Bereits mit der Präsentation des fotografischen Werks von Erwin Wurm – wir berichteten darüber – ruft sich das Francisco Carolinum in Linz als interessantes zeitgenössisches Museum in Erinnerung. Nun setzt man hier mit einer starken Kunstposition nach: Die bosnische Künstlerin Šejla Kamerić umkreist in raumhohen Fotografien und Installationen die tiefen Risse unserer Zeit.
Statt Partys zu feiern, musste Šejla Kamerić (48) Scharfschützen austricksen – es ging ums Überleben: Sie verbrachte ihre Jugend in Sarajewo während des Bosnienkriegs in den Jahren 1992 bis 1996.
Vielleicht ist darum ihre Kunst tief verwurzelt in persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen, oft geprägt von den traumatischen Erlebnissen des Krieges. Nach einer Ausstellung im OK vor einigen Jahren, ist sie zum zweiten Mal in Linz zu Gast. Dieses Mal inszeniert sie im Francisco Carolinum raumhohe Fotos und große Installationen.
Versagen einer Weltpolitikerin
Es geht zum einen um Krieg, um Gewalt, laut Kamerić eng mit Geschlechterrollen verwoben: „Je mehr Patriarchat es gibt, desto mehr steigt die Gewalt“, sagt sie im „Krone“-Talk.
Dass Frauen gute „Mitspielerinnen“ sind, bringt sie u.a. mit einer Installation aus Jacken in militärischem Camouflage-Stil auf den Punkt. Eine Jacke hat den Aufdruck „I really don`t care/ Es ist mir wirklich egal!“. Genau so eine Jacke hat „Melania Trump 2018 beim Besuch eines Heimes für Flüchtlingskinder an der mexikanischen Grenze getragen“, erklärt Kamerić. Das zwischenmenschliche Totalversagen der First Lady, an das die Künstlerin nun erinnert, bekommt durch die Wiederwahl von Trump leider große Aktualität.
Vorurteile sitzen tief
Zum Anderen geht es Kamerić um, über Jahrhunderte tradierte, Frauenfeindlichkeit. Die dreiteilige Serie „Mother Is a Bitch!“ arbeitet ikonographische Kontinuitäten zwischen Hexe, Hure und selbstbestimmter, weiblicher Sexualität heraus, nur um tiefsitzende Vorurteile und Fehlentwicklungen im Patriarchat aufzuzeigen. Alles sehr sehenswert (bis 27. Juli)!
In weiteren Räumen hat das Francisco Carolinum zudem noch Platz für Präsentationen des deutsch-norwegischen Künstlers Marius Glauer oder der Wiener Fotografin Anna Breit.