Wenn schon das Wetter zuletzt nicht so richtig gepasst hat, so sorgt wenigstens ein immer vielfältiger werdendes Vogelgezwitscher für heitere Frühlingsstimmung. Dass die Gesänge immer früher einsetzen, bereitet Experten jedoch Sorge.
Was vermutlich die wenigsten wissen: Der Waldkauz erhebt als einer der ersten im Jahresverlauf seine Stimme. Neben dem bekannten Uhu-Schrei gibt der imposante Vogel auch „Kuwitt“-Rufe von sich. Meistens geht´s im Jänner los, das langgezogene heulende Rufen des Männchens ist in ruhigen Nächten weithin hörbar – natürlich vorausgesetzt, man wohnt im Grünen.
Im Februar erwacht der Specht aus seiner „Winterruhe“. Der Gesang des Grünspechts ist besonders charakteristisch. Der dynamische, meist mehrsilbige Ruf ähnelt einem gellenden Lachen: „Kjückkjückkjück“. Wobei dieses Exemplar mehr zum Takt als zur Melodie beiträgt: „Der Specht singt nicht, man spricht hier von Lautäußerungen. Diese macht das Männchen zur Absteckung seines Reviers bzw. um den Weibchen zu imponieren“, sagt der steirische Ornithologe Andreas Tiefenbach.
Variantenreiche Solisten
Amsel und Kohlmeise erheben etwa um die gleiche Zeit ihre Stimme. Es sind auch hier naturgemäß die Männchen, die sich besonders hervortun. Die Amsel tritt – gleich wie Drossel oder etwa Star – als Solist in Erscheinung. Die Männchen wollen aus dem bunten Chor herausstechen, um mit ihrem recht lauten und variantenreichen Gesang den Weibchen zu imponieren. Nur logisch: Wer überzeugend singt, hat am Ende Nachkommen.
Im März nimmt der heimische Vogelchor dann so richtig Gestalt an. „Den Kleiber beispielsweise kann man bereits seit Kurzem hören, aber auch der Zilpzalp kehrt im März als einer der ersten Kurzstreckenzieher aus dem Süden zurück“, weiß Tiefenbach. Bei Letzterem gerät der Vogelkundler regelrecht ins Schärmen: „Der Zilpzalp singt so schön lautmalerisch und ruft seinen Namen ähnlich wie der Kuckuck.“
Amsel und Meisen sorgen jetzt für Frühlingsstimmung im Garten. Vereinzelt gibt es schon Meldungen zu geschlüpften Babys – was wegen der mangelnden Nahrung problematisch sein könnte.
Johannes Gepp, Naturschutzbund
Bild: Jauschowetz Christian
Die Mönchsgrasmücke setzt ebenso noch im März in den Chor ein, ihre Ankunft wird dieser Tage erwartet. Im April folgt dann beispielsweise der Kuckuck, zum Abschluss im Mai kommen dann noch der Sumpfrohrsänger oder der Neuntöter hinzu. „Der Neuntöter ist aber kein guter Sänger, der krächzt mehr dahin“, sagt Tiefenbach und lacht.
Klimawandel verschiebt Saisonauftakt
Dass die Vögel immer früher im Jahr zu singen beginnen und damit auch der Fortpflanzungszyklus verfrüht losgeht, bereitet den Experten Sorge. „Es gibt tatsächlich jetzt schon vereinzelt Meldungen, dass erste Amselbabys geschlüpft sind“, erzählt Johannes Gepp vom Naturschutzbund Steiermark. „Kein Wunder, nachdem wir vor Kurzem über 20 Grad hatten.“
Das Problem dabei: Es gibt noch kaum Nahrung. „Erst wenn sich die Blätter auf den Bäumen entfalten, erwachen auch die Insekten.“
Hilferufe von verzweifelten Gartenbesitzern, wonach plötzlich keine Vögel mehr im häuslichen Umfeld zu sehen wären, hätten aber zumeist einen harmlosen Grund, beruhigt Gepp: „Auch wenn die Bestände jährlich gering abnehmen, dass die Tiere von einem Jahr aufs andere gänzlich verschwinden, das ist eigentlich nicht möglich“, weiß Gepp. Meist wäre dann ein besonders futterspendierfreudiger Nachbar der Grund für die plötzliche Stille. Gepp ergänzt: „Heuer hatten die Vögel ein besonders reichhaltiges Futterangebot in der Natur, da die Obstbäume sehr viel Früchte trugen. Das kann natürlich auch ein Grund sein.“
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