Fahrlässige Tötung?

Festgenommener ist Kapitän von Containerschiff

Ausland
12.03.2025 10:43

Bei dem Mann, der am Dienstag in Zusammenhang mit dem dramatischen Unglück in der Nordsee festgenommen ist, handelt es sich um den Kapitän des Containerschiffs Solong. Der Russe muss sich nun wegen fahrlässiger Tötung verantworten – ein Besatzungsmitglied seines Schiffes gilt als vermisst und ist vermutlich tot. 

Am Montag war das Containerschiff mit dem 183 Meter langen Ölfrachter Stena Immaculate zusammengestoßen. Das Unglück ereignete sich 20 Kilometer vor der Küste von East Yorkshire. Die Kollision verursachte einen riesigen Feuerball, die Schiffe brannten noch am Dienstagabend. Crowley, der in Florida ansässige Miteigentümer des havarierten Öltankers, sagte, das Feuer an Bord des Schiffes sei „weitgehend zurückgegangen, und es seien keine Flammen mehr sichtbar“.

Kollision mit rund 30 km/h
Ein US-amerikanischer Seemann, der auf dem Ölfrachter arbeitete, erklärte, dass das riesige Containerschiff wie „aus heiterem Himmel“ aufgetaucht war, ehe es in sein vor Anker liegendes Schiff rammte. Ein weiterer Seemann erklärte der BBC, dass die Solong mit 16 Knoten (etwa 29 km/h) in die Stena Immaculate gekracht war. 

Die Stena Immaculate nach dem Unglück (Bild: Dan Kitwood)
Die Stena Immaculate nach dem Unglück

„Der festgenommene Mann befindet sich derzeit noch in Haft, während die Ermittlungen laufen. Wir sprechen weiterhin mit allen Beteiligten, um die vollständigen Umstände des Vorfalls zu ermitteln“, erklärte der leitende Ermittler, Craig Nicholson zur Festnahme. Die Schiffseignerin bestätigte, dass der 59-jährige Kapitän festgenommen wurde. „Aus Respekt vor den Ermittlungen und allen Beteiligten werden wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiter dazu äußern“, erklärte die deutsche Firma Ernst Russ.

Der Schiffsführer trägt grundsätzlich die Verantwortung für ein Schiff – das umfasst die Navigation und die Sicherheit an Bord. Sowohl der Kapitän als auch seine Crew würden sich kooperativ bei den Ermittlungen zeigen, erklärte die Reederei weiter. Man unterstütze die Familie des vermissten Besatzungsmitglieds, so Ernst Russ.

Nach einer groß angelegten, zwölfstündigen Rettungsaktion mit Rettungsbooten konnten 36 Menschen sicher an Land gebracht werden. Ein Seemann musste ins Krankenhaus gebracht werden, von einem Besatzungsmitglied fehlt jede Spur. 

Flammen loderten kurz nach Crash
Ein Matrose der Stenna Immaculate beschrieb die chaotischen Szenen an Bord. Er habe nur Sekunden Zeit gehabt zu reagieren, nachdem ihm zugerufen wurde, er solle sich vor dem verheerenden Aufprall bereitmachen. Die Solong sei gefühlte zehn Minuten lang in sein Schiff gefahren, während um ihn herum sofort Flammen aufloderten, fügte er hinzu. Auf dem Ölfrachter, konnten alle Creemitglieder unversehrt aufgefunden werden – kurz darauf verließ die Mannschaft das Schiff in einem Rettungsboot, wobei der Kapitän als Letzter von Bord ging. Die Evakuierung habe nur etwa 30 Minuten gedauert.

(Bild: Dan Kitwood)

Nebel soll Sicht erschwert haben
Die britische Regierung erklärte laut „Independent“, erste Untersuchungen hätten nicht darauf hingedeutet, dass der Vorfall auf ein Verbrechen zurückzuführen sei. Ein Experte erklärte der Zeitung, dass eine Computerrekonstruktion darauf schließen lasse, dass die Schuld an dem Unglück bei der Crew der Solong liege. Es könnten schlechte Sichtverhältnisse geherrscht haben, führt Abdul Khalique, Leiter des maritimen Zentrums der Liverpool John Moores University, aus.

„Aber hätten die Wachführer mit dem Radar richtig Ausschau gehalten, hätten sie diese unmittelbare Kollisionsgefahr erkannt und Maßnahmen ergriffen, um eine Kollision zu verhindern“, so der Fachmann. Der Chef des Hafens von Grimsby East, sagte gegenüber Sky News, in der Gegend sei es am Montagmorgen „sehr neblig“ gewesen. 

Die Behörden gehen davon aus, dass beide Schiffe über Wasser bleiben werden. Die britische Verkehrsministerin Heidi Alexander erklärte, dass die Solong „von der Küste weggeschleppt werden könnte und die Bergungsarbeiten beginnen könnten“.

Es ist noch unklar, wie viel Treibstoff ins Meer gelangt ist – erste Einschätzungen gehen davon aus, dass sich die Auswirkungen in Grenzen halten. Ein Teil des Kerosins sei verbrannt und verdunstet. 

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