Mit Hunderten Postings

Kurssturz an Börsen, aber Trump feiert sich selbst

Außenpolitik
11.03.2025 19:55

Während an den internationalen Börsen Panik herrscht, setzt US-Präsident Donald Trump wie gewohnt auf Selbstinszenierung. Nach einem verunsichernden Interview und einem massiven Kursrutsch an der Wall Street lenkt der Präsident mit einem wahren Posting-Marathon auf Truth Social von der Krise ab – und macht Elon Musk zur zentralen Figur einer neuen Debatte.

Just das TV-Interview Trumps am Wochenende mit seinem einstigen Lieblingssender Fox News hat die Anleger an den globalen Börsen aufgeschreckt. Auf die Frage, ob die USA vor einer Rezession stehen, wollte der Präsident keine klare Antwort geben.

In der Folge stürzten die Aktienmärkte ab: Der S&P 500 fiel um 2,7 Prozent, der Nasdaq sogar um 4 Prozent, was den größten Tagesverlust seit September 2022 bedeutete. Insgesamt haben die Märkte seit ihrem Höchststand im Februar über vier Billionen Dollar an Wert verloren.

Trumps Zollkeulen schrecken Anleger ab
Experten machen vor allem Trumps Zollpolitik für die Unsicherheit verantwortlich. Die von ihm verhängten Handelszölle auf Importe aus Kanada, Mexiko und Europa verschrecken Investoren. Peter Orszag, CEO der Investmentbank Lazard, warnte auf der CERAWeek-Konferenz in Houston: „Wenn diese Spannungen nicht bald gelöst werden, könnte das schwerwiegende Folgen für die wirtschaftlichen Aussichten der USA haben.“

Trumps Posting-Feuerwerk
Während Investoren um Milliarden bangen, beschäftigt sich der Präsident mit sich selbst. Montagmittag (Ortszeit) startete Trump auf seinem eigenen  Netzwerk Truth Social eine Flut an Beiträgen – über 100 innerhalb weniger Stunden. Zunächst postete er einen Artikel über Großbritanniens Premier Keir Starmer, dann folgten zahlreiche Links zu Berichten, die ihn lobten.

Während die Londoner Börse dann mit einem Minus von 1,4 Prozent schloss, befasste sich Trump nach wie vor nicht mit der Wirtschaft, sondern mit der Verhaftung eines pro-palästinensischen Aktivisten.

Reality-Show statt Tesla-Crash
Auch nach Börsenschluss hielt der Präsident an seiner Strategie fest: Während Tesla-Aktien ihren schlechtesten Tag seit 2020 erlebten und um 15 Prozent fielen, bewarb Trump seine ehemalige Reality-Show „The Apprentice“ und attackierte Kanada als „Zollmissbraucher“. Später verteidigte er Tesla-Chef Elon Musk und behauptete, „radikale Linke“ würden das Unternehmen boykottieren, um Musk zu schaden.

Trump: „Werde morgen brandneuen Tesla kaufen“
Tesla ist tatsächlich einer der größten Verlierer der aktuellen Marktverwerfungen. Analysten machen vor allem sinkende Verkaufszahlen und Produktionsprobleme verantwortlich. Die Trump-Regierung trägt indirekt dazu bei: Der Präsident hat Maßnahmen seines Vorgängers Joe Biden zurückgenommen, die den Absatz von Elektroautos fördern sollten, und geplante Investitionen in Ladestationen gestoppt.

Dennoch stellt sich Trump demonstrativ hinter Musk. Er kündigte an: „Ich werde morgen früh einen brandneuen Tesla kaufen, um meine Unterstützung für Elon Musk zu zeigen.“ Wirtschaftsexperten halten dies für reine Symbolpolitik. Während Trump Tesla als Opfer eines linken Boykotts darstellt, sehen Analysten die Probleme vor allem in der Unternehmensführung und dem harten internationalen Wettbewerb.

Weißes Haus bemüht sich um Schadensbegrenzung
Während Trump weiterhin auf Selbstbeweihräucherung setzt, versucht das Weiße Haus die Wogen zu glätten. Ein Regierungsvertreter erklärte gegenüber CNBC: „Wir sehen eine starke Diskrepanz zwischen der Stimmung an den Märkten und der tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklung.“ Die Wirtschaft befinde sich in einer „Übergangsphase“, erklärte Sprecherin Karoline Leavitt zudem bei einer Pressekonferenz.

Sinkende Börsenkurse seien eine Momentaufnahme. Vorgänger Joe Biden habe das Land in einem „wirtschaftlichen Desaster“ hinterlassen, sagte Leavitt. Viele Wirtschaftsindikatoren und Wachstumsprognosen waren jedoch unter dem Demokraten besser als zuletzt.

Michael Wolff, Autor mehrerer Trump-Bücher, enthüllte zudem, dass viele der Social-Media-Posts des Präsidenten nicht von ihm selbst stammen, sondern von seiner Assistentin Natalie Harp verfasst werden.

Ist das der Beginn einer „Trumpcession“
Während die Märkte abrutschen bleibt in der Finanzwelt vor allem eine Frage offen: Ist der aktuelle Kurssturz lediglich eine Korrektur oder der Beginn einer echten „Trumpcession“ (US-Wortschöpfung aus Trump und Rezession) – mit entsprechend verheerenden wirtschaftlichen Folgen für die USA. Allzu lange wird sich Trump dem Thema jedenfalls nicht weiter entziehen können.

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