Sozialdumping, illegale Bewohner, Drogenhandel, tätliche Übergriffe: Der nun bestellte neue Geschäftsführer der Tiroler Soziale Dienste (TSD), Florian Stolz, leugnet belegbare Missstände um die Notschlafstelle am Innsbrucker Schusterbergweg. Der fast tot geprügelte Iraker, der die Missstände aufgezeigt hatte, bekämpft nun die „motivwidrige“ Kündigung.
Die „Krone“ hat zuletzt einen neuen Skandal bei den Tiroler Sozialen Diensten aufgedeckt. Es geht um die von der TSD betriebene Notschlafstelle am Innsbrucker Schusterbergweg. Ein Mitarbeiter hatte den Mut gehabt, über die Missstände rund um die Einrichtung „auszupacken“: Nicht korrekt abgerechnete Arbeitsstunden, illegale Bewohner im 3. Stock, Angriffe auf Mitarbeiter, die betriebsintern nicht gemeldet wurden, Drogenhandel, etc.
Neuer Geschäftsführer gibt sich unwissend
Die Missstände, die die „Krone“ mit Unterlagen belegen kann, prallten freilich beim – zwischen Jänner und Mitte März designierten, inzwischen bestätigten – neuen Geschäftsführer Florian Stolz ab. So wollte er von einer Anzeige beim Amt für Betrugsbekämpfung im Zusammenhang mit Sozialdumping nichts wissen. Konfrontiert mit der Tatsache, dass im dritten Stock der Notschlafstelle mehrere Betriebsfremde wohnten, meinte Stolz: „Ein Mitarbeiter mit Sachbezug hat dort gewohnt und war gemeldet.“
Dass Mitarbeiter ohne Schutzkleidung Bettwanzen und Schimmel beseitigen mussten, streitet er ab. Übergriffe auf Mitarbeiter werden intern nicht immer gemeldet, besagt ein internes Protokoll. Stolz kommentiert: „Alle Angriffe werden den Behörden gemeldet.“
Aufsichtsrat schweigt, und was ist mit Wohlgemuth?
Völlig zurück hält sich Martin Oberhammer, der Vorsitzende des TSD-Aufsichtsrates. Er wollte sich überhaupt nicht zu dem Skandal äußern.
Der politisch für die TSD verantwortliche LHStv. Philip Wohlgemuth hatte bei einer ersten Kontaktaufnahme durch die „Krone“ nur kryptisch geantwortet. Neuerlich um konkrete Antworten gebeten, äußerte er sich teilweise wortgleich wie Geschäftsführer Stolz.
Dass die Ende des Vorjahrs gekündigte Leiterin der Notschlafstelle – zumindest bis kürzlich – noch in Chats von TSD-Gruppen agierte, bestreitet Wohlgemuth. Dabei handle es sich um „keine offiziellen Kanäle der TSD“. Die der „Krone“ vorliegenden Chatverläufe lassen freilich kaum einen anderen Schluss als offizielle TSD-Chats zu.
Der neue GF ist seit 1. Jänner im Amt, aber seit 2015 (hochrangiger) TSD-Mitarbeiter. Insider gehen davon aus, dass er von den Missständen wusste.
Aufgedeckt wurden die Missstände bekanntlich von einem 30-jährigen Iraker. Als der TSD-Mitarbeiter der damaligen Führungsriege die Räumlichkeiten im dritten Stock der Notschlafstelle (Stichwort: illegale Bewohner) öffnete, war sein berufliches Schicksal besiegelt. Der Mann wurde seitens der TSD fast postwendend diskreditiert, auf Initiative der damaligen Leiterin der Notschlafstelle lag seine Kündigung schon in der Schublade. Weil der Iraker jedoch viel zu viel wusste, kam es vorerst nicht dazu. Bis Florian Stolz im Jänner Interims-Geschäftsführer wurde und zur Tat schritt: Er verabschiedete den Iraker.
Der TSD-Betriebsrat hält die Kündigung des Mannes, der den Skandal in der „Krone“ publik machte, aber für „motivwidrig“. Die AK und ein Anwalt wurden eingeschaltet, die Angelegenheit liegt beim Arbeitsgericht.
Noch immer ungeklärt ist der brutale Angriff auf den 30-Jährigen durch ein Rollkommando vom 1. März in Zirl. Der Mann wurde bekanntlich mit Baseballschlägern halb tot geprügelt. Ob es einen Zusammenhang mit der Aufdeckung des Asyl-Skandals gibt, muss die Polizei klären.
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