Crew-Mitglied abgebrochen. Insgesamt 36 Besatzungsmitglieder des Öltankers und des Containerschiffs seien sicher an Land gebracht worden, ein Mensch sei ins Krankenhaus gekommen.
Das niederländische Bergungsunternehmen Boskalis wurde mit der Bergung der Stena Immaculate beauftragt. Vier Schiffe mit Löschmaterial seien auf dem Weg zur Unglücksstelle, sagte ein Sprecher. Die Gefahr, dass der Tanker auseinanderbreche, sei klein. Beide Schiffe seien nicht länger ineinander verkeilt.
Die Experten werden den Angaben zufolge zunächst den Tanker von außen kühlen. Sobald der Brand unter Kontrolle sei, könne der Tanker in einen sicheren Hafen geschleppt werden. Nach Informationen der BBC war die Stena Immaculate eines von mehreren Schiffen, die im Rahmen eines sogenannten Tanker-Sicherheitsprogramms der US-Regierung sicherstellen sollen, dass das Militär Transporte durchführen kann.
Greenpeace besorgt
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace in Großbritannien äußerte sich besorgt. „Sowohl die hohe Geschwindigkeit als auch die Videos von den Folgen geben Anlass zu großer Sorge“, sagte ein Sprecher. Es sei aber noch zu früh, das Ausmaß von Schäden für die Umwelt zu bestimmen. Ein Sprecher von Großbritanniens Premierminister Keir Starmer äußerte, es sei eine „äußerst besorgniserregende Situation“. Ohne weitere Details zu kennen, werde nicht über die Unglücksursache spekuliert.
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