Prozess in Eisenstadt

Neujahrsbaby 2011 schlüpfte einen Sonntag zu früh

Die Verhandlung in Eisenstadt muss in die Verlängerung gehen.

(Bild: HS, Krone KREATIV)

Ein Schüler, wohnhaft im Burgenland, soll sich an der Kassa eines Zeitungsständers zu Schaffen gemacht haben. War der Angeklagte zu diesem Zeitpunkt noch 13 oder gerade 14 Jahre jung? Dies wird nun überprüft, weil das tatsächliche Alter für den Strafrahmen relevant ist.

Im Grunde ist es eine Lappalie, die am Landesgericht Eisenstadt verhandelt wird. Ein junger Syrer, wohnhaft in einem burgenländischen Kinderdorf, soll am Abend des 5. Jänner 2025 versucht haben, mit einem Stein die Kassa eines Zeitungsständers aufzubrechen. Die zu erwartende Beute wäre wohl überschaubar gewesen. „Stimmt alles nicht“, sagt der Bursch. „Ein Fremder hat mich angesprochen und gebeten, mit der Taschenlampe zu leuchten.“ Er sei zwar davongelaufen, als die Polizei eintraf. „Aber ich bin sofort stehen geblieben. Weil mir einfiel, dass ich ja nichts gemacht habe.“

Als „untergeordneten Tatbeitrag“ bezeichnet die Richterin seine Rolle, ehe sich der 13- oder 14-Jährige doch noch an den Namen des vermeintlich Fremden erinnern kann. Der heißt mit Vor- und Nachnamen ident und wurde laut seinen Dokumenten ebenfalls am 1. 1. 2011 geboren. Und genau hier liegt das Problem. Hätte der Angeklagte, für den die Unschuldsvermutung gilt, die Tat einen Sonntag früher begangen, wäre er als gerade noch 13-Jähriger zweifelsfrei nicht strafmündig gewesen und die Richterin hätte ihn vermutlich bei Verantwortungsübernahme unter Anordnung einer Probezeit, der mildesten aller Strafen, heimgeschickt.

Sein Anwalt bringt nun den Antrag ein, den tatsächlichen Geburtstag des Syrers zu eruieren. „In seiner Heimat haben auffällig viele das Datum 1.1., obwohl sie womöglich später zur Welt gekommen sind. Die Eltern machen sie absichtlich älter, damit sie früher eingeschult werden können.“

Also wurde vertagt.