Auf 450 Quadratmetern

Menschliche Überreste in NS-Gedenkstätte gefunden

Oberösterreich
12.03.2025 10:02

Eine mehrere Zentimeter dicke Schicht menschlicher Asche sowie Knochenreste auf einer Fläche von rund 450 Quadratmetern – Bohrungen in der ehemaligen NS-Tötungsanstalt Hartheim (OÖ) brachten neue Erkenntnisse zu den Gräueltaten des Nazi-Regimes in der vormaligen Euthanasieanstalt zu Tage.

Untersucht wurde in der ehemaligen NS-Tötungsanstalt Hartheim in Oberösterreich die bislang von Ausgrabungen unberührte Nordseite des Areals. Dort, aber auch auf der Südseite wurde vergangene Woche ein großflächiges Aschefeld mit verbrannten menschlichen Überresten sowie Knochenresten gefunden. Die Überreste wurden in rund einem Meter Tiefe auf einer Fläche von etwa 450 Quadratmetern freigelegt.

„Die vorliegenden Ergebnisse sind von großer Bedeutung sowohl für das Gedenken an die Ermordeten, sowie für die Forschungsarbeit in Hartheim. Wir werden die neu entdeckten Flächen mit den menschlichen Überresten in das würdevolle Gedenken einbeziehen. Ziemlich genau 80 Jahre danach bieten uns die neuen Erkenntnisse auch wichtige Informationen zu den Versuchen der Täter, die Spuren ihrer Verbrechen zu beseitigen“, sagt Florian Schwanninger, Leiter des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim.

Der Plan der Bohrungen am Areal des Schloss Hartheim. (Bild: Doris Jetzinger)
Der Plan der Bohrungen am Areal des Schloss Hartheim.

Rund 30.000 Menschen getötet
Im Schloss Hartheim wurden von Mai 1940 bis November 1944 rund 30.000 Menschen in einer Gaskammer ermordet. Vor allem Menschen mit Behinderung oder psychischen Erkrankungen sowie KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter waren unter den Opfern.

Anfangs wurden die Überreste der Toten vom Nazi-Regime noch zur Donau gebracht und in den Fluss gekippt. „Das hat man dann eingestellt, weil es für die Menschen zu sichtbar war. Es sind bei den Transporten zum Beispiel immer wieder Knochen heruntergefallen“, erklärt Schwanninger. Ab diesem Zeitpunkt wurden die menschlichen Überreste rund um das Schloss eingegraben. „Es war beabsichtigt, alle Hinweise auf die Verbrechen zu tilgen und zu verstecken“, sagt Schwanninger. Auch deshalb sei der neue Fund so wichtig. Bereits in den Jahren 2001 und 2002 wurden bei Grabungen Überreste der in Hartheim Ermordeten gefunden, sowie persönliche Gegenstände und weitere Objekte.

Bei neuen Bohrungen in der ehemaligen NS-Tötungsanstalt wurden menschliche Überreste gefunden. (Bild: Tabea Truntschnig)
Bei neuen Bohrungen in der ehemaligen NS-Tötungsanstalt wurden menschliche Überreste gefunden.

„Verbrechen der NS-Zeit dürfen nie in Vergessenheit geraten“
Aussagen von Zeitzeugen sowie Luftbildaufnahmen führten zu den neuen Untersuchungen an der Nordseite der ehemaligen Tötungsanstalt. Durchgeführt wurden sie vom Innenministerium gemeinsam mit dem Land Oberösterreich. Für Innenminister Gerhard Karner zeigen die Funde, dass „längst nicht alle tragischen Überreste“ des Nazi-Regimes bekannt seien. „Die Verbrechen der NS-Zeit dürfen nie in Vergessenheit geraten.“

Für Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer sind die Gräueltaten der Nazis „restlos aufzuarbeiten. Das ist nicht nur unsere Pflicht, sondern unser Bestreben.“

Nun werden die gesamten Ausmaße der neu entdeckten Grabstätte eruiert. „In der Folge wird das Gelände als Kriegsgrab gewidmet, das sich dem Erinnern und Gedenken widmet und auch eine Friedhofsfunktion für die Angehörigen und Nachkommen hat“, sagt Gedenkstättenleiter Schwanninger.

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