Knapp eine Woche nach Bekanntwerden des Skisprung-Skandals bei der WM in Trondheim hat ein polnischer Journalist erneut geheim aufgenommene Bilder veröffentlicht. Anders als bei den Norwegern, die in einer abgeklebten Stadion-Loge Anzüge manipuliert haben, ist diesmal nicht der Inhalt des Materials besonders heikel, sondern der Ort der Aufnahmen. Fix jedenfalls: Es handelt sich um Bilder von österreichischen Athleten im Aufwärmraum von Trondheim.
Jakub Balcerski vom Portal sport.pl teilte die ihm aus anonymer Quelle zugespielten Fotos. In diesen Bereich der Anlage kommen nur sehr wenige ausgewählte Menschen. Das Filmen, Fotografieren und Veröffentlichen in und aus diesen Bereichen ist vom Weltverband (FIS) streng untersagt. Der Österreichische Skiverband (ÖSV) wollte die geheim aufgenommenen Fotos auf Anfrage nicht kommentieren.
Keine Beweise oder Indizien für Betrug
Der Autor weist zwar auf Auffälligkeiten bei Handschuhen, Schuhen und dem oberen Teil des Anzugs hin, räumt aber selbst ein, dass es keine Beweise oder echte Indizien für einen Betrug gebe. „Hierbei handelt es sich nicht um einen Betrugsbeweis der Österreicher, sondern um Materialien, die einen Verdacht hinsichtlich der Größe der Handschuhe, des steifen Materials am oberen Ende des Anzugs und der mit der Garagenmethode modifizierten Schuhe erwecken können“, schreibt Balcerski.
Österreich hatte am vergangenen Samstag als eine der ersten Nationen Protest gegen den Start der Norweger eingelegt und von der FIS in der Folge gefordert, alle WM-Ergebnisse des Gastgebers zu annullieren.
Der Weltverband hat die norwegischen Springer Marius Lindvik und Johann André Forfang sowie drei Offizielle inzwischen suspendiert und das Regelwerk nach dem Eklat von Trondheim für den Rest des Winters verschärft. Lindvik und Forfang beteuern, von den illegalen Praktiken nichts gewusst zu haben. Viele Experten und Skisprung-Kollegen halten das für unglaubwürdig.
Verschärfte Material-Regeln
Die verschärften Material-Regeln sehen wie am Mittwoch beschlossen vor, dass die Aktiven ab sofort bis zum Ende der Saison nur noch mit einem Sprunganzug antreten dürfen. Dabei muss es sich um einen Anzug handeln, der in diesem Winter bereits mit einem Identifikations-Chip ausgestattet wurde. Ein zweiter Anzug kann als Backup zur Verfügung stehen, falls der erste kaputtgeht.
Jeder ausgewählte Anzug soll vor dem (heutigen) Weltcup am Holmenkollen in Oslo zusammen mit den Sportlern kontrolliert werden. Die Sprunganzüge werden nach dem Wettkampf von Offiziellen der FIS eingesammelt. Rund 30 Minuten vor dem nächsten Training oder Wettbewerb sollen sie erneut ausgegeben werden. Die Änderungen gelten auch für die Nordische Kombination.
„Diese Maßnahmen sichern, dass unsere Materialkontrollen effizienter sind und die Kontrollore mehr Zeit für ihre Tests haben“, erklärten Sandro Pertile und Lasse Ottesen, die Renndirektoren für Skispringen und Nordische Kombination, unisono. Damit sei auch bewiesen, wie ernst die FIS diese Angelegenheit nehme. „Wir erwarten von den Teams volle Unterstützung, sodass es bis zum Ende der Saison faire Konkurrenzen geben kann.“
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