Arbeitswelt im Wandel

Forscher: „KI ist Jobkiller und Turbo zugleich“

Wien
12.03.2025 11:00

Franz Kühmayer hat sich auf die neue Arbeitswelt spezialisiert. Der „Krone“ erzählt er von zeitlicher Flexibilisierung, nimmt die Angst vor Künstlicher Intelligenz und gibt Tipps, welche Branchen künftig boomen.

Herr Kühmayer, Sie sind ein gefragter Vordenker für die Themen Zukunft der Arbeit. Wie wird sich die Berufswelt in den nächsten zehn bis 20 Jahren verändern?“
Franz Kühmayer: Die Bevölkerung Wiens wächst und damit auch der Jobmarkt. Bis 2030 werden 70.000 Arbeitsplätze dazukommen. Wien ist arbeitstechnisch gut aufgestellt.

Viele neue Jobs, gleichzeitig steigt aber auch die Arbeitslosigkeit. Wird man diese Jobs besetzen können?
Zurzeit sind in Wien rund 170.000 arbeitslos gemeldet, gleichzeitig gibt es 30.000 offene Stellen. Ein Indiz dafür, dass sich die Arbeitswelt im Wandel befindet.

Ein positiver oder negativer Wandel?
Jeder zweite Arbeitslose in Wien hat nur einen Pflichtschulabschluss. Menschen mit einem Lehr- oder Studienabschluss sind besser abgesichert.

Zur Person

Franz Kühmayer ist gefragter Experte für die Themen Zukunft der Arbeit und Leadership. Er arbeitet als Trendforscher am Zukunftsinstitut, dem führenden Thinktank der Zukunftsforschung. Der Österreicher, der in Wien lebt, blickt auf eine internationale Karriere als Führungskraft zurück, die ihn unter anderem nach Boston und Paris geführt hat. In seiner Laufbahn bekleidete er Rollen wie beispielsweise Chief Operating Officer (Microsoft Österreich). Zu den Themen Arbeit und Führungpubliziert er seit Jahren regelmäßig. Zuletzt erschienen sind „The Futurepreneur”.

Welche Branchen sind Ihrer Meinung nach „zukunftsträchtig“?
In den letzten Jahren haben sich vier Zukunftsbranchen hervorgetan. Erstens: Green Jobs, in der Stadt müssen bis 2040 600.000 Gasthermen getauscht werden und der Solarstrom wird ausgeweitet. Zweitens: IT & hoch qualifizierte Dienstleistungen, wie Steuerberater oder Architekt. Drittens: Tourismus, das wird das einzige Feld sein, wo eine höhere Qualifizierung nicht unbedingt nötig ist. Und viertens: Pflegeberufe. Jetzt haben wir 300.000 Menschen über 65, 2030 werden es 700.000 sein.

Stichwort Künstliche Intelligenz. Gibt es Berufe, die durch KI ersetzt werden? Die KI ist ein Jobkiller und Turbo zugleich. Eher betroffen sind hier wieder niedrig qualifizierte Jobs, aber KI reicht auch schon bis in die Management- und Forschungsebene. Angst braucht aber niemand zu haben. Man sollte sich lieber damit beschäftigen, am Ende wird nicht die KI den Job killen, sondern der Kollege, der sich mit der KI auseinandersetzt, mir den Job wegnehmen. Aber sie ist eben auch ein Turbo, manche Berufe werden aufgewertet.

Zitat Icon

Angst vor der KI braucht niemand zu haben. Nicht die KI nimmt einem den Job weg, sondern der Kollege, der das intelligente System beherrscht.

Franz Kühmayer

Zum Beispiel?
Nehmen wir ein Callcenter. Hier wird der KI-Chatbot Menschen ersetzen, sie können standardisierte Probleme lösen, für Komplexere werden aber weiterhin Menschen gebraucht, was zur Aufwertung des Jobs führt.

Arbeitszeitverkürzung und 4-Tage-Woche sind viel diskutierte Themen. Ist das die Zukunft?
Viel wichtiger als die Diskussion um die Arbeitszeit ist die Debatte um die Flexibilität. Hier braucht es Reformen. Bekomme ich Montag bis Donnerstag 40 Stunden unter oder variiert das Arbeitspensum unterm Jahr je nach saisonalen Spitzen.

Wird es künftig ein Grundeinkommen brauchen?
In Österreich haben wir eine sehr gute soziale Absicherung, vielleicht wird das in ferner Zukunft ein Thema werden, dann ist aber die Frage, wer zahlt das, Roboter werden keine Steuern zahlen.

Ihr Rat an junge Menschen in puncto Arbeit?
Wer seinen Bildungswert steigert, macht nichts falsch.

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