Fast 1000 steirische Künstler und Kulturschaffende wenden sich in einem offenen Brief an die blau-schwarze Landesregierung. Sie demonstrieren darin gegen die Umbesetzung des Kulturkuratoriums und die Einsparungen im Kulturbudget.
Der Stein des Anstoßes ist die Neubesetzung des Kulturkuratoriums durch die neue blau-schwarze Landesregierung. 13 der 15 alten Mitglieder wurden vor die Tür gesetzt – wir haben berichtet. Und das, obwohl sie eigentlich bis Ende 2026 bestellt gewesen wären. Ersetzt werden sollen sie durch Kandidaten (nur vier davon sind Kandidatinnen), die ÖVP und FPÖ sehr nahestehen.
„Kulturpolitischer Dammbruch“
Der Unmut darüber ist in der steirischen Kulturszene groß. Nun verleiht man diesem Frust auch in einem offenen Brief an Landeshauptmann Mario Kunasek und Kulturlandesrat Karlheinz Kornhäusl Ausdruck, den insgesamt 974 Kulturschaffende unterschrieben haben.
Darin kritisieren sie die Neubesetzung des Kuratoriums: Bei einigen neuen Mitgliedern sehe man „keinerlei fachliche Kompetenz“, bei manchen orte man zudem „eine große Nähe zur rechtsextremen Szene“. Die Umbesetzung käme „einem kulturpolitischen Dammbruch gleich“ und sei ein „schwerer Schlag gegen die steirische Kulturpolitik“. Fazit: „Mit aller Dringlichkeit fordern wir als ersten Schritt die neuerliche Umbesetzung des Kulturkuratoriums. Es ist in seiner derzeitigen Form nicht tragbar.“
Der offene Brief ist eine weitere kritische Stimme, mit der sich die neue Regierung und allen voran Kulturlandesrat Kornhäusl konfrontiert sieht: Auch die IG Kultur Steiermark und die IG Autorinnen Autoren hatten das Vorgehen der letzten Wochen heftig kritisiert. Zudem gab es viel Kritik an den jüngst verlautbarten Einsparungen im Kulturbudget, die vor allem die Freie Szene treffen. Die Intendantengruppe der österreichischen Bundesländer- und Städtetheater etwa hat bereits vor einem „tiefen Einschnitt“ gewarnt, der „gerade die jüngere Generation sehr treffen wird“.
Es droht ein „unumkehrbarer Schaden“
Zuletzt hatte sich auch das Rektorat der Kunstuni Graz zu Wort gemeldet und die Bedeutung einer lebendigen Szene unterstrichen: „Das Ausmaß der Subventionskürzungen wird dazu führen, dass es die inspirierende Kulturlandschaft bald nicht mehr geben wird, für die Graz und die Steiermark österreichweit Vorbilder sind“, warnt man, und plädiert für ein Überdenken der bislang veröffentlichten „Maßnahmen zur Budgetkonsolidierung, damit nicht ein auf Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, unumkehrbarer Schaden eintritt.“
Ob dieser Protest an den Plänen der Landesregierung etwas ändern wird, steht in den Sternen. Am morgigen Dienstag soll sich das neue Kulturkuratorium zur konstituierenden Sitzung treffen. Dort soll auch der Vorsitz gewählt werden (im Vorfeld wurde der ehemalige ÖVP-Kulturlandesrat Christian Buchmann als heißestes Eisen gehandelt).
Die Kulturszene jedenfalls plant schon weitere Schritte: Am Donnerstag soll in Graz eine Demo über die Bühne gehen.
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