WK-Chefin im Interview

„Nicht laut, aber an guten Lösungen interessiert“

Tirol
12.03.2025 10:00

Tirols Wirtschaftskammer-Präsidentin Barbara Thaler spricht im Interview mit der „Krone“ über ihre Arbeit als Interessensvertreterin, Bürokratie, das Lkw-Nachtfahrverbot und die heute, Mittwoch, begonnene Wahl.

„Krone“: Was hat eigentlich ein einzelner Unternehmer in Tirol davon, wenn er zur Wahl geht?
Barbara Thaler: Die Wahl zu haben, wer die eigenen unternehmerischen Interessen und die Interessen der jeweiligen Branche vertreten darf, ist ein Privileg. Aber genau darum geht es auch bei dieser WK-Wahl. Wir alle, jede Unternehmerin und jeder Unternehmer, entscheiden, wer das wirtschaftspolitische und fachliche Sprachrohr in seiner Innung und Fachgruppe und für die gesamte Tiroler Wirtschaft sein soll. Daher ist es wichtig, in einem der 97 Lokale wählen zu gehen.

Wie haben Sie Ihren Wahlkampf angelegt?
Nicht laut, nicht brachial, aber – und dafür stehe ich – an guten Lösungen interessiert. Das ist oft der schwierigere Zugang, weil man mehr erklären muss. Ich bin extrem viel unterwegs und nehme von den vielen Begegnungen sehr viel mit, wenn es darum geht, eine starke Stimme der Tiroler Wirtschaft zu sein. Das Kammersystem steht immer wieder unter Beschuss.

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Auch das sehe ich als zentrale Aufgabe: Den Unternehmern möglichst viel abzunehmen, sie zeitlich zu entlasten und damit unternehmerisch zu stärken.

Barbara Thaler

Wo kann die Kammer konkret helfen?
Die Wirtschaftskammer ist der tägliche Begleiter, wann immer wir benötigt werden. Unsere Aufgabe ist nicht nur die Teilnahme an den politischen Entscheidungsprozessen, sondern vor allem unsere Expertise in Beratung und Service. Das deckt vieles an Aufgaben ab: vom Troubleshooting bei einzelnen Problemstellungen bis zur proaktiven Auseinandersetzung mit neuen Herausforderungen wie immer neuen gesetzlichen Hürden oder Bestimmungen. Wir wollen in der Information schnell und direkt sein und Themen so aufbereiten, dass sie verständlich und für die betriebliche Praxis verwendbar sind. Auch das sehe ich als zentrale Aufgabe: Den Unternehmern möglichst viel abzunehmen, sie zeitlich zu entlasten und damit unternehmerisch zu stärken.

Barbara Thaler (Bild: Birbaumer Christof)
Barbara Thaler

Die Wirtschaftskammer fordert – gefühlt – vor sämtlichen Wahlen immer wieder das Gleiche: Bürokratie eindämmen. Dabei ist sie bei der Gesetzwerdung ja mit im Boot.
Gesetze machen bei uns die gewählten Parlamente. Wir dürfen so wie viele andere Gruppen unsere Meinung dazu klarstellen. Wie eben viele andere auch. Politische Entscheidungen sind immer von Kompromissen geprägt. Hier mahlen auch uns die Mühlen oft zu langsam, aber man merkt, dass sich manches in die richtige Richtung bewegt. Aber ja, gerade beim Thema Entbürokratisierung oder der finanziellen Entlastung des Faktors Arbeit braucht es mehr Tempo. Das ist das klassische Bohren harter Bretter.

Zahlt sich Unternehmer werden überhaupt noch aus, in Anbetracht der vielen bürokratischen Lasten?
Ja. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie erfüllend es ist, unternehmerisch tätig zu sein. Da mag man sich über manche Hürden noch so ärgern, die Leidenschaft fürs Unternehmersein bleibt. Beispiele gibt es auch mit Blick auf Neugründungen genügend und es könnten noch viele mehr sein, wenn wir viel vom angewachsenen Ballast endlich wegräumen.

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Jeder, der verspricht, das Nachtfahrverbot aufzuheben, streut nur Sand in die Augen – es ist realpolitisch schlicht nicht machbar.

Barbara Thaler

Warum zeigt die Wirtschaftskammer nicht Muskeln und tritt beispielsweise für die Aufhebung des Nachtfahrverbotes oder die teilweise Nutzung des Pannenstreifens als dritte Spur bei Verkehrsüberlastung ein?
Jeder, der verspricht, das Nachtfahrverbot aufzuheben, streut nur Sand in die Augen – es ist realpolitisch schlicht nicht machbar. Wofür wir kämpfen, ist eine temporäre Entzerrung. Wir treten dort, wo es um wichtige Punkte für die Tiroler Unternehmerinnen und Unternehmer geht, sehr wohl klar und deutlich auf. Vielleicht nicht immer öffentlich, aber in den zuständigen Gremien, also dort, wo es zählt und dann auch in der erforderlichen Klarheit.

Der schwarze Wirtschaftsbund dominiert die Kammer. Wie erklären Sie sich das?
Mit 1164 Kandidaten auf 1235 Listenplätzen in den fünf Sparten – Gewerbe & Handwerk, Handel, Transport & Verkehr, Tourismus & Freizeitwirtschaft sowie Information & Consulting – ist der Wirtschaftsbund Tirol die einzige Kraft, die flächendeckend für die Interessen der Tiroler Wirtschaft eintritt. Der Wirtschaftsbund ist in allen Regionen verankert. Und in allen Branchen. Das ermöglicht ihm auch, mit all seinen Kandidaten, neben den branchenspezifischen Herausforderungen auch stets das große Ganze der Tiroler Wirtschaft zu sehen.

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