Die Wanderzeit von Fröschen, Kröten und Co. hat im Ländle begonnen. Viele der heimischen Arten sind gefährdet. Im Rahmen eines Monitoringprojekts können Laichgewässer und Tierbeobachtungen gemeldet werden.
Einen eher „zurückgezogenen“ Lebensstil, weshalb wir Menschen sie nicht sehr oft zu Gesicht bekommen. Sie leben im feuchten, kühlen Schatten der Wälder, klaren Bächen und verschiedensten Gewässern. Ihre Existenz ist ein Balanceakt zwischen Wasser und Land. In den ersten frostfreien Nächten verlassen viele von ihnen ihre Winterverstecke, um in jene Gewässer zurückzuwandern, in denen sie geschlüpft sind.
Insgesamt kommen in Vorarlberg 14 verschiedene Amphibienarten vor. Vor allem Grasfrosch und Erdkröte wandern bereits zeitig ab Februar/März und oftmals über weite Strecken, um ihr Ziel zu erreichen. „Im Rahmen des Amphibienmonitorings wurden insgesamt 53 Laichgewässer in ganz Vorarlberg gemeldet. Es gibt sicherlich noch mehr, die aber bislang noch nicht in der Datenbank erfasst worden sind“, erklärt Elisabeth Ritter von der Fachberatung der inatura Dornbirn.
Gemeinsam mit der Abteilung für Umwelt- und Klimaschutz des Landes ist die inatura für das Projekt verantwortlich. „Ziel ist es, aus den gewonnenen Daten ein landesweites Inventar aufzubauen, das Informationen zu den Laichgewässern und den darin vorkommenden Arten umfasst“, erläutert Ritter. Dieses soll dann künftig als Grundlage für gezielte Schutzmaßnahmen dienen. Bei der Erhebung sind die Expertinnen und Experten auf die Mithilfe von Freiwilligen angewiesen. „Jeder einzelne kann sozusagen mitforschen, indem er oder sie Laichgewässer oder Amphibien-Beobachtungen meldet“, erklärt Ritter.
Amphibien gehören zusammen mit Reptilien zu den gefährdetsten Gruppen im Tierreich. Frösche, Kröten und Molche sind stark von der Verfügbarkeit geeigneter Laichplätze abhängig. Feuchtbiotope, Stillgewässer und strukturreiche Landschaften sind essenziell für ihre Fortpflanzung und Entwicklung. Leider sind viele dieser Lebensräume durch menschliche Eingriffe bedroht. „Entwässerung, Flächenversiegelung sowie die Regulierung von Fließgewässern – das alles sind nur einige wenige Beispiele menschlicher Landnutzung, durch welche die Tiere ihre Lebensräume verlieren“, gibt die Expertin zu bedenken.
Austrocknung ist gefährlich
Dazu kommen laut Ritter noch Effekte des Klimawandels, eingeschleppte Krankheiten (wie der Chytridpilz), Verdrängung durch nicht heimischer Arten wie den Seefrosch sowie der Einsatz von Bioziden und Düngemittel, die den Amphibien das Überleben schwer machen. Der Straßenverkehr fordert ebenfalls eine beträchtliche Zahl von Opfern, wobei besonders wandernde Arten betroffen sind. Auch große Hitze und lang anhaltende Trockenperioden wirken sich negativ aus: Wenn Lebensräume und Laichgewässer austrocknen, leiden die Tiere massiv. Denn die Haut von Amphibien ist nicht beschuppt und wasserdurchlässig, weshalb sie auf ausreichend Feuchtigkeit angewiesen sind.
Auch im eigenen Garten kann man zum Amphibienschutz beitragen:
- Zulassen von Blühflächen für eine vielfältige Insektenwelt als Nahrungsgrundlage
- Auf den Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln verzichten
- Hecken aus heimischen Straucharten stellen wichtige Rückzugsräume und Wanderkorridore dar
- Ast- und Totholzhaufen als Versteckmöglichkeiten bieten
- Gefahren im Garten beseitigen: Schächte und Abflüsse mit Fliegennetzen oder engmaschigen Gittern abdecken, Kellerfenster und Brunnen sichern, Amphibienleitern an (Keller-)Treppen, Schwimmbädern etc. anbringen
- Fischfreier Gartenteich
Wichtige Anmerkung: Amphibien dürfen keinesfalls gefangen werden!
Ihre Existenz ist generell eng mit dem Element Wasser verbunden und beginnt auch dort. Aus dem Laich, der oft in Ufernähe oder an Wasserpflanzen abgelegt wird, schlüpfen nach einigen Tagen oder Wochen Kaulquappen. Diese bestehen zunächst nur aus Kopf und Schwanz. Außerdem haben sie Kiemen, was bedeutet, dass sie nur im Wasser leben können. Bis zum Erwachsenwerden durchlaufen sie jedoch eine schier phantastische Metamorphose: Beine wachsen, Kiemen weichen Lungen, der Schwanz bildet sich zurück und schließlich wagen sie den Schritt an Land. Fast alle Amphibienarten entwickeln sich auf diese Weise. Eine der wenigen Ausnahmen ist der Alpensalamander, der – angepasst an seinen extremen Lebensraum – seinen Nachwuchs als Lebendgeburt zur Welt bringt.
Wanderkorridore notwendig
Doch auch die erwachsenen Amphibien bleiben auf feuchte Lebensräume angewiesen. „Voraussetzung für den langfristigen Erhalt der Amphibienfauna ist daher der konsequente Schutz dieser Gebiete und deren Vernetzung“, betont Ritter. Es müsse für die Tiere möglich sein, zwischen ihren Wasser- und Landlebensräumen ungefährdet wandern zu können. Die Revitalisierung von Fließgewässern könnte Lebensräume und dringend benötigte Wanderkorridore schaffen. „Gerade weil sie diese Vernetzung brauchen, sind sie noch anfälliger als andere Tiergruppen gegenüber Umweltveränderungen“, sagt die Biologin.
Amphibien sind somit nicht nur ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems, sondern auch Indikatoren dafür, wie es um unsere Naturräume bestellt ist. Und diesbezüglich schaut es nicht sehr gut aus.
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