„Krone“-Kommentar

TSD-Desaster: Wie lange schaut Politik noch zu?

Tirol
16.03.2025 08:11

Die aufgedeckten Missstände in der TSD-Notschlafstelle am Innsbrucker Schusterbergweg bzw. das Leugnen ebendieser durch die Führung sorgen weiter für Aufregung. Ein Kommentar von Markus Gassler.

Mit salbungsvollen und lobenden Worten hat der zuständige LHStv. Philip Wohlgemuth (SPÖ) am Freitag den neuen Geschäftsführer der TSD (Tiroler Soziale Dienste) willkommen geheißen. Wie die „Krone“ berichtete, ist das der interimistische TSD-Führer Florian Stolz. Laut Wohlgemuth wurde er von einer Hearingkommission einstimmig an die 1. Stelle gereiht. Wer in dieser Kommission sitzt und wie viele Bewerber es am Ende des Tages waren (dem Vernehmen nach nicht viele) – diese Antwort blieb man uns schuldig.

Fragen, keine Antworten, faule Ausreden
Doch das waren nicht die einzigen Fragen in den letzten Tagen und Wochen, auf die wir keine Antworten bekamen. Auf Anfragen rund um das Desaster in der TSD-Notschlafstelle am Schusterbergweg in Innsbruck wurden wir mit faulen Ausreden („Uns ist nichts bekannt! Das stimmt doch nicht! Alles in Ordnung!“) abgespeist. Zum Teil wurden wir aber auch eiskalt angelogen.

Das Chaos begann vor 10 Jahren
Und noch einmal: Es geht mir nicht um die Einrichtung an sich – die Arbeit für die Ärmsten der Armen in unserem Land ist wichtig und unverzichtbar. Es geht mir um die Form und die Führung der TSD. Ich weiß, ich wiederhole mich: Aber es war ein gewaltiger politischer Fehler, diese Agenden in eine Gesellschaft auszulagern. Diese Aufgaben waren bis zum Jahre 2015 gut und effizient in der Sozialabteilung des Landes eingebettet. Mit der Gründung der TSD hat sich dieser Bereich dann jedweder politischen Kontrolle entzogen. Das Chaos begann. Wenn es wieder einmal Kritik gab – und das war regelmäßig der Fall – hieß es seitens der Politik stets: „Wir dürfen und können uns nicht ins operative Geschäft einmischen!“ Nun sitzen wir vor einem großen Scherbenhaufen, der eigentlich kompromisslos aufgeräumt – sprich aufgelöst – gehört. Die FPÖ hat dazu einen Antrag eingebracht, der kommende Woche im Landtag behandelt werden muss.

Die Freude über die Bestellung des neuen Geschäftsführers innerhalb der Mitarbeiter – und das sind immerhin 250 – hält sich übrigens in Grenzen. Viele „unbequeme“ Mitarbeiter fürchten nämlich, dass sie ein ähnliches Schicksal ereilt, wie jenen Iraker, der vor zwei Wochen fast tot geprügelt wurde. Als der Mann nämlich die Missstände innerhalb der TSD aufdeckte, wurde er zuerst gemobbt und dann – im 2. Anlauf vom jetzigen Geschäftsführer Stolz – gekündigt. Ob das eine Motivkündigung war, werden die Gerichte klären. Die Arbeiterkammer ist jedenfalls schon eingeschaltet.

(Nicht-)Antwort des Aufsichtsratsvorsitzenden
Interessant war auch die (Nicht-)Antwort des Aufsichtsratsvorsitzenden der TSD auf unsere Fragen, auf die er erst gar nicht einging, sinngemäß aber meinte, dass die Mitarbeiter sehr bemüht seien. Ja, eh! Doch bei den im Raum stehenden schweren Vorwürfen ist es gerade die Aufgabe des Aufsichtsrates, die Aufsicht (wie der Name schon sagt) wahrzunehmen. Denn wofür braucht man so ein Gremium, wenn nicht genau für solche Vorfälle?

PS: Beim verletzten Iraker hat sich bis heute keiner von der TSD-Führung gemeldet. Für eine Einrichtung, die das Wort sozial im Namen trägt, wäre es wohl das Allermindeste, bei einem Mitarbeiter, dem so etwas Schlimmes passiert ist, nachzufragen, wie es ihm geht!

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Tirol



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt