Lara Colturi hat in dieser Weltcup-Saison ihren Weg an die Weltspitze gefunden. Sowohl im Riesentorlauf als auch im Slalom durfte die 18-Jährige erstmals am Stockerl stehen. Mit „sportkrone.at“ hat die Tochter von Ex-Super-G-Olympiasiegerin Daniela Cecarrelli über ihren Status als Wunderkind, Konkurrentin und Idol Mikaela Shiffrin, sowie ihre Entscheidung für Albanien zu starten, gesprochen.
„Kronesport“: Lara, mit 18 Jahren gehörst du in dieser Saison bereits zur Weltcup-Spitze. Wie ist es möglich, dass du schon so abgebrüht bist?
Lara Colturi: „Ich würde mich nicht gerade als abgebrüht bezeichnen (lacht). Ich bin erst in der dritten Saison meiner Weltcup-Karriere und gerade 18 Jahre alt. Aber wir haben in dieser Saison sehr viel an Details gearbeitet und versucht, an allen Ecken und Ende zu feilen – an der Strecke bis hin zum Training im Fitnessstudio. Ich glaube, das hat gut funktioniert und deshalb auch die guten Resultate.
Du standest dieses Jahr bereits drei Mal auf dem Stockerl. Der Weg zum ersten Sieg scheint nicht mehr weit ...
Ich habe gerade meine ersten Podestplätze im Weltcup gemacht und davon gleich zwei zweite Plätze. Aber man muss immer damit rechnen, dass es bei jedem Rennen eine Kollegin gibt, wie etwa Mikaela Shiffrin (lacht), die schon seit vielen Jahren dabei ist und viel mehr Erfahrung hat und diese auch zu nutzen weiß. Deshalb habe ich noch einige Sachen, an denen ich arbeiten muss, auf bestimmten Strecken, bei bestimmten Bedingungen – und dann sieht man, was passiert. Es hängt auch nicht nur von mir ab, sondern auch von den Streckenbedingungen und wie der Tag allgemein verläuft.
Immer wieder wirst du als Ski-Wunderkind bezeichnet. Wie stehst du zu solchen Aussagen?
Schon als ich als Kind meine ersten kleinen Rennen gewonnen habe, hat man mir gesagt, ich sei ein Wunderkind. Darauf habe ich noch nie gehört. Ich habe dieser Aussage nie Gewicht beigemessen, auch weil so viel Arbeit dahinter steckt, so viel Hingabe. Und wir haben mit dem ganzen Team versucht, immer und immer wieder das Maximum herauszuholen. Natürlich ist das Talent vorhanden, aber das ist nicht alles, was man braucht! Man muss sich anstrengen und es ist wirklich viel Arbeit.
Worin liegt deine größte sportliche Stärke?
Es gibt, glaube ich, einige Stärken, die ich habe. Aber die wichtigste ist vielleicht, dass ich jetzt, wenn ich im Starthaus stehe, daran denke, dass ich noch viel Erfahrung sammeln muss. Und ich habe dieses Bewusstsein, dass ich Spaß haben kann. Ich habe Spaß und keinen Druck, wenn ich dort stehe, und vielleicht ist das eine besonders gute Stärke.
Bei der WM hattest du mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Was nimmst du dennoch für Erfahrungen und Emotionen aus Saalbach mit?
Ja, es stimmt, ich war bei der diesjährigen Weltmeisterschaft nicht bei 100 Prozent, auch gesundheitlich eben. Schade, dass das bei meiner ersten WM passieren musste. Aber trotzdem – dort zu sein war toll, es war wirklich eine einzigartige Erfahrung und ich hoffe, dass ich das in Zukunft wieder erleben kann. In Saalbach, mit den zahlreichen tollen Fans, herrschte nochmal eine ganz andere Atmosphäre als bei den Weltcup-Rennen.
Für Albanien hast du schon historische Erfolge gefeiert. Und doch fragen sich viele, warum du nicht für Italien startest?
Alles fing damit an, dass es diese Möglichkeit mit dem albanischen Verband gab, dass ich dort weiter mit meiner Familie arbeiten konnte. Das war für mich nämlich ein besonderes Anliegen. Es ist gut, dass meine Familie weiterhin bei mir ist. Meine Mutter ist immer auf der Strecke, mein Vater auch, und ich mag es, dieses Gleichgewicht der Familie um mich herum zu haben, auch wenn ich auf höchstem Niveau bin.
Deine Mutter – Daniela Ceccarelli – ist ja in der Ski-Welt bestens bekannt. Hat sie dir auch Ratschläge mit auf den Weg gegeben?
Seit ich klein war, hat mir meine Mutter immer wieder Ratschläge gegeben, sie hat mir immer Dinge erzählt, die sie getan hat, als sie selbst noch aktive Sportlerin war. Ich habe diese Ratschläge also von klein auf mitgenommen. Und auch jetzt habe ich sie immer noch in meiner Routine, auch wenn mir ein paar Sachen vielleicht nicht mal mehr bewusst sind, dass sie von ihr stammen. Meine Mutter hat mir also viele Ratschläge gegeben, die auch heute noch nützlich sind.
Mikaela Shiffrin hat die 100-Siege-Schallmauer durchbrochen. Wie ist es für dich gegen sie Rennen zu fahren und welchen Einfluss hat sie vielleicht auch auf deine Karriere?
Wenn man bedenkt, dass ich sie als kleines Mädchen im Fernsehen gesehen habe und jetzt mit ihr Rennen fahre und sogar mit ihr auf dem Podium stand, ist das kaum zu fassen. Spätestens jetzt, wo sie 100 Rennen im Weltcup gewonnen hat, kann man sie als Idol bezeichnen. Sie spornt die nachkommenden Generationen, die im Weltcup fahren, an, in jedem Rennen immer 100 Prozent zu geben – natürlich mich auch. Und man muss so viel Einsatz zeigen.
Was machst du, um deinen Kopf abseits der Skipisten freizukriegen?
Naja, ich bin ja immer noch 18 und bereite mich deshalb derzeit auf meinen Schulabschluss vor (lacht). Wenn die Saison nach dem Weltcup-Finale jetzt dann vorbei ist, werde ich mich natürlich darauf konzentrieren. Aber wenn ich nach Hause komme, gehe ich mit meinen Freunden aus, ich lese viel und mache schöne lange Spaziergänge mit meinem Hund. Aber auch beim Musik hören kann ich den Kopf frei bekommen.
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