Überraschung bei den Wahlen in Grönland! Der frühere Badminton-Profi Jens Nielsen (33) errang mit seinem Wirtschaftskurs Platz 1. Der bisher regierende Premierminister Egede muss den Hut nehmen. Schlussendlich dürfte ihm Trump und dessen Annexionspläne zum Verhängnis geworden sein. Eine „Krone“-Analyse aus der Arktis-Hauptstadt Nuuk.
„Grönland gehört den Grönländern!“, gab sich Premierminister Egede am Dienstagnachmittag im „Krone“-Gespräch beim Hafen von Nuuk noch kämpferisch. Als am frühen Abend erste Ergebnisse aus abgeschiedenen Siedlungen der größten Gletscher-Insel der Welt einlangten, wurde die Miene des Ministerpräsidenten immer finsterer. So gerne hätte er sich an seinem 38. Geburtstag selbst beschenkt, und zwar mit der Wiederwahl.
Gegen Mitternacht Ortszeit kristallisierten sich die massiven Verluste immer mehr heraus. Seine Links-Liste Inuit Ataqatigiit büßte 15 Prozentpunkte ein und stürzte auf 21,4 Prozent der Stimmen. Auch sein Koalitionspartner Siumut musste massiv Federn lassen.
Die Sozialdemokraten landeten bei nur noch 14,7 Prozent und wurden somit fast halbiert. Sensationssieger sind die oppositionellen Konservativen (Demokraatit) unter Jens Frederik Nielsen mit einer Zustimmung von 30 Prozent. Die Nationalisten von Naleraq erzielten 24,5 Prozent.
Wie kam es zu diesem überraschenden Ausgang, den fast niemand vorausgesagt hatte? Inmitten des geopolitischen Ringens um Grönland haben die Bewohner für einen Machtwechsel gestimmt. Politische Beobachter in der Arktis-Hauptstadt sind sich einig, dass sich Egede zu sehr zwischen Trump und der Innenpolitik aufreiben ließ. Er hat wiederholt erklärt, für die vollständige Abspaltung von Dänemark zu sein.
Gewonnen haben die Konservativen, die für eine behutsame Abnabelung von Dänemark sind und Grönland wirtschaftlich stärken wollen, um gegenüber ausländischen Interventionen jeglicher Art besser gewappnet zu sein. Nielsens Erfolg dürfte die Regierung in Kopenhagen einigermaßen glücklich stimmen.
Trump ist ein Verlierer der Wahl. Seine Kampagne hat den Demokraten, die für eine langsame Unabhängigkeit sind, den Sieg eingebracht.
Politik-Analyst Kristian Mouritzen
Der Analyst Kristian Mouritzen sieht nicht nur Egede, sondern auch Donald Trump klar als Verlierer der Wahl: „Seine Kampagne hat den Demokraten, die für eine langsame Unabhängigkeit sind, den Sieg eingebracht.“ Also eigentlich das Gegenteil von dem, was er wollte.
Im Weißen Haus kann man sich immerhin über das Abschneiden von Naleraq freuen. Die Nationalisten wollen den Bruch mit Dänemark. Einige Politiker der Liste hatten sich zwischenzeitlich sogar positiv über Trumps Begehrlichkeiten geäußert, obwohl die Annexionspläne von mehr als 90 Prozent der Grönländer klar abgelehnt werden.
Dem erst 33 Jahre alten Demokraatit-Chef Jens-Frederik Nielsen wird es nun zufallen, sich an der Bildung der nächsten grönländischen Regierung zu versuchen. Der ehemalige Badminton-Profi kündigte an, seine Hand in Richtung aller weiteren Parteien auszustrecken – auch zur Naleraq. Dass sich die beiden Wahlgewinner am Ende auch in einer Koalition zusammenfinden könnten, gilt eher als unwahrscheinlich. Zu unterschiedlich sind die Positionen gegenüber Donald Trump. Der hat es mit seiner aggressiven Rhetorik zwar nicht geschafft hat, seinen Wunschkandidaten Pele Broberg an die Spitze zu hieven. Für mächtig viel Unruhe in einem anderen Land hat es aber einmal mehr gereicht.
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