Skurriler Prozess am Mittwoch in Graz: Aus Rache, weil er das Laufrad ihres Sohnes kaputt gemacht hat, nahm eine Grazerin einem Achtjährigen sein Fahrrad weg. „Bis seine Familie den Schaden bezahlt hat, dann hätte ich es zurück gegeben,“ argumentierte die 28-jährige Alleinerzieherin.
Konflikte auf Spielplätzen kommen vor, prallen dort doch oft Weltanschauungen der Eltern aufeinander. Doch nur selten enden sie auch vor Gericht. In dem Fall am Mittwoch am Grazer Straflandesgericht geht es um Nötigung, Sachbeschädigung und dauernde Sachentziehung.
Eine junge Mutter soll einen Achtjährigen von seinem Fahrrad geschupft und das Rad dann demoliert und versteckt haben. Die Angeklagte selbst musste allerdings von der Polizei erst vorgeführt werden, weil sie ihre Ladung offenbar vergessen hatte. „Ich wüsste nicht, dass ich die bekommen habe“, sagte sie zu Richterin Catherine Farmer. „Das ist aber schon Ihre Unterschrift da oben? Sie haben die Ladung persönlich entgegengenommen.“ – „Oh. Ja. Okay. Tut mir leid. Das war keine Absicht.“
Ich habe die halbe Siedlung als Zeuge. Ich würde nie ein Kind zu Boden werfen. Das ist eine Unterstellung.
Die Angeklagte aufgebracht
„Ich wollte die 40 Euro. Das ist für mich viel Geld“
Worum es eigentlich geht, weiß sie nicht. Als es ihr die Richterin erläutert, wird die 28-Jährige laut: „Ich bin angeklagt, weil der das Laufrad meines Sohnes kaputt gemacht hat. Das glaube ich nicht!“ Sie gesteht aber ein, dass sie das Fahrrad des Achtjährigen genommen hat. „Ich wollte nur, dass seine Familie das kaputte Laufrad meines Sohnes bezahlt. 40 Euro wollte ich. Das ist für mich viel Geld. Dann hätte ich das Fahrrad dann eh zurückgegeben.“
Niemals hat sie den Buben aber vom Rad geworfen. „Ich würde im Leben kein Kind angreifen. Er ist selbst abgestiegen. Das ist so eine krasse Anschuldigung. Ein Witz.“ Außerdem sei sie dafür gar nicht stark genug. „Ich habe das Fahrrad nur am Lenker gehalten.“
Zeugen sagen, Sie haben das Fahrrad vorne hochgehoben und das Opfer ist hinten heruntergefallen.
Richterin Catherine Farmer
„Er sagte, ich soll mich nicht so aufspielen“
Das sei auch schon der dritte Vorfall mit dem Nachbarbuben gewesen. Auch einen Trettraktor und einen Roller ihres Sohnes soll er beschädigt haben. „Und damit haben Sie seinen Vater auch konfrontiert?“, fragt Richterin Catherine Farmer. „Ja, aber er meinte ich soll mich nicht so aufspielen. Das ist ja nur materielles Zeug. Das sei ja egal.“ Als sie ihn dann aufforderte, ihr das Geld zu geben, wäre die Situation eskaliert.
Oma und Opa des Achtjährigen zogen und zerrten an dem Objekt der Begierde, bis der Großvater ihr das Kinderfahrrad endgültig entriss. „Die Oma hat dabei auf mich eingeschlagen und mich angeschrien. Ich wurde auch verletzt“, betont die Alleinerzieherin. Dieses Verfahren wurde von der Staatsanwaltschaft aber eingestellt.
Weil die Angeklagte noch Zeugen namhaft machte, die ihre Version des Vorfalles bestätigen sollen, wurde vertagt.
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