41 Jahre Bürgermeister

„Es war finanziell nie so schwierig wie jetzt“

Steiermark
18.03.2025 06:30

Am Sonntag wählen Bürger von 284 steirischen Gemeinden eine neue Vertretung. Mit 41 Jahren Erfahrung ist Robert Hammer aus Unterlamm der dienstälteste Kandidat. Mit der „Krone“ traf der 70-Jährige auf seinen jüngsten Amtskollegen, Lukas Vogl aus Krottendorf-Gaisfeld.

Als Lukas Vogl auf die Welt kam, war Robert Hammer schon elf Jahre lang Bürgermeister. Gestern, sechs Tage vor den steirischen Gemeinderatswahlen, schüttelten sich die beiden als Kollegen in der Zentrale der steirischen Volkspartei erstmals die Hand: Hammer mit 41 Dienstjahren der längst gediente Ortschef ganz Österreichs, Vogl mit einem Dienstjahr der Jüngste der Steiermark. „Ich finde das wunderbar“, sagt Hammer und lacht in die Richtung seines jungen Kollegen. „Er hat beste Chancen, irgendwann der längst gediente Bürgermeister zu sein!“

Vom Vierteltelefon zum Glasfaser-Netz
Als Robert Hammer 1985 ins Amt kam, war er 30 Jahre alt und Unterlamm eine landwirtschaftlich geprägte Gemeinde an der Grenze zum Burgenland. „Damals wurden gerade die Telefonnetze für Viertelanschlüsse ausgebaut. Es war alles zu machen: Wasserleitungen, Müllabfuhr, Zufahrten zu Bauernhöfen. Ich erinnere mich daran, dass eine schwangere Frau in der Kippmulde eines Traktors zur Straße gebracht werden musste, wo die Rettung sie abgeholt hat.“

Bürgermeister unter sich: Robert Hammer aus Unterlamm, Lukas Vogl aus Krottendorf-Gaisfeld (beide ÖVP). (Bild: Scheriau Erwin)
Bürgermeister unter sich: Robert Hammer aus Unterlamm, Lukas Vogl aus Krottendorf-Gaisfeld (beide ÖVP).

In seiner Zeit als Bürgermeister hat Hammer sechs Landeshauptleute erlebt. „Bei einem Sprechtag mit Landeshauptmann Krainer musste ich einmal bis halb 3 Uhr in der Früh warten, bis ich meine Wünsche für die Gemeinde deponieren konnte.“ Viel hat sich verändert in 41 Jahren. Statt Ställen bauten die Landwirte irgendwann Pensionen, mit den Thermengästen kam der wirtschaftliche Aufschwung. „Bald steht der Glasfaser-Ausbau an, das ist mir ein großes Anliegen“, sagt Hammer, der eine Apple Watch trägt und am Freitag vor der Wahl die Jugend zur „Burger“-Meister-Party lädt.

„Gemeinde ist meine zweite Liebe“
Eines, betont er mehrfach, hat sich nicht verändert: „Die Gemeinde ist neben meiner Frau meine zweite Liebe.“ Auch, wenn es schwere Momente gibt. „Wenn man von der Polizei vorgeschickt wird, um einer Mutter zu sagen, dass ihr Sohn verunglückt ist – das ist schwierig.“

Was gibt er dem jungen Amtskollegen mit auf den Weg? Man müsse die Menschen mögen. „Und alle gleich behandeln, niemanden, auch nicht wegen einer anderen politischen Gesinnung, ausschließen.“

Lukas Vogl zögert keinen Moment, wenn man ihn fragt, ob er sich 41 Jahren in seinem Job vorstellen könnte: „Durchaus!“ Der 28-Jährige ist seit einem Jahr im Amt. „Ja, man kann nicht mehr ungestört zum Billa gehen, man trifft und kennt sehr viele Leute. Das Telefon klingelt auch am Samstagvormittag. Aber wenn man das mit Herzblut macht, ist es keine Arbeit.“

„Leute kommen weinend auf dich zu“
Die erste Bewährungsprobe kam mit einem Hochwasser im Juli, die Gemeinde wurde zum Katastrophengebiet erklärt. „Die Leute kommen weinend auf dich zu, ihre Häuser sind voller Wasser und Schlamm. Aber der Zusammenhalt war groß.“ Bei seiner ersten Wahl am Sonntag will Vogl die neun Mandate der ÖVP verteidigen. In den nächsten fünf Jahren sollen ein Hochwasserschutz und eine Kinderkrippe her, die Mittelschule wird saniert.

Für Hammer in Unterlamm ist der kürzlich geschlossene Nahversorger das Sorgenkind. Finanziell werden die nächsten fünf Jahre nicht einfach. „So schwierig wie jetzt war es in 41 Jahren nie.“ Das weiß auch Vogl. Eines wollen die beiden Bürgermeister trotzdem nie vergessen: „Das Zuhören ist das wichtigste.“

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