Der größte Dacia ist auch der in der Basis bestausgestattete: Mit dem Bigster steigt Dacia eine Klasse auf und macht ihn gleich mal zu einem der Größten unter den C-Segment-SUVs – und das zu absoluten Kampfpreisen. Wo muss man Abstriche machen?
Dacia hat sich längst zu einer Marke gemausert, die mit eigenständigem, durchdachtem Design und robustem Auftreten attraktiv geworden ist, über das Argument der günstigen Preise hinaus. Vernünftige Autos ohne Schnickschnack. Beim Bigster gehen die Rumänen noch einen Schritt weiter, „weil Kunden im C-SUV-Segment einfach höhere Ansprüche haben“, wie es bei Dacia heißt.
Das Grundkonzept erinnert an das Geschwisterpaar Tiguan/Tayron von VW, nur eine Klasse tiefer, denn man könnte den Bigster auch als verlängerten Duster mit eigenständigem Auftritt sehen. Die Karosserie wirkt mächtiger, größer, erwachsener. Natürlich gibt es Teile, die der Bigster vom Duster 1:1 übernimmt, etwa die Scheinwerfer. Und auch an der Karosserie gibt es Synergien, sonst könnten sie den Preis gar nicht darstellen. Aber schon bei den Heckleuchten trügt der Schein des ersten Eindrucks: Die sehen zwar gleich aus, sind aber LEDs.
Solche Unterschiede ziehen sich vielerorts durch. So ist das Flaggschiff nicht nur größer als alle seine Brüder, sondern im Detail hochwertiger und schon in der Basis Dacia-untypisch gut ausgestattet. Wo der Dusterfahrer mit einer manuellen Klimaanlage vorliebnehmen muss, kommt der Bigster serienmäßig mit Zweizonen-Klimaautomatik. Außerdem haben alle vier Fensterheber eine Impulsschaltung, nicht nur der an der Fahrertür. Tempomat, höhenverstellbare Vordersitze, Fahrersitz mit verstellbarer Lendenwirbelstütze, 10-Zoll-Touchscreen mit Apple CarPlay/AndroidAuto kabellos sowie DAB+, Parkpiepser mit Rückfahrkamera usw., alles schon in der Basis an Bord.
Was für ein Platzangebot!
Das Gegenteil von Verzicht auch beim Platzangebot, denn in Sachen Raumausnutzung sucht der Bigster seinen Meister. Mit 4,57 Meter Länge überragt der Rumäne den Platzhirschen VW Tiguan um drei Zentimeter, bleibt aber bei 1,81 m Breite um 3 cm schmäler. Dennoch wähnt man sich auf der Rückbank des Dacia angesichts der Platzverhältnisse eher im VW Tayron, denn das Raumangebot ist eine der Überraschungen im Bigster, der seinem Namen tatsächlich gerecht wird.
Eine siebensitzige Variante ist dennoch nicht geplant. Die Aufgabe des Familientransporters obliegt dem Dacia Jogger.
In den Kofferraum passen bis zu 667 Liter, mit (per Fernentriegelung!) umgelegten Rücksitzlehnen sind es sogar 1937 (Tiguan: 652/1650). Bei Allradler und Vollhybrid sind es jeweils rund 100 Liter weniger. Der Kofferraumboden ist serienmäßig variabel, die Bodenteile lassen sich als Trenner in praktische Führungen stecken, alles wirkt solide und gut verarbeitet.
Leichter Hang zur Tristesse im Interieur, aber …
Nimmt man auf den bequemen Vordersitzen Platz, ist man zunächst irritiert vom sehr plastiklastigen Interieur. Aha, hier wird also gespart. Vor allem die Hartplastik-Türverkleidungen haben etwas Tristes und es wäre sicher nicht wesentlich teurer gewesen, die Türfächer tauglich für 1,5-Liter-PET-Flaschen zu machen.
Im Alltagsbetrieb fällt aber auf, dass das viele Plastik weniger stört als befürchtet und an den wichtigen Stellen die Materialauswahl durchaus passt. Denn da, wo während der Fahrt die Hände liegen, ist die Haptik angenehm, sei es am Softtouch-Lenkrad, an der Mittelkonsole oder an der weichen Armauflage der Tür. Der Automatik-Gnubbel im Testwagen fühlt sich angenehm an und der Blinkerhebel übertrifft haptisch sogar den im BMW 2er Gran Coupé (was aber vor allem an der dort billigen Haptik liegt). Auch, dass Dacia komplett auf Klavierlack (empfänglich für Kratzer, Staub und Fingertapper) verzichtet, ist eher positiv.
Modernes Bediensystem
Zeitgemäß ist auch der Bigster relativ digital, am gut reagierenden 10-Zoll-Screen wird getatscht, der Tacho ist in der Basis ein 7-Zoll-Display, in den beiden anderen Ausstattungsniveaus ein 10-Zoll-Screen, der sogar formatfüllend die Navi-Karte anzeigen kann. Erfreulich sind die einfachen Lenkradtasten und der Renault-/Dacia-/-Alpine-typische Radiosatellit hinterm Lenkrad. Ich will in Zeiten wie diesen auch die klassischen Fensterheberschalter lobend erwähnen. Und auch, dass die Klimaanlage eigene Tasten am Armaturenbrett hat, ist hervorzuheben.
Drei Antriebe zur Wahl
Im Dacia Bigster feiert der neue 157 PS starke Vollhybrid Premiere, der steckt bisher noch in keinem anderen Auto des Renault-Konzerns. Mit dieser Version war ich zwei Tage unterwegs und sehr angetan davon. Der „Hybrid 155“ legt aus dem Stand völlig verzögerungsfrei los und Renaults Multimode-Getriebe präsentiert sich mittlerweile derart ausgereift, dass man auf der Landstraße problemlos überholen kann und generell flott unterwegs ist. 9,7 Sekunden für den Standardsprint markieren den Bestwert im Bigster-Portfolio. Nur an leichten Steigungen dürfte sich der 109 PS starke 1,8-Liter-Vierzylinder in Sachen Drehzahlen gerne etwas zurückhalten.
Der Basismotor ist für Dacia ebenfalls neu: ein 1,2-Liter-Dreizylinder-Mildhybrid-Benziner mit 140 PS und 230 Nm, der wie der Vollhybrid die Vorderräder antreibt, aber mittels Sechsganggetriebe handgeschaltet wird. Statt 1,4 kWh speichert die Batterie – die hier unter dem Beifahrersitz platziert ist – 0,8 kWh.
Der Allradler übernimmt den kompletten Antriebsstrang aus dem Duster, also auch die ältere Version des Dreizylinders mit 131 PS, aber gleichem Drehmoment. Der lässt sich beim Beschleunigen am meisten Zeit (0-100=11,2s). Das Fahrwerk des 4x4 weist eine Besonderheit auf: Er hat statt der Verbundlenker- eine Mehrlenkerhinterachse.
Alle Motorisierungen bieten ein Höchsttempo von 174 km/h.
Angenehmes Fahrwerk
Beim Fahren auf unterschiedlich beschaffenen Straßen hinterließen Fahrwerk und Lenkung des Vollhybrids einen sehr guten Eindruck. Das Fahrwerk spricht zwar nicht sehr feinsinnig an, vermittelt aber durchaus Komfort, ohne auch nur einen Anflug von Schwammigkeit zu haben. So lassen sich auch enge Wechselkurven gut durcheilen, nicht zuletzt weil die Lenkung ordentliche Rückmeldung bietet. Auch hier kommt keinerlei Billig-Gefühl auf.
Mit 22 Zentimeter Bodenfreiheit darf man im Bigster leichtes Gelände unter die 17 bis 19 Zoll großen Räder nehmen, allerdings weist der Duster die besseren Rampen- und Böschungswinkel auf.
Der Geräuschkomfort überrascht zusätzlich. Der Bigster hat serienmäßig eine Akustikglas-Frontscheibe und rundum sind die Scheiben dicker als sonst bei Dacia üblich. Es geht ruhig zu. Mit den Dreizylindern wird vermutlich das Motorgeräusch präsenter sein.
Preise und Ausstattungen
Der Basispreis für den Dacia Bigster liegt bei 24.000 Euro. Allrad oder Hybrid sind schon mit der Basisausstattung erhältlich und kosten 4600 bzw. 4000 Euro Aufpreis.
Darüber gibt es die beiden Topausstattungen Journey und Extreme, die jeweils gleichermaßen 3000 Euro Aufpreis kosten, aber unterschiedlich ausgerichtet sind. So ist etwa beim Extreme das riesige Panorama-Glasschiebedach (das schon unter Landstraßentempo wummert, wenn es geöffnet ist) serienmäßig, beim Journey dafür die elektrische Heckklappe.
In beiden Topausstattungen fällt der Aufpreis für Allrad oder Hybrid jeweils 1000 Euro geringer aus und der Hybrid bekommt automatisch einen Adaptivtempomaten.
Nobel-Features wie Spurführungsassistent oder LED-Matrixscheinwerfer sucht man in der Preisliste aber vergeblich. Und das Fernlicht wird von Halogenleuchten erzeugt, trotz LED-Scheinwerfern. Serienmäßig ist aber die „My Safety Perso“-Taste, mit der man per Doppeldruck seine persönliche Konfiguration der Assistenzsysteme (also zum Beispiel Limitwarner und aktiver Spurhalteassistent off) aktivieren kann.
Fahrzit
Der Dacia Bigster ist wahrscheinlich der Dacia und gleichermaßen das C-SUV mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. So geräumig, so gut ausgestattet schon in der Basis und so günstig, das ist schon erstaunlich. Natürlich merkt man, dass an vielen Stellen gespart wurde (Plastik, Halogen-Fernlicht etc.), aber das ist alles leicht zu verschmerzen. Und ein vollausgestatteter Bigster kostet weniger als die Basis der meisten Konkurrenten. Abstriche muss man also bei der geringen Motorenauswahl (kein Diesel, Automatik nur für den Vollhybrid) und den billigen Materialien machen, ansonsten wird richtig viel Auto für relativ wenig Geld geboten. Auf einem Niveau, das für Dacia ebenso neu ist wie für die Kunden.
Warum?
Schon in der Basis überraschend gut ausgestattet
Fährt sich gut
Bietet viel Platz
Warum nicht?
Billige Materialien im Innenraum
Reine Verbrenner nur als Dreizylinder
Oder vielleicht …
… Hyundai Tucson, Kia Sportage, Skoda Karoq, Citroen C5 Aircross, VW Tiguan
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