Filmreife Anklage im Landesgericht Wien: Um Millionen vom Geschäftsführer eines bekannten Immobilienbüros zu erpressen, soll ein 44-jähriger Jurist zweimal dessen Entführung geplant haben. Und die beiden haben auch eine feurige Vergangenheit …
„Sie hören jetzt eine außergewöhnliche Geschichte, die zum Glück nicht umgesetzt wurde“, bereitet die Staatsanwältin im Wiener Landesgericht die Schöffen vor. Und da hat sie recht, denn der Prozess im Saal 401 hat wohl alle brisanten Komponenten: wilde Entführungspläne, Millionensummen, Waffen und die Baustelle einer namhaften Person.
Benzin in Immo-Büro verschüttet
Auf der Anklagebank sitzt ein studierter Jurist, elegant gekleidet, mit einer dicken Mappe vor sich – er wird in Handschellen vorgeführt. Denn er ist kein unbeschriebenes Blatt. Vergangenes Jahr wurde er zweimal vom Landesgericht Wiener Neustadt verurteilt. Er bedrohte seine Ex-Frau und wollte ihr dann einen Autodiebstahl anhängen. Seine erste Vorstrafe ist für den Prozess aber die relevanteste: 2022 marschierte er in ein bekanntes Wiener Immobilienbüro, übergoss dort Boden und Einrichtung mit Benzin und drohte alles mit einem Feuerzeug anzuzünden.
Er hatte die Idee, das Opfer zu entführen und so an Geld zu kommen.
Staatsanwältin im Wiener Landl
Jener Geschäftsführer des Maklerbüros ist auch im jetzigen Prozess Opfer. Denn der 44-Jährige soll geplant haben, den wohlhabenden Mann zu entführen, ihm mit Waffengewalt 1,5 Millionen Euro abzupressen. Dazu habe er zwei Cousins beauftragt, denen er 20.000 Euro schuldete. „Er hatte die Idee, das Opfer zu entführen und so an Geld zu kommen“, erklärt die Staatsanwältin. Die Cousins hätten kurzzeitig mitgespielt, der Tatplan war schon fix und fertig. Vor der Umsetzung zeigten sie den Juristen aber an.
Zweite Entführung geplant
„Kurze Zeit später kam eine weitere Anzeige“, führt die Anklägerin weiter aus. Und zwar soll der Wiener zwei Monate später einen weiteren Bekannten – auch ihm schuldete der 44-Jährige Geld – angeworben haben, den Geschäftsführer zu entführen. Dieses Mal wäre es um eine halbe Million gegangen. Es blieb aber nicht bei dem bekannten Immobilienmakler: Der Angeklagte habe seinen Bekannten auch angewiesen, seine Ex-Frau und seinen erst sechsjährigen Sohn zu entführen …
Und jetzt zur Version des Angeklagten, die nicht weniger filmreif ist: Er habe sowohl mit den zwei Cousins als auch mit dem dritten Mann auf einer Baustelle zusammengearbeitet – der Jurist ist nämlich Geschäftsführer einer Baufirma. Beschäftigt wurde man von dem Vater eines berühmten österreichischen Fußballers. Doch es lief nicht nach Plan, das Geld wurde knapp – die mutmaßlichen angeheuerten Entführer würden dem Angeklagten nun tausende Euro schulden.
„Diese Leute sind beide Betrüger“, gibt der 44-Jährige fast jammernd zu Protokoll. Bei den Vorwürfen handele es sich um eine Verschwörung gegen ihn. Die geplanten Entführungen seien frei erfunden. „Ich habe Familie, warum soll ich das Risiko eingehen, mein Leben kaputtzumachen?“ – „Na ja, das haben sie in der Vergangenheit schon einmal“, weist ihn Herr Rat darauf hin, dass er wegen Verleumdung seiner Ex-Frau im Gefängnis sitzt und seinen Sohn seit längerer Zeit nur unter Aufsicht sehen darf.
Keine Kidnapping-Pläne
Dieses Mal scheint seine Version eines Komplotts gegen ihn aber wirklich zu stimmen – zumindest urteilt der Schöffensenat so. Sie sprechen den Juristen von den Kidnapping-Vorwürfen frei. Die Zeugen seien „nicht rasend glaubwürdig“ gewesen.
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