Prozess in Feldkirch

14 Jahre und acht Monate Haft für „Sender“-Schütze

Chronik
17.03.2025 20:54

Im Jänner 2024 wurden zwei Tschetschenen vor dem Nachclub „Sender“ in Lustenau angeschossen und schwer verletzt. Der Fall sorgte österreichweit für Schlagzeilen. Am Montag ist der 28-jährige Schütze am Landesgericht Feldkirch wegen versuchten Mordes und Verstoßes gegen das Waffengesetz schuldig gesprochen worden.

Mit der Begründung, ihr Mandant habe damals „bewusst auf die Füße der beiden Männer gezielt, weil er sie nur verletzen wollte“, hatten die beiden Verteidiger Franz-Josef Giesinger und Zehra Yilmaz-Arslan lediglich auf schwere Körperverletzung plädiert. „Hätte der Angeklagte sie töten wollen, hätte er das auch gekonnt.“

Das sahen die Geschworenen am Ende des langen Verhandlungstages aber anders: Mit sieben Stimmen und einer Gegenstimme befanden sie den mehrfach vorbestraften Türken für schuldig, in der Nacht auf den 28. Jänner vergangenen Jahres in Tötungsabsicht vor dem Nachtclub „Sender“ in Lustenau fünf Schüsse abgegeben und dadurch zwei Männer schwer verletzt zu haben. Beide Opfer waren Tschetschenen.

Besuch bei Freunden
Bei seiner Einvernahme sagte der Beschuldigte, der wegen einer anderen Sache bereits zuvor polizeilich gesucht worden war, er habe an jenem Abend Freunde im „Sender“ besucht und sich im Büro aufgehalten. Auf einem Video habe er beobachtet, wie die beiden Tschetschenen von den Securitys beim Eingang abgewiesen worden seien. Es sei zu Provokationen gekommen. Da habe er zu seiner Pistole gegriffen und abhauen wollen.

Der Polizeieinsatz nach der Schussattacke vor dem „Sender“ (Bild: Maurice Shourot)
Der Polizeieinsatz nach der Schussattacke vor dem „Sender“

Vor der Eingangstür kam es dann zum Konflikt. „Einer der Tschetschenen wollte mich zum Kampf einladen, Mann gegen Mann“, schilderte der Beschuldigte. Er sei dann von den beiden verfolgt worden. „Ich wollte sie mit den Schüssen nur auf Distanz halten, aber nicht umbringen, sondern nur verletzen.“

Angeklagter: „Ich habe viele Feinde“
Auf Frage des Richters, weshalb er trotz bestehenden Waffenverbotes eine Pistole bei sich hatte, sagte der 28-Jährige: „Weil ich viele Feinde habe und ständig mit dem Tod bedroht werde.“ Dass der Angeklagte eigenen Angaben zufolge ein sehr guter Schütze ist, bestätigte auch Staatsanwalt Simon Mathis: „Er schoss mit Zielwechsel auf die beiden Kontrahenten und aus der Bewegung. In eineinhalb Sekunden feuerte er fünf Schüsse ab.“

Flucht mit dem SUV
Drei Kugeln trafen die Opfer. Nach der Tat flüchtete der Schütze in seinem SUV, konnte jedoch wenige Wochen später bei einer Zufallskontrolle in Basel verhaftet werden. Die Ermittlungen in dem Fall gestalteten sich schwierig, weil mehrere Zeugen gegenüber der Polizei Falschaussagen gemacht hatten, um den Täter zu decken. Ihnen wurde bereits der Prozess gemacht. Auch wurden Dateien der Überwachungskameras des „Sender“ nachträglich neu konvertiert. Die Sequenzen konnten jedoch vom LKA wiederhergestellt und aneinandergereiht werden.

Porträt von Chantal Dorn
Chantal Dorn
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