Seit Königin Victoria werden royale Hochzeiten als Medienspektakel inszeniert, die königliche Familie wurde zur „Firma“ aufgebaut. Außerdem stieg Großbritannien unter ihr zur Weltmacht auf. Hier die acht wichtigsten Fakten, die Sie über diese Stammmutter der modernen britischen Royals wissen müssen.
Victoria war die Siegerin des „Babyrennens“
Die spätere Königin Victoria wurde am 24. Mai 1819 im Londoner Kensington-Palast geboren. Ihr Vater war Herzog Edward von Kent, ihre Mutter die deutsche Prinzessin Maria Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Nachdem König George IV. keine Erben mehr erwarten konnte, hieß es: Das Kind desjenigen der drei ältlichen, der Ehe abgeneigten Brüdern des Prinzregenten, der als erster einen legitimen Erben produzierte, solle den britischen Thron besteigen. Aus diesem berühmt gewordenen „Babyrennen“ ging Victoria als Siegerin hervor.
Sie kam bereits als Teenager auf den Thron
Mit nur 18 Jahren wurde Victoria zur „Königin des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland“. Kaum an der Macht, brach die junge Monarchin mit ihrer Umgebung und trat selbstbewusst, aber völlig unvorbereitet auf das Regierungsgeschäft, ihr Amt an.
Bei ihr gab es die erste königliche Hochzeit für die Öffentlichkeit
Victoria heiratete 1840 ihren deutschen Verwandten Albert von Sachsen-Coburg und Gotha. Weil die Beliebtheitswerte des britischen Königshauses dank der Affären und des ausschweifenden Lebensstils von Victorias Vorfahren damals ihren Tiefpunkt erreicht hatten, wollte Victoria mit ihrer Hochzeit ein Zeichen für einen Neubeginn setzen. Sie inszenierte sich als einfache Braut, trug keine goldbestickte Hofrobe, sondern ein weißes Kleid – womit sie übrigens den weltweiten Trend zum weißen Brautkleid begründete – und ließ, nicht zuletzt durch ausführliche Presseberichte, die gesamte Bevölkerung an ihrem Glück teilhaben. Damit war in Großbritannien „die königliche Hochzeit“ als wichtigster Imageträger der Royals geboren.
Ihr Ehemann war der Erfinder der „Firma“
Ehemann Albert von Sachsen-Coburg und Gotha kreierte ein völlig neues – bürgernahes – Image für die britischen Royals, zu dem gehörte, dass jedes einzelne Familienmitglied eine bestimmte Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit erfüllte. Mit Müßiggang und sorglosem Luxusleben war es nun vorbei, jetzt mussten sich alle Royals in den Dienst der „Firma“ stellen. Albert erfüllte auch das Klischee des biederen deutschen Sparmeisters, reformierte den königlichen Haushalt vom Kopf bis Fuß, sparte in der Hofhaltung Millionen ein und führte bei Hof die bis dahin unbekannten Themen „Sparsamkeit“ und „Zweckmäßigkeit“ ein.
Unter Victoria wird Großbritannien zur Weltmacht Nummer 1
England war zwar schon lange vor Victoria die führende Seemacht, und britische Kolonien gab es auch längst, doch erst unter dieser Königin stieg das Vereinigte Königreich zum größten „Empire“ auf, das es in der Geschichte je gegeben hat. Zwei Fünftel der Erdoberfläche gehörten zur britischen Krone, darunter u. a. Australien, Neuseeland, Kanada, Indien und große Teile Afrikas.
Sie war die einzige Kaiserin von Indien
Um Victorias außerordentliche Stellung in der Welt zu demonstrieren – und weil sie nicht rangmäßig unter dem österreichischen, dem deutschen und dem russischen Kaiser stehen wollte – verschaffte Premierminister Benjamin Disraeli Königin Victoria einen zusätzlichen großen Titel: Ab 1877 war sie auch Kaiserin von Indien.
Queen Victoria ist die Großmutter des royalen Europas
Alle lebenden britischen Royals stammen von Victoria ab. Aber nicht nur das: Ihre 42 Enkelkinder haben in die Königshäuser von Deutschland, Russland, Griechenland, Rumänien, Schweden, Norwegen und Spanien eingeheiratet. Einer der vielen Nachkommen von Victoria war Prinz Philipp, Duke of Edinburgh, der Ehemann von Queen Elizabeth II. Über das griechische Königshaus, aus dem Philipp abstammt, war er, wie seine Frau, die Queen, ebenfalls, ein Nachkomme Victorias.
Nach ihr ist eine ganze Epoche benannt
Victoria regierte von 1837 bis 1901. Nach ihr benannte man ein ganzes Zeitalter – das durch einen epochalen Wandel gekennzeichnet war: Die industrielle Revolution sorgte für einen gigantischen technologischen Vorsprung. Durch neue Verkehrsmittel wie die Eisenbahn und neue Medien wie die Telegrafie erschien die Welt immer kleiner und „vernetzter“. Die Suche nach neuen Absatzmärkten führte zum verstärkten Wettlauf um Kolonien – die letzten weißen Flecken auf der Landkarte wurden unter Europas Großmächten aufgeteilt.
Victorias Zeitalter steht aber auch für die zunehmende Demokratisierung Europas: Moderne politische Parteien kommen auf, ebenso neue Ideologien wie Sozialismus, Kommunismus und Nationalismus. Der Einfluss der Kirche auf die Politik wurde zurückgedrängt, die Naturwissenschaften lieferten immer wieder neue Erkenntnisse, und Victorias Untertan, der Zoologe Charles Darwin, erschütterte mit seiner Evolutionstheorie und der daraus folgenden Erkenntnis, dass der Mensch vom Affen abstammt, die damalige Welt.
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