Forschen in Grönland

Österreich hat Polarstation auf Trumps Wunschinsel

Steiermark
15.03.2025 20:19

Donald Trump will sich Grönland für die USA schnappen, die arktische Insel wehrt sich. Österreich hat dort bereits Flagge bezogen – mit einer Forschungsstation der Universität Graz, gefühlt am Ende der Welt. Im April wird sich wieder bezogen. Die Anreise ist abenteuerlich.

Exakt einhundert Worte soll es gemäß Inuit-Überlieferung in der grönländischen Sprache für den Begriff Schnee geben. Wenn sich Line Kristiansen zu dieser Jahreszeit in der Eskimo-Enklave Tasiilaq im abgeschiedenen Osten der Insel auf den Weg macht und im Gegensatz zu den meisten Einwohnern nicht auf einen Hundeschlitten, sondern einen Motor-Ski-Doo zurückgreift, spricht man von „Apu“.

Angesichts von Temperaturen um null Grad ist der frische Schnee nämlich feucht, das Eis darunter spiegelglatt. Das Knirschen unter den Robbenfell-Stiefeln sei nun besonders markant.

Schollen treiben durch das frostige Wasser, die Berge sind voll Schnee. So sieht es zu dieser Jahreszeit im Sermilik-Fjord im Osten von Grönland aus. (Bild: Andreas Truegler)
Schollen treiben durch das frostige Wasser, die Berge sind voll Schnee. So sieht es zu dieser Jahreszeit im Sermilik-Fjord im Osten von Grönland aus.

Auf einem Holzhaus weht rot-weiß-rote Flagge
Die Dänin (44) hat ein Ziel: Unterhalb des Mittivakkat-Gletschers befindet sich im Sermilik-Fjord ein Holzhaus. Und auf dem weht für gewöhnlich, wenn nicht wie aktuell ein Blizzard tobt, die rot-weiß-rote Flagge. 2023 begann die Universität Graz nach längerer Standortsuche hier mit der Errichtung von Österreichs einziger Polarstation. Im Sommer folgt die offizielle Eröffnung.

Auf den historischen Spuren der Nordpol-Abenteurer Carl Weyprecht und Julius Payer – sie entdeckten das legendäre Franz-Josef-Land und mussten einst, wie Geschichtsbüchern zu entnehmen ist, ihr Expeditionsschiff „Admiral Tegetthoff“ zurücklassen – wandelt jetzt gleichsam ein Forscher in der Steiermark.

Der gebürtige Kärntner Andreas Trügler leitet die Polarstation. Er ist 43 Jahre alt.  (Bild: Andreas Truegler)
Der gebürtige Kärntner Andreas Trügler leitet die Polarstation. Er ist 43 Jahre alt. 

Andreas Trügler kam in Klein Sankt Paul im Görtschitztal in Kärnten auf die Welt und wurde jüngst der Leiter des Stützpunktes. Momentan ist er aufgrund des Wetters noch mit Vorlesungen in Graz beschäftigt, aber der 43-jährige Physiker zählt schon die Minuten, bis er wieder in seine geliebte Arktis kann „Meine Begeisterung für die Polarregion“, erzählt der Familienvater im „Krone“-Gespräch, „kommt vom Bergsteigen.“ Nach den Alpen verschlug es ihn u. a. auf Spitzbergen – und dann nach Grönland. „Dass ich hier einmal eine Station leiten dürfte, hätte ich mir nie erträumen lassen“, schwärmt er.

Anreise mit Helikopter und Schneemobil
Für April sind die Flüge in die Hauptstadt Nuuk schon gebucht, dann geht es mit Helikopter und Schneemobil wieder zum Austro-Stützpunkt. Dr. Trügler setzt auf Interdisziplinarität, Klimawandel ist im Fokus.

Mittlerweile blinzelt das Abendrot durch die Wolken in Tasiilaq. Es ist die Zeit, in der die Tage nördlich des Polarkreises wieder länger werden. Nur noch selten gibt es Nordlichter, bald wird die Mitternachtssonne den Schlaf rauben. Im Ort spannen Inuit ihre Hunde aus den Schlitten und statten dem Trockenfisch im Speicher einen Besuch ab. Line versorgt ihr Schneemobil in der Garage. Die Kontrollfahrt war erfolgreich.

Letzter Schliff für unsere Arktis-Station
Früher hätte man Line vermutlich als Hausmeisterin bezeichnet, mittlerweile ist Logistik-Managerin wohl passender. Jedenfalls umsorgt die sympathische Powerfrau unsere Polarstation auch in der unwirtlichen Jahreszeit. Bevor sich Andreas Trügler und seine Studentinnen und Studenten wieder auf den Weg gen Norden machen. Sie wollen unserer Arktis-Station dann den letzten Schliff verpassen – auf der Wunschinsel von Donald Trump.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Steiermark



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt