Für das Vorarlberger Logistikunternehmen ist der heimische Markt herausfordernd, viel Wachstum kommt aus Übersee. Dort sind die Gebrüder Weiss besonders in Asien und den USA sehr stark vertreten.
Die Rezession in der Industrie geht auch am weltweit ältesten Logistikunternehmen Gebrüder Weiss mit Sitz im Vorarlberger Lauterach nicht vorüber. „Doch wir konnten gegen den Trend wachsen“, freut sich Wolfram Senger-Weiss im „Krone“-Gespräch.
Luft- und Seefracht entwickelt sich stark
Der Umsatz legte 2024 um zehn Prozent auf 2,7 Milliarden Euro zu, der Marktanteil stieg. Doch ein beachtlicher Teil kommt aus fernen Teilen der Erde. Die Luft- und Seefracht wuchs gleich um 21 Prozent, viermal so stark wie die anderen Geschäftsbereiche. Auf dem Rekordniveau von insgesamt drei Milliarden Euro Umsatz aus dem Jahr 2022 ist man noch nicht wieder, damals waren die Erlöse aber auch stark durch die extrem hohen Containerpreise getrieben.
Gas gibt das Unternehmen vor allem in den USA und Asien. „Dort ist die Dynamik besser als in Zentraleuropa“, so der Firmenchef. In den USA sind es bereits 14 Standorte, zuletzt kam einer in Phoenix dazu. Daneben sind Chicago, New York, Los Angeles und Atlanta wichtige Drehkreuze für die Luft- und Seefracht, von hier aus rollen auch die orangen Trucks. Derzeit nimmt der Transport zwischen den USA und Mexiko zu, wovon auch die Gebrüder Weiss im Süden der Staaten profitieren.
Auch Asien ist ein Schwerpunkt
Von der knappen Milliarde Umsatz im Übersee-Geschäft kommt aber auch ein Drittel aus Asien. In China, Malaysia, Südkorea, Taiwan, Singapur, Vietnam, Japan und auch Hongkong sind die Vorarlberger vertreten. Künftig könnten weitere Märkte wie zum Beispiel Thailand folgen. Der Markt in Südostasien wird sich wohl auch zukünftig stark entwickeln, hier gibt es also viel Potenzial.
Wir bleiben zu 100 Prozent ein Familienunternehmen.
Wolfram Senger-Weiss, Chef der Gebrüder Weiss
Bild: Gebrüder Weiss
„Deutschland und Österreich sind hingegen unsere herausforderndsten Märkte“, sagt Senger-Weiss. Die schwache Konjunktur und hohe Kosten ließen die Erträge auch geringer als im Vorjahr ausfallen. Verlieren Industrieunternehmen Aufträge, gibt es auch weniger zu transportieren. Auch die Bahn- und Straßeninfrastruktur ist noch ausbaufähig. Einige Projekte sind hier in der Pipeline, deren Umsetzung den grenzüberschreitenden Transport rasch erleichtern würde.
„Bleiben zu 100 Prozent ein Familienunternehmen“
Senger-Weiss ist aktuell der einzige aus der Unternehmer-Dynastie, der im Unternehmen operativ tätig ist. Ein Verkauf sei aber kein Thema. „Wir bleiben zu 100 Prozent ein Familienunternehmen“, so der Sohn der verstorbenen Langzeitchefin Heidi Senger-Weiss.
Und eventuell ergeben sich sogar mitten in turbulenten Zeiten Chancen. Derzeit rüttelt der milliardenschwere Kauf von DB Schenker durch die dänische DSV die Branche auf, ein neuer Marktführer entsteht. Bei einer Neuordnung könnten sich auch die Gebrüder Weiss – sie zählen zu den Top-15-Logistikern in Europa – in Stellung bringen.
Mehr Digitalisierung bei Lieferungen
In Zukunft will Senger-Weiss noch mehr auf Digitalisierung setzen. Wie bei einem in einem Onlineshop bestellten Paket sollen auch große Kunden ihre Sendungen genau verfolgen können und immer am Laufenden bleiben, wo sich das Paket gerade befindet. Auch die Anwendung von Künstlicher Intelligenz ist ein Thema. Zudem investiert das Unternehmen dreistellige Millionenbeträge in Photovoltaik und Co. Aktuell beschäftigt man in Österreich über 3000 Mitarbeiter. Diese Zahl konnte man trotz Herausforderungen zuletzt halten.
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