Im Stiftungsrat des ORF am Donnerstag sorgt vor allem das Sparpaket, das von der Regierung auferlegt wurde, für Aufregung. Denn man sucht dringend nach Einsparungsmöglichkeiten – doch gleichzeitig verursacht eine neue Portiersloge Kosten von acht Millionen Euro. Plus: Die neue Liste der Gagenkaiser droht das Bild des sparsamen Öffentlich-Rechtlichen zu ruinieren.
Vor einem Jahr empörte die offengelegte Liste der ORF-Gagenkaiser das ganze Land. Sie offenbarte nämlich Gehälter, von denen die meisten Österreicher nur träumen können. Spitzenreiter Robert Kratky etwa bezog ein Jahresgehalt von rund 443.000 Euro. Dazu regten die hohen Nebenverdienste der ORF-Stars auf – Andi Knoll etwa verdiente im Schnitt 9600 Euro monatlich „nebenbei“. Was folgte, war ein Ethikkodex, der künftig ein Auge auch auf die Nebenbeschäftigungen der Mitarbeiter haben sollte.
Ein Jahr danach steht nun die nächste Gehalts-Veröffentlichung mit Ende März an und im Stiftungsrat am Donnerstag am Küniglberg versicherte Generaldirektor Roland Weißmann, dass er schon Wirkung gezeigt hätte. Die Nebenbeschäftigungen sollen bereits signifikant reduziert worden sein. Trotzdem ist damit zu rechnen, dass auch die neue Liste der Gagenkaiser nicht so recht ins Bild des sparsamen ORF passen wird.
Zudem prangerte FPÖ-Stiftungsrat Peter Westenthaler im Umfeld des Stiftungsrats an, dass die Erneuerung der ORF-Portiersloge die horrende Summe von acht Millionen Euro verschlingen würde: „Ist da eine Sauna mit dabei?“, fragte er provokant. Auch SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer fand die Summe hoch und meinte: „Ist es wirklich gescheit, gerade jetzt diesen Umbau zu machen?“
Die Legende, man würde sich heuer acht Millionen sparen, wenn wir das nicht machen, stimmt nicht.
ÖVP-Stiftungsrat Thomas Zach
ÖVP-Stiftungsrat Thomas Zach konterte, dass das Projekt Teil eines seit 14 Jahren bestehenden Gesamtkonzepts sei und die Kosten dafür über viele Jahre verteilt würden: „Die Legende, man würde sich heuer acht Millionen sparen, wenn wir das nicht machen, stimmt nicht.“ Demzufolge wurde Westenthalers Antrag, den Umbau abzusagen, am Donnerstagnachmittag dann auch vom Stiftungsrat abgelehnt. Zach: „Man hat sich für Sachlichkeit statt für Populismus entschieden.“ Erneuert wird zudem auch der Eingangsbereich, der für die vielen Besucher und Mitarbeiter zu schmal und nicht überdacht sei. Das offizielle ORF-Statement dazu: „Die kolportierte Summe stimmt so nicht. Das eigentliche Portierhaus kostet nur einen Bruchteil der kolportierten Summe, dies wurde auch im Rahmen der Sitzung besprochen. Was stimmt, ist, dass der ORF im Rahmen des Mediencampus-Projekts in den letzten Jahren stets im Zeit- und Kostenplan blieb – trotz Preissteigerungen von bis zu 30 Prozent in diesem Bereich. Das ist bisher kaum einem Bauprojekt dieser Dimension gelungen. Das Projekt steht nun kurz vor der Fertigstellung. Abschließend soll der gesamte Eingangsbereich, inklusive einer zeitgemäßen Sicherheitszentrale, ein modernes Visitor-Center für jährlich 120.000 Besucherinnen und Besucher ermöglichen. Die Kosten für den Eingangsbereich bewegen sich im Rahmen des genehmigten Budgets des MSO-Gesamtprojekts.„
Wie berichtet, war im Vorfeld der Sitzung von SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer auch die ausschweifende ORF-Berichterstattung zum Opernball kritisiert worden: „Brauchen wir da wirklich zehn Moderatoren?“
Zum ersten Mal im Stiftungsrat mit dabei ist Thomas Prantner, der von der Steiermark entsendet wurde. Er betont, parteilos zu sein und wünscht sich für die Zukunft des ORF einen Ausbau der Regionalisierung und Digitalisierung sowie eine Strukturreform und sagt: „Kritik am ORF ist ja kein Weltuntergang.“ Sein erfahrener Stiftungsrats-Kollege Zach sagt: „Eine Vogel-Strauß-Politik hat keinen Sinn. Man kann nicht mehr abwarten, sondern muss planen, wie man mit dem neuen Szenario umgeben kann.“ Der ORF muss ja, wie berichtet, binnen fünf Jahren 220 Millionen Euro durch das Einfrieren des Haushaltsbeitrags sparen.
Stiftungsrat Lothar Lockl erwartet im Laufe der ganztägigen Sitzung von Generaldirektor Roland Weißmann, dass dieser Schwerpunkte darlegt, wie die Zukunft des ORF zwischen Sparmaßnahmen und Investitionen aussehen kann: „Es muss eine rote Linie beim Sparen geben, denn sonst droht statt der erhofften größeren Effizienz einfach nur ein Kahlschlag.“ Generaldirektor Roland Weißmann erklärte zu den Sparmaßnahmen: „Ein ambitioniertes Sparpaket ist notwendig, aber das Publikum wird davon nichts merken, sowohl FM4 als auch ORF III bleiben, einzig offener Punkt ist das RSO. Das Orchester wird bis Ende 2026 vom Bund finanziert und wir setzen uns dafür ein, dass es auch darüber hinaus besteht.“ Personalabbau sei nicht notwendig, stattdessen werde es „Handshake-Angebote“ für Mitarbeiter und eine „strikte Nicht-Nachbesetzungspolitik“ geben. Insgesamt sei die Bilanz des vergangenen Jahres erfreulich gewesen, die Quoten so hoch wie lange nicht: „Es war das beste TV-Jahr seit zehn Jahren.“
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