Vier Listen kämpfen am Sonntag um die Stimmen der Lecher und Lecherinnen. Das könnte neue Möglichkeiten für die Gemeinde öffnen.
Es ist wiedermal soweit, im Nobel-Skiort Lech am Arlberg könnten die gemeindepolitischen Weichen neu gestellt werden. Auffällig, weil ganz anders als noch vor einigen Jahren: Der Wahlkampf verlief diesmal ohne schmutzkübeltechnische Akrobatik. „Vielleicht hat man aus der Vergangenheit gelernt, dass man den andern nicht schlecht machen muss, das finde ich gut“, erzählt Brigitte Finner, die mit ihrer Liste „Zukunft wagen“ wieder antritt. Die größte Baustelle laut Finner? „Natürlich die Finanzen“. Sie erinnert daran, dass die versprochenen Einnahmen aus dem neu erbauten Gemeindezentrum (GZ) nun auch mal kommen sollten. Bis jetzt sei da nicht viel passiert.
Damit spricht Finner die offene Wunde der Kommune an, das umstrittene, zweiteilige Gemeindezentrum, in dem die Handels- und Gastronomieflächen bis dato leerstehen. Auch das Kongressgeschäft läuft nicht wie geplant, diverse Personalrochaden waren die Folge.
Zur Erinnerung: Vor fünf Jahren drehte sich der politische Hauptkonflikt noch darum, ob und wie das neue Gemeindezentrum gebaut werden soll. In der Zwischenzeit wurde es realisiert und thront nun genauso unverrück- wie unübersehbar im Ortszentrum. Abseits dieses Problems sieht Finner die Herausforderung darin, den Ort an den gesellschaftlichen und klimatischen Wandel anzupassen.
Schulden und Parallelstrukturen
Auch Thomas Eggler von der Liste „Unser Dorf“ sieht große Herausforderungen, die nicht erst auf Lech zukommen, sondern schon längst auf eine Lösung warten. Vor allem die 66 Millionen Euro Schulden, die bis Ende 2024 angehäuft wurden, wollen nicht länger ignoriert werden. „Unsere einzige Chance ist, die Nächtigungszahlen anzuheben,“ erläutert der Hotelier. Zudem fordert er, dass bestehende Strukturen voll ausgeschöpft werden anstatt neue zu schaffen. Damit spricht er die Gründung der Lechwelten Betriebs-GmbH an, die sich um den Betrieb des Veranstaltungssaales im neuen Gemeindezentrum kümmern soll. Eine Aufgabe, die Egglers Meinung nach eigentlich bei der Lech Zürs Tourismus GmbH liegt. Die Parallelstruktur würde nur Zusatzkosten verursachen.
Entspannter sieht die Lage der aktuelle Bürgermeister Gerhard Lucian von der „Liste Lech“. Was die Handelsflächen im GZ betreffe, so sei von Beginn an klar gewesen, dass „wir nicht irgendeine Lösung, sondern die beste Lösung wollen – das braucht eben seine Zeit.“ Die Gründung einer eigenen GmbH für die Lechwelten argumentiert Lucian mit einer „Professionalisierung des Veranstaltungsmanagements“. Stärken will Lucian den Ganzjahrestourismus und die Destination Lech als Tagungsort.
Listentausch
Nicht mehr antreten wird die Liste „Zusammen uf Weg“, diese hat sich „erfolgreich aufgelöst“, wie man hinter vorgehaltener Hand schmunzelt. Die Liste ist in den vergangenen Jahren mit Lucians Fraktion eine quasi-Koalition eingegangen, man hatte in der Gemeindevertretung eine Mehrheit. Allerdings gibt es nun einen neuen Player, die Liste „Gemeinsam für morgen“, gegründet von Elias Beiser, der als Banker tätig ist. Beiser hat sich trotz mehrmaligen Nachfragen leider nicht dazu entschließen können, der „Krone“ vor der Wahl seine Ziele auseinanderzusetzen. Laut Fraktions-Website wollen sich Beiser und seine Mitstreiter jedenfalls für eine lebenswerte, nachhaltige und wirtschaftlich stabile Gemeinde einsetzen. Bisher war Beiser Mitglied der „Liste Lech“.
Übrigens: Einen Bürgermeisterkandidaten schickt keine der Listen ins Rennen, das Kommunenoberhaupt wird damit erst in der Gemeindevertretung gewählt.
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